Remis in Braunschweig - Fohlen rutschen aus Europapokalrängen

Braunschweig. Borussia Mönchengladbach kann in der Fußball-Bundesliga nicht mehr gewinnen und steckt in einer waschechten Krise. Die Mannschaft von Trainer Lucien Favre ist am Samstag bei Schlusslicht Eintracht Braunschweig nicht über ein mageres 1:1- (1:0) Remis hinausgekommen.

Jubel über das 1:0 durch ein Eigentor von Braunschweigs Keeper Davari.

Jubel über das 1:0 durch ein Eigentor von Braunschweigs Keeper Davari.

Foto: Peter Steffen

Damit sind die Gladbacher seit nunmehr acht Spielen in Folge ohne Sieg, belegen in der Rückrundentabelle einen Abstiegsplatz und sind als Tabellensiebter mit 36 Punkten auch aus den Europapokalrängen gerutscht. VfL-Sportdirektor Max Eberl zeigte sich dennoch nach dem Schlusspfiff nicht enttäuscht. Bemerkte im Gespräch mit den Medienvertretern: „Die erste Halbzeit war bescheiden, wir haben aber trotzdem 1:0 geführt. In der zweiten Halbzeit haben wir dann aus meiner Sicht ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht. Wir hatten viele Torchancen, haben ein reguläres Tor erzielt - und ein skurriles kassiert. Momentan kommt viel zusammen, aber wie die Mannschaft in der zweiten Halbzeit reagiert hat, fand ich bemerkenswert.“

Es lief die 52. Spielminute, als wohl alle im Gladbacher Lager dachten: „Das darf nicht wahr sein!“ War es aber. Fohlen-Keeper Marc-Andre ter Stegen war tatsächlich nach einem Rückpass von Kapitän Filip Daems der Ball über den Schlappen gerutscht, die Kugel trudelte so zum 1:1-Ausgleich für die Braunschweiger über die Torlinie. Kollektive Schockstarre bei den Borussen, die einige Minuten brauchten, um sich davon einigermaßen zu erholen. Ter Stegen, dem solch ein ähnliches Malheur schon im Juni 2013 im DFB-Trikot auf der Länderspielreise in den USA unterlaufen war, zeigte sich im weiteren Verlauf der Partie unbeeindruckt. Wirkte dann wieder vollkommen sicher. Aber sein Fehler kostete Borussia am Ende den Auswärts-Dreier.

Gladbach nur 1:1 bei Schlusslicht Braunschweig
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Ter Stegen stellte sich später den Medien. Dass er nach dem Schlusspfiff eine Rangelei mit Kapitän Filip Daems gehabt haben soll, bestritt der 21-Jährige. „Alles gut“, so ter Stegen. Und ergänzte: „Natürlich mache ich mir Vorwürfe, dass ich den Ball durchgelassen habe. Ich kann mich dafür nur bei der Mannschaft entschuldigen, ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe. Aber alle stehen hinter mir. Ich muss das jetzt schnell abhaken. Mich ärgert es, dass wir unentschieden gespielt haben, das hätte nicht sein müssen. Wir hatten zahlreiche Torchancen, aber durch meinen Fehler ändert sich natürlich auch der Spielverlauf.“

Es gab nicht viele spielerische Glanzpunkte im Braunschweiger Stadion. Und wenn es solche in einer fast ausnahmslos zerfahrenen Partie gab, war dafür Gladbachs Offensiv-Ass Raffael verantwortlich. Der Brasilianer hatte immer gute Ansätze, spielte auch mal schnell, leichtfüßig und technisch versiert. Dazu brachte er mit seiner Ecke und dank des Fehlers von Eintracht-Keeper Davari die Borussen in Führung. Zu wenig allerdings, um bei den Braunschweiger Löwen zu triumphieren.

Zuerst der schlimme Ter-Stegen-Bock, dann der Pfosten-Schuss von Max Kruse — und schließlich der vermeintliche Siegtreffer zum 2:1 kurz vor Schluss des eingewechselten Peniel Mlapa. Doch denkste: Schiedsrichter Perl erkannte den Treffer nicht, Mlapa soll im Abseits gestanden haben. Beim Studium der TV-Bilder allerdings eine durchaus fragwürdige Entscheidung. Mlapa stand, wenn überhaupt, gleiche Höhe — im Zweifel für den Stürmer. Ein Treffer, den der Unparteiische auch hätte anerkennen können.

Borussia tat sich schwer, gegen wacker kämpfende Braunschweiger in Tritt zu kommen. Den ersten Torschuss der Fohlen gab es erst nach 21. Minuten. Raffael verzog jedoch deutlich. Die Braunschweiger halfen den Gästen vom Niederrhein jedoch: Nach einer Ecke von Raffael sah Eintracht-Schlussmann Davari ganz schlecht aus und lenkte die Kugel ins Tor. Gladbach führte glücklich 1:0. Kurz vor der Pause kombinierte die Borussia dann das erste gefällig über Herrmann und Raffael. Schließlich wurde Hrgota freigespielt — doch der junge Schwede verschoss freistehend kläglich.

In Durchgang zwei kontrollierte Borussia die Partie zunächst — bis ter Stegens irrer Blackout (52.) samt Eigentor zum 1:1 alles änderte. Nun bekam die Eintracht die „zweite Luft“, machte Druck. Bellarabi und Kumbela kamen zu Chancen, einen Kopfball von Kessel rettete VfL-Verteidiger Korb auf der Linie. Wenige Minuten vor dem Abpfiff war dann Borussias Nationalspieler Max Kruse im Pech, sein Schuss klatschte nur an den Pfosten. Borussia traf am Ende doch noch zum 2:1 - zählte aber nicht, weil der eingewechselte Peniel Mlapa im Abseits gestanden haben soll. Das war’s. Gladbach verspielte zum dritten Mal in Folge eine Führung und bleibt somit in 2014 sieglos.

Lucien Favre (Trainer Borussia Mönchengladbach): Es war ein harter Kampf, vor allem in der ersten Halbzeit. Wir haben nicht zu unserem Spiel gefunden, weil wir den Ball nicht lange gehalten haben. Trotzdem sind wir in Führung gegangen und hatten auch noch weitere Chancen, die wir leider nicht genutzt haben. In der zweiten Halbzeit lief es besser für uns. Da haben wir uns weitere große Möglichkeiten erspielt, die wir aber auch nicht nutzen konnten. Das Problem war, dass wir wieder ein kurioses Tor bekommen haben. Das 1:1 ist schade für uns. Über die gesamte Spieldauer gesehen, hätten wir zwei Punkte mehr erreichen können.

Torsten Lieberknecht (Trainer Eintracht Braunschweig): Es war ein taktisch geprägtes Spiel. Wir haben versucht, die Gladbacher in der Vorwärtsbewegung einzudämmen. Das ist uns nur bei den Kontern nicht gelungen. Ansonsten hat die Mannschaft taktisch das abgerufen, was wir in den vergangenen Wochen vorgegeben haben. Um den Strafraum herum hatten wir mehrere Möglichkeiten, uns hat aber mal wieder die Präzision beim finalen Pass gefehlt. Nach dem Gegentor ist die Mannschaft sehr gut zurückgekommen, hat in der zweiten Halbzeit Druck erzeugt und kam auch zu Torchancen. Das endete in einem — wie ich finde — leistungsgerechten Unentschieden. Mit dem Punkt gegen eine Mannschaft, die sich im nächsten Jahr international präsentieren will und auch mit Sicherheit wird, geben wir uns zufrieden.

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