1. Bundesliga Ist Borussia Mönchengladbach von Glück und Kraft verlassen?

Borussia Gladbach verabschiedet sich aus der Europa League und von der Tabellenspitze. Ist das der Beginn einer Krise?

 Tristesse statt Tabellenspitze: Marcus Thuram (l.) und Torwart Yann Sommer haben erfolglose Tage im Gladbacher Trikot erlebt.

Tristesse statt Tabellenspitze: Marcus Thuram (l.) und Torwart Yann Sommer haben erfolglose Tage im Gladbacher Trikot erlebt.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Nicht wenige Teams sind nach einem Sieg gegen Bayern München in ein Loch gefallen. Erst jüngst musste Eintracht Frankfurt nach seinem 5:1 über den Rekordmeister drei Niederlagen in Folge hinnehmen. „Es wird für uns die nächste Herausforderung sein, mit Euphorie umzugehen“, meinte Torhüter Yann Sommer vor dem vergangenen Wochenende. Nun aber hat auch Borussia Mönchengladbach nach dem Triumph über die Bayern bereits zwei Pleiten erleben müssen. „Es war eine schwierige Woche. Das sind zwei Niederlagen, die weh tun“, sagte Sommer am Sonntag in Wolfsburg.

Nach acht Spieltagen kostete das 1:2 beim VfL Wolfsburg Platz eins der Bundesliga. Dort allerdings hatte die Gladbacher auch niemand und erst recht nicht derart lange erwartet. Das am 6. Oktober nach dem 5:1 über den FC Augsburg entstandene Bild war von den meisten Experten zur kurzzeitigen Irritation der Tabelle erklärt worden, hatte dann aber immerhin zehn Wochen Bestand. Aktuell Rang zwei ist kein Beinbruch, viel schlimmer dagegen wiegt das 1:2 gegen den international zweitklassigen Istanbul Basaksehir FK, welches das Aus in der eher unkomplizierten Gruppe der Europa League bedeutete.

Zwar zeigte sich Trainer Marco Rose irritiert darüber, dass seiner Mannschaft nun umgehend eine Krise zugeschrieben wird. Fragen werfen die beiden Niederlagen binnen vier Tagen jedoch natürlich schon auf. Vor allen Dingen nach der Kraft. So fielen die beiden entscheidenden Gegentreffer durch Enzo Crivelli und Maximilian Arnold in der 90. Minute bzw. in der Nachspielzeit. Zuvor gab es viermal einen eigenen Treffer in der Nachspielzeit, was neben physischer sowie mentaler Kondition natürlich immer auch ein Quäntchen Glück beinhaltet. „Wenn man so viele englische Wochen hat, dann zehrt das irgendwann an den Kräften“, sagte Sommer.

2:1 gegen Düsseldorf, 5:1 gegen Augsburg, 4:2 gegen Frankfurt, 3:1 gegen Bremen und 4:2 gegen Freiburg. Stets hatte die Borussia nach Europa-League-Spielen in der Bundesliga gewonnen. Nun also nicht, noch dazu gab es zum ersten Male zwei Niederlagen in Folge. Verloren hat Gladbach in jedem Fall sein Glück. Nicht nur, dass aus späten Treffern nun späte Gegentreffer geworden sind. Erinnert sei auch an den unberechtigten Elfmeter zum 1:1 in Rom, die Abwehrschlacht in Leverkusen sowie Entscheidungen des Video-Assistenten wie beim aberkannten Treffer von Werder Bremen.

„Manchmal hatte man das Gefühl, wir wären in Unterzahl“

Gegen Basaksehir FK hingegen klatschte der Kopfball von Marcus Thuram in der Schlusssekunde nur an den Pfosten. In Wolfsburg wurden beide wegen Abseits bzw. Fouls umstrittenen Treffer der Gastgeber nicht überprüft, was der DFB inzwischen im Falle des 1:0 als Fehler bewertet hat. „Das muss man erstmal schlucken“, meinte Sommer. Doch Glück hin oder her, es war eine verdiente Niederlage. 6:17 Torschüsse sprechen eine klare Sprache, zudem war die Laufleistung geringer als die des VfL und es wurden weniger Zweikämpfe gewonnen. Was dann doch wieder die Frage nach dem körperlichen Verschleiß ins Spiel bringt.

„Ich muss sagen, dass wir in der zweiten Hälfte die schlechtere Mannschaft waren. Wir hatten Schwierigkeiten, uns zu entlasten und hinten rauszukommen“, sagte Sommer und Jonas Hofmann meinte: „Manchmal hatte man das Gefühl, wir wären in Unterzahl. Die Bemühungen, stringent nach vorne zu spielen, sind immer irgendwie verpufft.“

Soll die in der Bundesliga bisher starke Hinrunde nicht doch ein kriselndes Ende finden, dann müssen die Spieler gegen Paderborn am Mittwochabend und bei Hertha BSC am Samstagabend noch mal auf die Zähne beißen. „Wir versuchen diese Punkte zu holen“, sagte Hofmann und Sommer ergänzte: „Es gilt jetzt, die Ruhe zu bewahren.“

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