Analyse Marco Rose hat trotz Heimmisere weiterhin Stimmungs-Kredit

Während die Leipziger sich an der Tabellenspitze der Bundesliga festsetzen konnten, hinkt Gladbach weiterhin den Erwartungen hinterher.

 Marco Rose genießt weiterhin Kredit bei den Fans, trotz Niederlage.

Marco Rose genießt weiterhin Kredit bei den Fans, trotz Niederlage.

Foto: AFP/INA FASSBENDER

Mönchengladbach Nationalspieler Timo Werner hat per Dreierpack dafür gesorgt, dass die Heimmisere bei Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach anhält. Leipzigs Stürmer erzielte am 3. Spieltag alle Treffer für RB beim 3:1 (1:0) im Borussia-Park, der ehemalige Schalker Breel Embolo konnte zwischenzeitlich für den VfL verkürzen. Während die Leipziger somit sich an der Tabellenspitze festsetzen konnten, hinkt der VfL weiterhin den Erwartungen hinterher. Die Borussia ist nunmehr saisonübergreifend seit mittlerweile zehn Heimauftritten in Folge sieglos.

Der Spieler des Spiels

Der heißt Timo Werner. Extraklasse, wie der der Angreifer die zum Teil haarsträubenden Defensivpatzer der Borussen zu bestrafen weiß. Drei Tore in einem Bundesliga-Spiel – das Kunststück war dem 23-Jährigen zuvor noch nicht geglückt. Seit Werners Bundesliga-Debüt im August 2013 hat kein anderer deutscher Spieler so viele Treffer erzielt er (68).

Der Moment des Spiels

Der ereignete sich nach dem Schlusspfiff. Statt zu pfeifen, klatschte der Gladbacher Anhang. Bei Borussias Basis hat die Elf von Trainer Marco Rose trotz der Heimmisere weiterhin Stimmungs-Kredit.

Die Grusel-Bilanz des Spiels

Borussia ist nach sieben Liga-Duellen weiterhin noch sieglos gegen RB Leipzig (fünf Pleiten, zwei Remis) – nur gegen Dortmund (acht Spiele) wartet Gladbach unter den aktuellen Bundesligisten noch länger auf einen Sieg.

Der Aufreger des Spiels

In der 41. Spielminute stellten die Gäste aus Leipzig auf 2:0 – doch das Tor zählte nicht. Das war geschehen: Schlussmann Sommer hatte Sabitzers Schuss nur abklatschen können, Kampl staubte schließlich ab, doch der Leipziger hatte den Treffer aus einer Abseitsstellung heraus erzielt, Schiri Sven Jablonski erkannte das Tor korrekterweise nicht an. Ein Eingreifen des Videoassistenten war dafür nicht erforderlich.

Der Spielfilm des Spiels

Gladbach agierte von Beginn an dynamisch, drängte die Gäste in deren Hälfte zurück. Embolo bediente Plea – drüber. Kurz darauf zog Embolo ab – erneut über das Tor. Die Fohlen blieben dran, Embolo zog an, Ginter bediente Plea, der tauchte frei vor Gulasci auf, doch der RB-Schlussmann entschärfte den Schuss des Franzosen. Gladbach ließ die Führung liegen, das rächte sich prompt. Borussia baute unpräzise auf, Leipzig eroberte das Spielgerät, Forsberg spielte den Pass in die Schnittstelle auf Werner, der ließ Ginter einfach stehen und düpierte Sommer per Beinschuss, 1:0 RB.

Die Fohlen wirkten angezählt, bis zum Pausenpfiff ging nur noch ein Plea-Freistoß auf das Leipziger Tor. Nach dem Wiederanpfiff agierte Borussia zunächst zu fehlerhaft. Johnson vertändelte den Ball, Leipzig konterte blitzschnell, Poulsen bediente Werner, Ginter und Elvedi verteidigten schlecht, so dass der Nationalstürmer alleine auf Sommer zustürmte und auf 2:0 für RB stellte.

Gladbach wehrte sich noch mal. Plea bediente Johnson, doch der vergab die Großchance zum Anschluss. Wenige Augenblicke später flankte Lainer, Orban fälschte ab, der Ball klatschte an die Latte, Leipzig schnaufte durch, um den nächsten Nadelstich zu setzen. Sabitzer wurde freikombiniert, zog ab, doch Sommer parierte stark. Noch mal Gladbach, Benes flankte, Embolo köpfte, 2:1. Der Borussia-Park bebte noch mal. Aber: Leipzig antwortete postwendend mit Super-Werner, der auf 3:1 stellte. Borussia am Boden.

Die Trainer-Stimmen zum Spiel:

Julian Nagelsmann (Trainer RB Leipzig): Ich finde, dass Gladbach in den ersten 10 Minuten die klar bessere Mannschaft war. Wir haben uns schwe getan und hatten in dieser Phase insbesondere bei der Chance von Plea Glück, dass wir nicht in Rückstand geraten sind. Danach war es für mich ein hochinteressantes und sehr rassiges Spiel, in der keine Mannschaft wirklich über- oder unterlegen war.

Wir sind dann aus meiner Sicht nicht unverdient in Führung gegangen und waren auch in der zweiten Halbzeit die deutlich gefährlichere Mannschaft, wenn man mal von den letzten fünf Minuten, in denen es nochmal knifflig war, absieht. Wir hatten nach der Pause einige gute Chancen, von denen Yann Sommer zwei mit Weltklasse-Paraden zunichte gemacht hat. Aber insgesamt haben wir uns aus meiner Sicht am Ende verdient durchgesetzt.

Marco Rose (Trainer Borussia Mönchengladbach)

Insgesamt war es eine gute Leistung meiner Mannschaft – trotzdem haben wir verloren. Am Anfang hatten wir zwei oder drei gute Möglichkeiten. In der Phase, in der wir hätten in Führung gehen können, haben wir das Tor aber nicht gemacht. In der Phase, in der wir eigentlich alles im Griff hatten, haben wir den ersten Gegentreffer bekommen. In der Pause haben wir ein paar Dinge angesprochen. Gleich nach der Halbzeit haben wir ein vermeidbares Gegentor bekommen. In dieser Szene waren wir viel zu weit auseinander und standen nicht so in den Positionen, dass wir es noch hätten verteidigt bekommen können.

Das war eine schwierige Konstellation. Wir sind aber drangeblieben, haben nach hinten heraus die zweite Luft bekommen. Wir haben nochmal richtig Druck aufgebaut. Nach dem 1:2 hatten wir sogar noch die Chance auf den Ausgleich. Wir mussten dann aber auch ein paar Situationen von Leipzig zulassen und haben dann in der Nachspielzeit noch ein unglückliches Tor kassiert. In dem Spiel waren viel Power und Dynamik drin. Meine Jungs haben über 90 Minuten das Tempo gehalten. Das zeigt, dass es geht. Trotzdem haben wir 1:3 verloren, das zeigt, dass nicht alles gut war. Die Zweikampfhärte ist ein Punkt, an dem wir ansetzen müssen. Insgesamt war es aber eine ordentliche Leistung.

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