Rot und Not am Mann: Mönchengladbach in der Krise

Für Borussia Mönchengladbach hat der Abstiegskampf bereits begonnen. Mit acht Feldspielern beendet der Traditionsclub die Bundesliga-Partie in Hoffenheim. Auf Arango wird Trainer Frontzeck eine Weile verzichten müssen: Der Angreifer hatte übel zugetreten.

Sinsheim. Schon vier Platzverweise, aber nur sechs Punkteund seit sechs Begegnungen keinen Sieg mehr: Die Lage in Mönchengladbach ist bereits nach nur acht Spieltagen prekär. „Das wird eine ganzkomplizierte Saison“, prophezeite selbst Trainer Michael Frontzeck nachder 2:3 (1:0)-Niederlage des Tabellen-15. bei 1899 Hoffenheim amSonntagabend. Gegen die Nordbadener konnte die Borussia auch im siebtenAnlauf in der Fußball-Bundesliga nicht gewinnen - dabei schlägt RalfRangnicks Herz immer noch ein bischen für den Gegner.

„Ich war ja als ganz junger Kerl Gladbach-Fan, deshalb ist es kurios,dass wir noch nie gegen die Borussia verloren haben“, sagte der1899-Coach. Doch bei Frontzecks Team - mit 23 Gegentoren die Schießbudeder Liga - geht nichts voran. Das galt selbst noch lange nach demAbpfiff: Als der Mannschaftsbus gegen 21 Uhr auf die A 6 einbog, steckter erst einmal im Stau fest.

Dabei hatten die Gladbacher alles andere als Startschwierigkeiten. „Eine sehr gute Halbzeit“ sah nicht nur Frontzeck von seinem Team. RáulBobadilla (12. Minute) hatte die Gäste vor 30 150 Zuschauern in derausverkauften Rhein-Neckar-Arena in Führung gebracht. „Wenn du eineViertelstunde nach der Halbzeit noch 1:0 führst, dann sieht die Weltanders aus“, meinte später Borussias Vize-Präsident Rainer Bonhof, dervergeblich den Start „einer kleinen Serie“ gefordert hatte.

Doch nur 30 Sekunden nach Wiederanpfiff hatte Demba Ba ausgeglichen.Danach brach das Unheil über die Mannschaft vom Niederrhein herein: Babedrängte Gladbachs Verteidiger Anderson so ungestüm, dass der einEigentor zum 2:1 für Hoffenheim produzierte (67.). Zuvor hatte JuanArango nach einem Tritt in den Unterleib von Sejad Salihovic Rotgesehen.

Nach einer Notbremse an Ba musste auch Sebastian Schachten vomPlatz (82.) - Salihovic verwandelte den fälligen Strafstoß zum 3:1(82.), ehe Mohamadou Idrissous noch auf 2:3 (90.+1) verkürzte. Nach der„Ampelkarte“ für Idrissou und Rot für Roel Brouwers schraubten Arangound Schachten die Zahl der Platzverweise in dieser Saison auf vier.

Der Venezolaner Arango schlich sich - fast an die Wand gedrückt - ausden Katakomben des Stadions. „Das war eine Rote Karte, allerdings hatman die gleiche Aktion gestern in Wolfsburg gesehen und da gab's keine“, sagte Frontzeck mit einem Seitenhieb auf den ungeahndeten Tritt vonDiego gegen Leverkusen. „Ich habe diesen Sport auch lange ausgeübt undweiß, wie so etwas passiert. Aber es darf nicht passieren.“

Verteidiger Tobias Levels ärgerte sich ebenfalls: „Wenn man sich selbstso schwächt....“ Von einer Geldstrafe für Arango wollte Bonhof jedochnichts wissen. „Den muss man jetzt erstmal in Ruhe lassen“, meinte derWeltmeister von 1974. „Er wird schon wissen, dass er der Mannschaftgeschadet hat.“ Für Frontzeck wird die Personalnot jedoch immer größer.„Wir werden uns neu aufstellen und versuchen, es gegen Bremen besser zumachen“, versprach er jedoch.

Rechtzeitig vor der Partie am Sonntag bei Spitzenreiter BorussiaDortmund haben die Hoffenheimer nach zuvor vier sieglosen Spielen wieder Selbstvertrauen getankt. „Die Liga ist in der Tat extrem ausgeglichen,Platz 3 und Platz 12 trennen ja nur fünf Punkte. Deshalb war es extremwichtig, heute zu gewinnen“, sagte Rangnick.

Gefeiert wurde nicht nurMatchwinner Ba, sondern auch die Rückkehrer Matthias Jaissle, der nachüber eineinhalb Jahren Verletzungspause in der 85. Minute eingewechseltwurde, und Nigerias WM-Teilnehmer Chinedu Obasi ebenfalls bei seinemersten Saisoneinsatz.

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