Borussia M’Gladbach Florian Neuhaus: "Man ist nur so gut wie im jüngsten Spiel oder Training"

Rottach-Egern · Gladbachs Mittelfeld-Talent besitzt großen Ehrgeiz. Um die vom neuen Trainer für ihn angedachte Rolle zu verinnerlichen, verkürzte er sogar seinen Urlaub.

 Florian Neuhaus

Florian Neuhaus

Foto: dpa/Daniel Karmann

Zwei Wochen Urlaub müssen reichen. Was für normale Arbeitnehmer definitiv zu wenig ist und den Stars des Fußballs natürlich auch eher gering erscheint, war Florian Neuhaus ein Wunsch. Der Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach hätte nach seiner mit der deutschen U21-Nationalmannschaft bestrittenen Teilnahme an der EM noch bis zum 22. Juli frei haben können, er verzichtete jedoch darauf. "Ich bin jung, die kurze Pause darf mir körperlich wie mental keine Probleme bereiten", meint Neuhaus.

Dabei war es ja noch nicht einmal die U21-EM in Italien, die Neuhaus über das eigentliche Saison-Ende hinaus gefordert hat. Es war vor allem die für einen Bundesliga-Neuling erstaunlich hohe Einsatzzeit bei der Borussia. In 34 der 36 Pflichtspiele von Bundesliga und DFB-Pokal wirkte Neuhaus mit und zwar insgesamt über 2207 Minuten, im Schnitt also rund 65 Zeigerumdrehungen pro Partie. Dass ihm dabei auch noch vier Treffer sowie zehn direkte Vorlagen zu einem Tor gelangen, rundet die Sache ab.

Der 22-Jährige hat sich nach der einjährigen Ausleihe zum damaligen Zweitligisten Fortuna Düsseldorf auf Anhieb durchgesetzt. Doch auf diesen Lorbeeren will sich Neuhaus nicht ausruhen. Wer rastet, der rostet. Stillstand ist Rückschritt. Die dritte Woche Urlaub hätte ihn die Teilnahme am Trainingslager gekostet. "Das aber gehört zu einer Saison zwingend dazu. Also wollte ich unbedingt dabei sein. Nicht nur wegen der Arbeitsabläufe, sondern weil sich da auch der Teamgeist bildet", sagt Neuhaus.

Trainer Marco Rose plant, Neuhaus in der Mittelfeld-Raute zum "Zehner" zu machen

Natürlich geht es auch darum, sich zu positionieren. Schließlich ist in Marco Rose ein neuer Trainer erschienen, alte Meriten zählen da nicht mehr viel. Zumal Rose anstelle des von Dieter Hecking bevorzugten 4-3-3-Systems ein 4-4-2 mit Raute präferiert. "Ich sehe darin Chancen für uns. Wenn wir den Gegner früh attackieren und dabei im Zentrum viele Spieler haben, dann ist der Weg zum Tor viel kürzer", sagt Neuhaus.

Für Rose spielt Neuhaus in seinem System eine gewichtige Rolle. Denn natürlich ist dem von RB Salzburg geholten Trainer nicht verborgen geblieben, was für ein Juwel er da im Kader hat. Der gebürtige Landsberger besitzt eine feine Technik und verbindet Kreativität mit Spielwitz. Sein Gespür für die Tiefe des Raums lässt ihn kluge Vertikalpässe spielen. Hinzu kommt besonders für die internationalen Aufgaben, dass er sich mit seiner robusten Athletik darüber hinaus auch körperlich zu wehren weiß.

Ein Gesamtpaket, das ihn bei Roses Überlegungen in eine ganz neue Rolle bringen könnte. In der Raute soll Neuhaus als "Zehner" agieren. "Im Zentrum fühle ich mich eh am wohlsten, warum nicht auch direkt hinter den Spitzen? Das kann meine persönliche Entwicklung nur voranbringen", sagt Neuhaus. Das in der Jugend vom TSV 1860 München ausgebildete Talent besitzt einen großen Ehrgeiz, will sich täglich neu beweisen. "Man ist nur so gut wie im jüngsten Spiel oder Training", meint Neuhaus.

Eberls Hoffnung: Neuhaus fühlt sich mittelfristig in Gladbach gut aufgehoben

Dass er in den Fokus gerückt ist, weiß Neuhaus. Unter Druck setzen lassen will er sich davon allerdings ganz und gar nicht. Druck hat da schon eher Gladbachs Sportdirektor Max Eberl. Schließlich läuft der Vertrag von Florian Neuhaus im Juni 2021 aus und wenn er ihn nicht vorzeitig verlängert bekommt, dann könnte er sich im nächsten Sommer mit Angeboten internationaler Vereine konfrontiert sehen.

Vielleicht aber können sich die Fans der "Fohlenelf" auch Hoffnungen machen, dass einer ihrer Publikumslieblinge nicht gleich bei erstbester Gelegenheit den nächsten Schritt machen will. Zumindest wirkt Neuhaus in dieser Hinsicht sehr geerdet. "Klar kann es sein, dass ich irgendwann zu einem Verein wechseln möchte, der noch größer als Gladbach ist. Im Moment aber tut es mir sehr gut, hier zu spielen", erklärte Neuhaus. Schließlich mussten dafür nicht umsonst zwei Wochen Urlaub reichen.

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