Reizfigur Baumjohann

Der künftige Münchener trifft und provoziert. Borussia gewinnt mit 1:0.

Mönchengladbach. Für Uli Hoeneß ist Alexander Baumjohann ein sogenannter Perspektivspieler. Einer dieser wenigen Hochbegabten, die mit ein, zwei Aktionen einem ganzen Spiel ihren Stempel aufdrücken können. Darum hat der Manager des FC Bayern München den 22-Jährigen auch für die kommende Spielzeit zu Deutschlands Vorzeigeklub geholt - ablösefrei. Eine Liaison also, bei der sowohl die Bayern als auch Baumjohann nur gewinnen können, sagen die Fachleute. Bei den Fans von Borussia Mönchengladbach, wo Baumjohann noch bis Mitte 2009 unter Vertrag steht, ist der Mittelfeldspieler allerdings "unten durch".

Einen Wechsel zu den Bayern verzeihen die Fans am Niederrhein spätestens seit dem Pokal-Finale 1984 und dem Abgang von Lothar Matthäus so schnell keinem Borussen-Spieler. Daher sorgte die Einwechslung (63.) von Baumjohann am Samstag in einem bis dahin eher faden Testspiel gegen Mlada Boleslav für eine aufgeheizte Stimmung im Borussia-Park. Die Pfiffe und "Bayern-Schwein-Rufe", vor allem aus der Nordkurve, waren nicht zu überhören.

Obwohl sich gerade einmal 3007 Zuschauer in der riesigen Betonschüssel eingefunden hatten. Dass dann ausgerechnet "Judas" Baumjohann per Schlenzer (74.) der abstiegsbedrohten Borussia zu einer geglückten Generalprobe für den Rückrunden-Auftakt in Stuttgart verhalf, besänftigte die Nordkurve ebenso wenig, wie Baumjohanns ausgestreckter Zeigefinger. Den hatte der Jungspund nach seinem sehenswerten Treffer zum 1:0-Endstand demonstrativ gegen seine Lippen gepresst, frei nach dem Motto: "Seid doch einfach ruhig". Eine provozierende Geste, die weder Oliver Neuville, der das Tor des Tages toll eingeleitet hatte, noch Borussias Cheftrainer Hans Meyer verhindern konnten.

"Ihm fehlt als junger Spieler noch die Nervenstärke, um auf diese Pfiffe anders zu reagieren. Er soll Leistung bringen, das ist die beste Antwort. Wir können einen motivierten Alexander noch gut im Abstiegskampf gebrauchen. Auf solche Pfiffe, die meiner Mannschaft überhaupt nicht helfen, können wir gut verzichten", sagte Meyer später. Der 66-Jährige hatte nicht nur eine "gute Trainingseinheit gegen eine tschechische Spitzenmannschaft" gesehen.

Auch die Tatsache, dass die Hereinnahme (46.) von Oliver Neuville dem Spiel seiner Mannschaft "richtig gut getan hat", stimmte Meyer etwas zuversichtlicher. Ebenso das Auftreten von Abwehrspieler Steve Gohouri, der seine offizielle "Müdigkeit" offenbar überwunden hat. Der Ivorer spielte hochkonzentriert, ließ seinem Gegenspieler keine Chance, steckte zudem zwei ganz üble Tritte weg. "Ich denke, er wird morgen wieder über Schmerzen klagen", konnte sich Meyer einen bissigen Spruch nicht verkneifen. Dass Schlusswort hatte jedoch Gohouri: "Ich will helfen, die Liga zu halten. Ich habe nie gesagt, dass ich weg will."

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