Heynckes’ erster Streich

Bayern durchbricht beim 2:1 Gladbacher Beton – und hat sich entschieden, Louis van Gaal holen zu wollen.

München. "5 Spiele, 5 Siege, Deutscher Meister FC Bayern", prangte in großen Lettern auf einem riesigen Transparent in der Münchener Fankurve. Die Erwartungen an den neuen Cheftrainer Jupp Heynckes und seine Mannschaft sind im Liga-Endspurt klar definiert. Mit dem ziemlich unspektakulären 2:1-Sieg gegen Abstiegskandidat Borussia Mönchengladbach ist die erste Aufgabe im Spiel eins nach Jürgen Klinsmann denn auch pflichtgemäß gelöst.

Und auch darüber hinaus haben die Bayern scheinbar Fortschritte gemacht. Laut der "Süddeutschen Zeitung" habe der Klubvorstand den Beschluss gefasst, Louis van Gaal zu holen. Der Meistertrainer des AZ Alkmaar besitzt bei den Niederländern eine Ausstiegsklausel in seinem bis 2010 laufenden Vertrag. "Wie es aussieht, kommt er da raus, wir müssen keine Ablöse zahlen", sagte Bayern-Manager Uli Hoeneß, dementierte aber eine Vorentscheidung. Eine Verpflichtung von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, den Franz Beckenbauer ins Spiel brachte, bezeichnete Hoeneß dagegen als "eher weniger wahrscheinlich".

Gegen die Bayern unternahm das Gladbacher Team von Trainer Hans Meyer mit seinem starren Defensivsystem alles, Tore zu verhindern. "Als ehemaliger Stürmer weiß ich nur zu gut, wie schwer es ist, solch einen Abwehrriegel zu knacken", sagte Heynckes.

Für Heynckes bleibt der VfL Wolfsburg Titelfavorit. "Jetzt müssen wir erst einmal in Cottbus nachlegen. Das wird ein heißer Tanz", sagte der fröhlich gelassene 63-jährige Interimstrainer, der von den Münchener Zuschauern freundlich empfangen wurde.

Heynckes’ Antipode Hans Meyer kämpft mit der Borussia schon seit Wochen um den Klassenerhalt. Da ist ihm augenscheinlich jedes Mittel recht: Da die Gladbacher in 40 Spielen bei den Bayern ohnehin nur einmal gewonnen haben und Meyer im ersten Spiel nach der Ära Klinsmann stürmische Gastgeber erwartet hatte, rührte Meyer Beton an und ging ohne Stürmer ins Spiel - um wenigstens im Torverhältnis gegenüber der Konkurrenz nicht weiter an Boden zu verlieren.

Die mitgereisten 7000 Gladbach-Fans nahmen das in der ersten Hälfte noch klaglos hin, zumal nach dem Ausgleichstreffer durch Filip Daems (38./Foulelfmeter) ein Fünkchen Hoffnung aufkeimte. Aber zu Beginn der zweiten Hälfte wurden die Rufe nach Jungnationalspieler Marko Marin lauter, und schließlich skandierte der ganze Gladbacher Fanblock: "Stürmer rein, Stürmer rein."

Meyer ließ sich nicht beeindrucken und wechselte den angeschlagenen Publikumsliebling (Knieprellung) erst eine Viertelstunde vor dem Abpfiff ein. "Wir sind hier nicht untergegangen wie Frankfurt oder Hannover", verteidigte er seine Strategie, "selbst wenn Marin kerngesund gewesen wäre, hätte ich ihn nicht früher gebracht."

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