Marco Reus: Solo eines Hochbegabten

Reus heißt der neue Rohdiamant von Borussia Mönchengladbach. Gegen Mainz erzielt der 20-Jährige das 2:0.

Mönchengladbach. Zu schmal, zu klein, nicht geschaffen für höhere Ansprüche - Worte, die sich Marco Reus während seiner Zeit bei Borussia Dortmund öfters anhören musste. Keine leichte Situation für einen pubertierenden Jugendlichen, dessen größte Leidenschaft das Fußballspielen ist.

Differenzen mit dem Trainer lassen sich da nur schwer vermeiden. "Ich habe dann 2006 beschlossen, zu Ahlen zu wechseln, wollte dort vor allem Spielpraxis sammeln", erzählt der inzwischen 20-Jährige, der so gerne Spinat und Kartoffelpüree isst.

Bei den Rot-Weissen brachte es der gebürtige Dortmunder in der vergangenen Saison auf 27 Zweitliga-Einsätze (vier Tore), fiel nicht nur den Spähern von Borussia Mönchengladbach auf. "Ich habe mich jedoch für Gladbach entschieden, weil ich bei den Gesprächen mit Sportdirektor Max Eberl ein sehr gutes Gefühl hatte", sagt Reus, für den die Borussen im Juli annähernd eine Million Euro Ablöse zahlten.

Bereits kurz darauf war im Borussia-Park vom "neuen Marco" die Rede. Reus bekam nicht nur die Rückennummer elf des zu Werder Bremen abgewanderten "Zauberzwergs" Marko Marin, sondern fiel auch wegen der fast identischen Spielweise auf. Schnell, dribbelstark, technisch versiert, torgefährlich - ein Rohdiamant eben. "Marco soll sich bei uns weiterentwickeln. Wir versprechen uns noch viel von ihm", hat Max Eberl wiederholt betont.

Dass Reus ein Hochbegabter ist, zeigt er beim VfL Woche für Woche im Training. Sein Coming-out in der Bundesliga gelang dem offensiven Mittelfeldspieler nun beim 2:0-Sieg im Duell mit Aufsteiger Mainz. Acht Minuten nach seiner Einwechslung eroberte Reus beim Stand von 1:0 in der eigenen Hälfte den Ball, setzte zu einem atemberaubenden 50-Meter-Tempo-Solo an, düpierte Torhüter Wetklo per Beinschuss und feierte schließlich ausgelassen seine Torpremiere (84.) in Liga eins.

"Ein supergeiles Gefühl, ein unvergesslicher Moment", beschreibt Reus später jenen Augenblick, der zu einem Meilenstein in seiner Karriere werden könnte.

"Jede Minute in der Bundesliga macht riesig Spaß. Aber Fragen zu einem Stammplatz sind wohl etwas früh. Ich muss noch einiges lernen, an meinen Fehlern arbeiten und mich in allen Bereichen weiterentwickeln", sagt Gladbachs neuer Himmelsstürmer. Und wenn aus dem Joker Marco wirklich einmal der Stammspieler Reus werden sollte, darf sich auch Borussias Sportdirektor über einen Transfercoup mit immenser Wertsteigerung freuen. Wie schon im Fall von Marko Marin.

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