Neuer Mut in Gladbach: Favre-Nachfolger Schubert zündet

Mönchengladbach (dpa) - Mit einer solchen Premiere als Bundesligatrainer hat André Schubert nicht gerechnet. Den ganzen Frust über die lange Niederlagenserie und den Rücktritt von Lucien Favre schoss sich sein neues Team in nur 20 Minuten von der Seele und überrannte den Gegner einfach.

Neuer Mut in Gladbach: Favre-Nachfolger Schubert zündet
Foto: dpa

„Ich war selbst überrascht mit welcher Intensität und Wucht sie gekommen sind“, befand der Interimscoach von Borussia Mönchengladbach nach dem eindrucksvollen ersten Saisonsieg.

„Die Mannschaft hat alles hinter sich gelassen, was in den letzten Wochen auf sie eingeprasselt ist“, meinte Sportdirektor Max Eberl nach dem 4:2 (4:0)-Erfolg gegen den FC Augsburg.

Auch die 40 000 Zuschauer rieben sich im Borussia-Park ungläubig die Augen, nachdem Fabian Johnson (5.), Granit Xhaka (17.), Lars Stindl (19.) und Mo Dahoud (21.) mit ihren Treffern einen lange nicht gesehenen Sturmlauf krönten. Augsburg schaffte im zweiten Abschnitt durch zwei verwandelte Elfmeter von Paul Verhaegh noch eine Ergebnisverbesserung.

Mit wenigen Kniffen, einer mutigen Aufstellung und einem neuen Kapitän hatte Schubert in der Kürze der Zeit und nur zwei Trainingseinheiten die Wende eingeleitet. „Er hat's geschafft, die Jungs frei zu machen. Es ist unglaublich, was da abgegangen ist“, befand Eberl.

„Wir waren alle total heiß, weil der Trainer uns heiß gemacht hat“, erklärte Xhaka, der erstmals als Kapitän auflief und seit der Rückkehr nach seiner Sperre wieder wichtiger Stabilisator ist. „Damit ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagte der Schweizer.

Für Schubert war klar, dass Xhaka eine zentrale Figur im Team ist. „Wir haben ihn bewusst zum Kapitän gemacht, weil er ein Spiel lenken und Mitspieler mitreißen kann. Aber er muss auch lernen, Verantwortung zu übernehmen und disziplinierter spielen“, sagte Schubert.

Schon im Vorjahr kassierten die Gladbacher zwei ihrer sechs Saisonniederlagen, als Xhaka nicht dabei war. Und bei den desolaten Auftritten in dieser Saison gegen den Hamburger SV (0:3) und beim FC Sevilla (0:3) fehlte der Nationalspieler auch.

Mutig hatte Gladbachs Übergangscoach, der sich eigentlich als Regionalligatrainer in den nächsten Wochen mit dem SC Wiedenbrück und dem SC Verl beschäftigen sollte, das Profiteam aufgestellt und dabei drei zuletzt verletzte Spieler in die Startformation genommen. Zudem beorderte der 44-Jährige Lars Stindl auf die richtige - offensive - Position und traute dem 19 Jahre alten Dahoud die wichtige Rolle neben Xhaka im defensiven Mittelfeld zu.

Schubert war begeistert von seiner Mannschaft und der Leidenschaft, der Emotion und der Power. „Das war richtig gut“, sagte der Coach, warnte aber schnell davor, den ersten Sieg überzubewerten. Schon am Samstag geht es beim Tabellennachbarn VfB Stuttgart um die nächsten Punkte. „Auch da müssen wir früh draufgehen und den Gegner unter Druck setzen“, forderte Xhaka.

Lucien Favre war an diesem besonderen Abend im Borussia-Park natürlich nicht vergessen. Allerdings wirkten viele Fans nach dem Rücktritt des Trainers noch ein wenig irritiert. Ein paar Spruchbänder („Danke Lucien“, „Danke für alles“) und ein paar Gesänge, das war's für einen der beliebtesten Trainer der Borussia, der sich nach seinem Abgang durch die Hintertür selbst um einen sehr gefühlvollen Abschied gebracht hatte.

Auch Xhaka, von Favre sehr gefördert, war total überrascht von der Entscheidung. „Aber er hat jeden Spieler angerufen und sich bedankt“, erzählte der Schweizer. Und alle waren sich sicher: Auch Favre wird sich am Mittwochabend richtig gefreut haben.

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