(K)ein Derby im Nordpark

Das Spiel gegen den Nachbarn Fortuna war weit weniger brisant als befürchtet.

Mönchengladbach. Die von der Stadt und Polizei befürchteten Zwischenfälle rund um das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf sind am Samstag ausgeblieben. Die Verantwortlichen der Ordnungsbehörden hatten im Vorfeld Gefahrenzonen erkannt und entsprechend reagiert.

Der Platz der Republik war ab 10 Uhr für den öffentlichen Verkehr gesperrt worden, und rund um das Stadion im Nordpark gab es ein Glas- und Flaschenverbot.

Schon am Gladbacher Hauptbahnhof appellierte das Ordnungsamt mit großen Plakaten an die Fans für die Einhaltung des Verbots. Jedoch wusste am Samstagvormittag niemand so recht, wie die aufgehängten Plakate zu interpretieren seien. Ob das Verbot auch für den Bereich um den Bahnhof gelte, konnten die eingesetzten Polizei-Beamten nicht beantworten, sie verwiesen auf das Ordnungsamt der Stadt.

Am Abend hieß es dort, dass das Verbot lediglich im Nordpark verhängt wurde. Spätestens an der Tür des Shuttle-Busses mussten die meisten Fans ihre Flaschen abgeben. Einige Borussen konterten kurzerhand mit „Kein Alkohol ist auch keine Lösung“, einem Lied der Düsseldorfer Band „Die Toten Hosen“.

Einer der Shuttle-Busse musste kurz vor dem Fan-Haus im Nordpark zwangsweise anhalten, da randalierende Borussen eine Sicherheits-Scheibe herausgeschlagen und die Tür entriegelt hatten.

Rund um das Stadion stand die Polizei den 51 000 Fans mit einem Großaufgebot an Beamten gegenüber. Mancher Fan vermutete sogar, es seien mehr Polizisten im Einsatz als bei einem Derby gegen Köln. Abgesehen von wenigen Böllern, die vor und während des Spiels gezündet wurden und dem Abrennen von Pyrotechnik durch Fortuna-Fans nach dem Anschlusstreffer, verhielten sich die Fans friedlich im Stadion.

Zwei der Fans waren Martin, 41 Jahre alt und Borussia-Fan seit er denken kann, und Felix, 33 Jahre alt, geboren in Mönchengladbach und ebenfalls „schon immer“ Fortuna-Fan. Die beiden kamen „mit wenig Fanbekleidung“ nach Gladbach. „Das macht uns die An- und Abreise leichter“, sagten sie beim Einsteigen in den Bus.

Die Einstimmigkeit der Beiden ändert sich schlagartig bei der Frage, ob das Spiel denn nun ein Derby sei oder nicht. Martin ist sich ganz sicher: „Ein Derby kann nur das Spiel gegen Köln sein. Das ist eine ganz andere Rivalität zwischen Gladbach und Köln. Mit der Entfernung hat das gar nix zu tun.“ Felix ist ganz anderer Meinung: „Natürlich ist das heute ein Derby! Gerade durch die geringe Entfernung.“

Als sie nach dem Spiel bei einem Bier zusammensitzen — im Gästebereich wurde nur alkoholfreies Bier ausgeschenkt — sprechen beide über die vergangen Stunden. „Die ersten fünf Minuten vom Spiel waren grottig, danach haben wir etwas stabiler gespielt aber die Stimmung war nicht so toll. Ein Scheiß-Tag“, sagt Felix über seinen Tag im Nordpark.

Martin ist deutlich zufriedener: „Das Ergebnis ist verdient. Ich kann gut verstehen, dass Felix das Spiel nicht so gut fand“, sagt er grinsend und fügt hinzu: „Aber ein Derby war es nicht! Sollte Köln in nächster Zeit nicht wieder aufsteigen, muss das eben irgendwann unser Ersatzderby werden — aber vielleicht haben wir ja Glück und bald dann wieder ein richtiges Derby.“

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