Max Eberls Volltreffer

Gladbachs Sportdirektor kauft erfolgreich ein, nachdem der Klub über Jahre Fehleinkäufe tätigte.

Mönchengladbach. Als Verteidiger ist Max Eberl in 215 Ligaspielen nie ein Tor geglückt, auf seiner Position als Sportdirektor und Chefeinkäufer von Borussia Mönchengladbach darf sich der frühere Fußball-Profi seit Amtsbeginn (Oktober 2008) gleich über mehrere Volltreffer freuen.

Dabei war der Beginn seiner neuen Tätigkeit vor 15 Monaten mit mancherlei Problemen gepflastert. "Vor einem Jahr, da hatten wir das Messer schon am Hals", sagt Eberl, "waren nach der Hinrunde am Boden zerstört." Nur eine Winterpause später hängt der Himmel im Borussia-Park voller Geigen.

Von damals bis heute ist viel passiert: Gemeinsam mit dem damaligen Cheftrainer Hans Meyer schritt Max Eberl vor einem Jahr energisch zur Tat, holte neben Galasek den belgischen Fangkünstler Logan Bailly und den Brasilianer Dante als Libero - die entscheidenden Säulen für das Unternehmen Klassenerhalt.

Gladbach schaffte die Rettung mit Ach und Krach, legte somit den Grundstein für den weiteren "Unternehmenserfolg". Eberl, der nach Ausgeglichenheit und Kontinuität strebt und das "Bremer Modell" zum Vorbild nimmt, atmet tief durch: "Von einem Abstieg hätten wir uns so schnell nicht wieder erholt."

Jetzt ist die Zukunft rosiger denn je. Nach einer mit spielerischen Kabinettstückchen gespickten Hinrunde (21 Punkte, Platz 11) geraten die Fußball-Romantiker in Mönchengladbach sogar wieder ins Träumen. Denn Max Eberl bewies auch bei der zweiten Einkaufstour im vergangenen Sommer ein glückliches Händchen.

Mit Ausnahme von Thorben Marx gehen alle Neuen im Gladbach-Dress auf Eberls Konto, und sie haben samt und sonders eingeschlagen. "Natürlich ist das auch Glücksache, aber ich hatte von vornherein ein gutes Gefühl, dass es passt", sagt der frühere Profi im Gespräch mit unserer Zeitung.

Ganz offenkundig hat der ehemalige Nachwuchs-Direktor in Gladbach abgesehen von den Sommerhits Juan Arango und Raul Bobadilla auch wieder großen Wert auf die Verpflichtung hoch talentierter Nachwuchsspieler gelegt.

So schloss nach dem schmerzvollen Abgang von Nationalspieler Marko Marin ein anderer Marco die Lücke schneller als erwartet: Reus. Was einen wie Eberl, der sich die Förderung von Talenten ganz besonders auf die Fahne geschrieben hat, sehr freut. "Marco hat das gewisse Etwas. Es macht Spaß, ihm zuzuschauen."

Reus, noch keine 21, dribbelstark, mit Zug zum Tor, aber auch auf Absicherung bedacht, selbstbewusst, aber keineswegs arrogant, steckt vor dem Auftaktspiel am Samstag (15.30 Uhr, Borussia-Park) gegen den VfL Bochum voller Tatendrang: "Das wird eine harte Nuss, aber wir werden sie knacken. Wir müssen Bochum schlagen."

Der Rummel um Reus schmeckt Gladbachs sportliche Leitung um Vizepräsident Rainer Bonhof, Teammanager Steffen Korell, um Eberl und Cheftrainer Michael Frontzeck überhaupt nicht. Doch zu stoppen ist der Hype um den pfiffigen Jungspund wohl nicht mehr. Denn wann immer beim ehemaligen Abonnementmeister vom Niederrhein auch nur im Ansatz ein hoffnungsvoller Spieler in aller Munde ist, werden im Borussia-Park Erinnerungen wach an die große Vergangenheit, an die Zeit der "Fohlen-Elf" vom Bökelberg. An den jungen Netzer, an Laumen, Vogts und Heynckes Jupp.

Ob Historie oder Zukunftsträume - Cheftrainer Michael Frontzeck lässt sich auf seinem Weg nicht beirren. Der kühle Pragmatiker und Teamplayer weiß, wie schnell die Stimmung umschlagen kann. "Ich bin Realist", sagt der 45-Jährige, "wir haben noch nichts erreicht. Die Mannschaft ist auf einem guten Weg, doch vor uns liegt noch viel Arbeit." Zum Beispiel am Samstag gegen den VfL Bochum.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort