Hans-Günter Bruns — Nationalspieler ohne EM-Einsatz

Der Ex-Borusse kam 1984 zu seinem Debüt, in Frankreich aber nicht zum Zug.

Mönchengladbach. 1984 hat Hans-Günter Bruns im Alter von 29 Jahren kurz vor der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich sein Debüt in der Nationalmannschaft gefeiert. Zu einem EM-Einsatz kam der Libero des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach aber nicht.

„Zu meiner Zeit waren schon ein paar gute Liberos unterwegs: Matthias Herget, Klaus Augenthaler und auch Uli Stielike, der teilweise die Position bekleidet hat“, sagt Bruns, der seit September vergangenen Jahres den Regionalligisten Wuppertaler SV trainiert und längst selbst entscheidet, wer spielt und wer nicht.

Sein Debüt gab Bruns Ende Februar gegen Belgien (1:0), als er zur Halbzeit als Linksverteidiger eingewechselt wurde. Anschließend durfte er sein Können im zweiten Länderspiel gegen die UdSSR (2:1) im Mittelfeld unter Beweis stellen, ehe am 18. April 1984 in Straßburg ein heißes Duell mit Frankreich (0:1) folgte. „Wie Toni Schumacher dort ausgepfiffen worden ist, habe ich selten erlebt.

Da haben gefühlt zwei Stadien gepfiffen, weil es zwei Jahre zuvor die Nummer mit Patrick Battiston gab (Bei einem Zusammenprall mit Schumacher bei der WM 1982 verlor Battiston zwei Zähne und erlitt eine Gehirnerschütterung, Anm. d. Red.). Ich durfte zum ersten Mal in der Nationalelf als Libero ran und habe meine Sache trotz der 0:1-Niederlage nicht so schlecht gemacht“, erinnert sich Bruns.

Und tatsächlich holte der damalige Bundestrainer Jupp Derwall den Blondschopf auch in den EM-Kader. Dabei blieb es aber vorerst. Er kam bei der EM nicht zum Zug, Deutschland schied als Vize-Weltmeister in der Vorrunde aus, und Derwall musste nach dem Turnier für Franz Beckenbauer das Feld räumen.

Nach der EM folgte für Bruns am 12. September 1984 unter Beckenbauer bei dessen Trainer-Debüt gegen Argentinien (1:3) sein viertes und letztes Länderspiel. Kein glückliches, wie Bruns findet: „Beckenbauer ist aus irgendeinem Grund auf die Idee gekommen, dass Deutschland jetzt auch mal mit Viererkette spielen müsste. Damit fängt man gegen Malta an, aber nicht unbedingt gegen Argentinien. Die Argentinier haben im ersten Durchgang gemacht, was sie wollten, und lagen 2:0 vorn“, sagt Bruns.

Trotzdem habe Beckenbauer nichts ändern wollen. „Also haben wir von uns aus das System hin zum Libero mit zwei Manndeckern geändert und waren drauf und dran, das Spiel noch zu kippen“, sagt Bruns. Aber Beckenbauer habe ihn als Auslöser für die Systemänderung ausgemacht und daraufhin verkündet, dass dies sein letztes Länderspiel gewesen sei, so Bruns.

„Im Nachhinein war meine Länderspielkarriere eine ganz kuriose Geschichte. Da kam einiges an unglücklichen Umständen zusammen. Aber ich möchte diese Zeit nicht missen. Ich habe vier Länderspiele gemacht und war bei einer Europameisterschaft dabei. All das, was ich mir als Kind erträumt hatte, habe ich erreicht“, sagt Bruns.

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