Gladbachs stumpfe Spitzen treffen nicht

Beim 0:1 in Nürnberg erzielt der ehemalige Borusse Peer Kluge das entscheidende Tor.

Nürnberg. Michael Frontzeck schaute gedankenverloren, als ihm der Bundesliga-Spielreport vor der Pressekonferenz in Nürnberg gereicht wurde. Sekundenlang starrte der Gladbacher Cheftrainer, seine Umgebung kaum wahrnehmend, daraufhin auf das spröde Blatt Papier, das über den Tabellenstand informierte - Absturz von Rang fünf auf neun.

"Aber auch das ist eine Erfahrung, die man macht, das ist Bundesliga", sagte Frontzeck nach dem entgangenen Punktgewinn in der Nürnberger WM-Arena, "leider ist meine Mannschaft für ihren Aufwand nicht belohnt worden."

Der "Club" wiederum feierte zum Ausklang des großen Volksfestes gleich um die Ecke am Dutzendteich recht ausgelassen den ersten Saisonsieg (1:0). "Jetzt freuen wir uns auf das Derby gegen die Bayern", sagte Trainer Michael Oenning und wirkte entspannt.

Als es die Gladbacher nach Ablauf der regulären Spielzeit nicht geschafft hatten, ihre Überlegenheit in bare Münze umzuwandeln und Torwart Raphael Schäfer zu überwinden, hätte es beinahe ein Cluberer für sie erledigt.

Mit einem gewagten Rückpass aus der Not heraus zwang Dennis Diekmeier in der Nachspielzeit seinen Torhüter zu einer Glanzparade. So blieb es bei jenem frühen Treffer von Peer Kluge (6.), der sich als "Gladbacher" ob seines Siegtores zierte, in Jubel auszubrechen. "Ich habe immerhin sechs Jahre für die Borussia gespielt. Das verbindet."

Trotz redlichem Bemühen strahlte die Borussia zu wenig Torgefahr aus und blieb beim Aufsteiger insbesondere vor der Pause einiges schuldig. "Vielleicht ist uns ein wenig die Leichtigkeit abhanden gekommen", vermutet Gladbachs Trainer. So wie noch beim 3:3 zum Auftakt im Ruhrstadion, als sein Team den VfL Bochum 45 Minuten lang um den Finger wickelte.

Frontzeck versank an seinem 101. Arbeitstag bei seinem Klub gleichwohl nicht in Trauer. Aber die Niederlage wurmte, sie war bitter und unnötig, weil die Borussia nach der Pause aufdrehte und den Club fast an die Wand spielte. Aber nur fast.

Zu allem "Ungemach" verweigerte Schiedsrichter Peter Gagelmann den Gästen einen Elfmeter, als Karim Matmour im Strafraum umgesäbelt wurde (70.). "Wir waren die bessere Mannschaft, aber nicht durchschlagskräftig genug", sagte Gladbachs Kapitän Tobias Levels, "man sollte nicht zu viel von uns erwarten. Wir sind keine Überflieger. Man muss sich immer wieder vor Augen halten, wie knapp wir in der vergangenen Saison am Abstieg vorbeigeschrammt sind."

Dass Mönchengladbach den guten Eindruck des gelungenen Saisonauftakts durch die jüngsten Auswärtsniederlagen verspielt haben könnte, bestreitet Sportdirektor Max Eberl: "Das war kein Rückschlag." Am Samstag bietet sich den Gladbachern die Gelegenheit zur Korrektur. Dann kommen die "Überflieger" der vergangenen Jahre - 1899 Hoffenheim.

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