Leichtathletik: Slottas Trainersuche über die Lautsprecher

Der Hochspringer aus Kempen war ohne seinen Trainer Herbert Dick zur Jugend-DM in Ulm gereist.

Ulm/Kempen. Noch am Tage nach seinem völlig überraschenden Triumph bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften in Ulm (die WZ berichtete) hatte der 16-jährige Christopher Slotta (Vereinigte Turnerschaft Kempen) glänzende Augen.

Er war mit neuer persönlicher Besthöhe von 1,98 Meter Deutscher B-Jugend-Meister geworden, obwohl er in der Meldeliste nur an achter Stelle gestanden hatte, aber im "extrem feuchten Wettkampf" bei Dauerregen und seifrig glatter Anlaufbahn alle Top-Favoriten geschlagen hatte.

Der junge Kempener war am vergangenen Freitag das Tagesthema im mit gut 4000 Zuschauern besetzten Donau-Stadion, denn die waren schon vor dem Hochsprungfinale auf den Kempener Obermessdiener aufmerksam geworden. Sein Trainer Herbert Dick konnte nämlich nicht mit nach Ulm reisen und hatte seinen vier Jahre jüngeren Bruder Dieter Dick gebeten, das Coaching in Ulm zu übernehmen.

Das Problem: Christopher und Dieter Dick hatten sich zuvor noch nie gesehen, und daher kam bei dem Kempener Hochspringer "mittlere Panik" auf, als er "seinen Ersatz-Coach nicht fand", wie er sagte. Christopher Slotta setzte sich daher neben den Stadion-Moderator und bat ihn immer wieder Dieter Dick ausrufen zu lassen.

Der war aber noch gar nicht im Stadion und erschien erst zum Wettkampfbeginn am Zaun in der Hochsprungkurve. Slotta staunte nicht schlecht, als er Dieter Dick, Trainer aus Bad Honnef, endlich entdeckte. "Der sieht genauso aus wie sein Bruder sogar mit dem gleichen dunklen Vollbart."

Also konnte der Hochsprung beginnen, und Christopher Slotta schaffte im Regen als einziger die Höhe von 1,98 Meter und war Meister. Für das Tagesgespräch in Ulm und um Ulm herum sorgte auch die in Ulm erscheinende Tageszeitung "Südwestpresse".

Die berichtete natürlich über Christophers Sieg und die ungewöhnlichen Coachsuche vor Ort mit einem großen Bild, wie er über die Höhe von 1,98 Meter fliegt.

Die Einladung zum B-Jugend-Länderkampf gegen Polen am kommenden Wochenende in Leipzig konnte der Kempener nicht wahrnehmen. Er fuhr gestern von Ulm aus in ein Jugend-Ferienlager nach Österreich.

"Das war schon so lange geplant, und ich konnte wirklich nicht damit rechnen, hier Deutscher Meister zu werden". Christopher Slotta trainiert nur zweimal die Woche und bezeichnet sch selbst als Hobbyspringer.

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