Mönchengladbach Hecking: „Ja, ich kann Erfolg!“

Borussia Mönchengladbachs neuer Trainer beginnt seinen Job mit klaren Gedanken und wenig Versprechungen. Und mit einem Ziel.

Mönchengladbach: Hecking: „Ja, ich kann Erfolg!“
Foto: Imago, dpa

Mönchengladbach. Am Dienstagabend führte Dieter Hecking seine Frau Kerstin am alten Bökelberg in Mönchengladbach vorbei. Dort, wo einst das Stadion stand, in dem er als 18-Jähriger seine Fußball-Karriere begonnen hatte. Gestern marschierte der neue Trainer von Borussia Mönchengladbach gut 35 Jahre später klaren Schrittes im grauen Anzug in den Medienraum des Borussia Parks. Und eigentlich war Hecking während der folgenden 30 Minuten der Gegenentwurf zu Vorgänger André Schubert, was ganz gut zeigt, wie sehr sie in Gladbach Abstand nehmen wollen von der unter dem Strich doch eher misslungenen Ära des Hecking-Vorgängers.

Eberl dankte dem Ex-Trainer zwar noch einmal, bescheinigte ihm offiziell „15 Monate großartige Arbeit“, deutete aber auch an, dass sich „ein Trott angebahnt“ habe: „Wir haben im Dezember gespürt, dass wir einen neuen Impuls brauchten.“ Eine neue Tätigkeit für Schubert — das musste Eberl noch beantworten bei so viel Wohlklang — sei freilich nicht vorgesehen.

Neu ist die Art und die Ansprache des Nachfolgers: Hecking steht für „offene Kommunikation“, spielt keine Rolle, ist authentisch und jener klar strukturierte Coach, den Max Eberl gesucht hatte. Noch dazu war er gerade ohne Anstellung. „Ich hatte auch andere Anfragen aus der Bundesliga, die haben mich aber noch nicht so angefixt“, erzählte Hecking gestern vor 100 Journalisten. „Garten, Golf und Hunde“ - das habe der leidliche Hausmann kein weiteres halbes Jahr gebraucht, als Eberls Anfrage kam. So früh offenbar, als Schubert noch im Amt war, wie Hecking verriet: Er sei vor den letzten beiden Bundesliga-Spielen eingeweiht gewesen in die Abläufe.

Jetzt ist der ehemalige Wolfsburger Feuer und Flamme. „Meine Frau weiß, dass ich jetzt 100 Prozent Borussia bin“, sagte er, als er sich für die jüngsten Urlaubstage mit Gemahlin in Norwegen rechtfertigte. Von nun an lebt die siebenköpfige Familie weitgehend getrennt: Frau Kerstin bewohnt das 270 Kilometer entfernte Bauernhaus in Bad Nenndorf, Hecking wird eine Wohnung in Mönchengladbach anmieten und von dort aus Ideen entwickeln, wie eine schwächelnde Mannschaft zu alter Stärke reifen kann. „Ich habe schon viele Ratschläge lesen dürfen, aber überlasst es mir, wie ich arbeite. Ich präsentiere nicht am ersten Tag eine Patentlösung“, sagte er. „Aber wenn die Mannschaft zu Stabilität zurückkehrt, wird sie auch wieder erfolgreich sein.“

Kurze, klare Antworten, gute Präsenz — wenn der Tabellen-13. einen braucht, der jetzt voran geht, wird Hecking das sein können. „Ja, ich kann Erfolg, Ja, ich kann mit jungen Spielern, ja, ich kenne die Situation“, rief Hecking in den Raum und hatte die kritischen Geister bei so viel unverstelltem Selbstbewusstsein schnell überzeugt. Ob ihm das mit seiner Mannschaft auch gelingt?

Auch die erste unangenehme Entscheidung hatte er schon getroffen: Co-Trainer Manfred Stefes verlässt das Trainerteam um Frank Geideck und Torwarttrainer Uwe Kamps. Stefes wird von Heckings treuem Begleiter und Ex-Profi Dirk Bremser (51) ersetzt und nimmt eine Arbeit im Übergangsbereich (U17 bis U23) auf. „Ich bevorzuge kleine Trainerteams“, sagte der Chef. Offensichtlich ist man ihm im Verein mit dieser eher kostengünstigen Lösung gefolgt.

Im Internet überschlugen sich gestern die Fans angesichts des offensiven Auftritts ihres neuen Hoffnungsträgers. Wobei Hecking in den vergangenen Tagen durchaus Skepsis entgegengeschlagen war. Tenor: Ein Arbeiter (Hecking: „Als Ur-Westfale liebe ich es, hart zu arbeiten“) trifft auf eine Künstlergruppe. Nach dem extravaganten Konzepttrainer Favre wird am Niederrhein jeder Trainer kritisch beäugt, der eher hemdsärmelig daher kommt. Hecking hat dazu eine Meinung: „Künstler müssen auch hart arbeiten, damit das Kunstwerk irgendwann gut wird. Wir müssen schnell spielen und Zweikämpfe gewinnen“, gab er einen Eindruck seiner Prioritäten. „Bei allen guten Mannschaften ist zu sehen, dass die Arbeit gegen den Ball und schnelles Umschalten das wichtigste ist.“

Gelegentlich kam die Sonne hinter dunklen Wolken hervor, als Hecking mit den Seinen um 15.27 Uhr zur ersten strammen Trainingseinheit schritt. Ob es nach Kolodziejczak (siehe Kasten) noch weitere Transfers geben wird, ist ungewiss. „Wir sind beide keine großen Freunde von Wintertransfers“, sagte Eberl, der zwei Ziele im Auge hat, von denen er eines selbst verriet: „Vielleicht schaffen wir es noch auf einen einstelligen Tabellenplatz.“ Das andere Ziel benannte der Trainer: „Max hat mir verraten, dass er etwas Blechernes will. Und der DFB-Pokal ist der schnellste Weg dahin. Wenn es geht, will ich auch wieder nach Berlin“, sagte Hecking. 2015 war er mit Wolfsburg Pokalsieger geworden war. Gladbach spielt Anfang Februar das Achtelfinale bei Zweitligist Greuther Fürth. Der Weg ist noch weit. „Ich hoffe“, sagte Hecking gestern, „dass ich bleibenden Eindruck hinterlasse.“

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