Borussia Mönchengladbach Gladbachs Abwehrprobleme: Spagat zwischen Routine und Nachwuchs

Borussia Mönchengladbach hat ein Defensivproblem. Die erfahrenen Spieler kommen nicht zum Zuge, die jungen machen Fehler. Derzeit fehlt die Balance.

André Schubert macht sich Gedanken um die Abwehr seiner Borussia.

André Schubert macht sich Gedanken um die Abwehr seiner Borussia.

Foto: Guido Kirchner

Mönchengladbach (dpa). Die im Vorjahr nach Bayern München beste Abwehr im deutschen Fußball präsentiert sich derzeit extrem anfällig. 18 Gegentreffer in den vergangenen fünf Pflichtspielen bedeuten im Schnitt 3,6 Gegentore pro Partie - im Vorjahr waren es in der Bundesliga 0,76. Die Gründe liegen auf der Hand: Unter Trainer André Schubert verteidigt die Mannschaft höher und riskanter, unter Lucien Favre war Sicherheit das oberste Gebot.

Der Vorteil: Im neuen Abwehrsystem spielen die Gladbacher offensiver, doch hinten sind sie anfällig wie eine Schülermannschaft. „Wir haben Fehler gemacht, die du gegen einen Gegner auf diesem Niveau nicht machen darfst“, bekannte Schubert nach der 1:3-Niederlage gegen Borussia Dortmund. Auffällig ist, dass der Gegentorschnitt auch stark von der personellen Zusammensetzung in der Innenverteidigung abhängt.

Gegen Dortmund setzte Schubert in Andreas Christensen und Nico Elvedi auf zwei 19-Jährige - der genesene Kapitän Martin Stranzl saß nur auf der Bank. In bislang 20 Pflichtspielen seit seinem Amtsantritt wählte Schubert fünf Varianten in der zentralen Verteidigung: dreimal eine Dreierabwehrreihe (Gegentorschnitt: 3,3) und in den restlichen 17 Spielen vier verschiedene Innenverteidiger-Pärchen.

In allen Spielen dabei: Chelsea-Leihgabe Christensen. Mit Nico Elvedi (2,5) und Havard Nordtveit (2,5) war der Gegentorschnitt ebenfalls sehr hoch. Die beiden besten Varianten waren Christensen mit Jantschke (0,6) und Christensen mit Alvaro Dominguez (0,8). Jantschke und Dominguez sind derzeit allerdings verletzt.

Stranzl, im Vorjahr Sicherheitsgarant der Borussen-Abwehr, spielt unter Schubert derzeit (noch) keine Rolle. Der Trainer meint, Stranzl müsse sich an das neue System gewöhnen. „Wir spielen völlig anders. Wir verteidigen sehr viel höher, wir attackieren sehr viel früher. Auch daran muss sich ein Spieler gewöhnen, wenn vorher ein paar Jahre anders gespielt worden ist“, befand der Trainer.

Auch Jantschke, unter Favre ebenfalls ein wichtiger Stabilisator, kam vor seiner Verletzung nur sporadisch zu Einsätzen im Abwehrzentrum. Er sei ein Außenverteidiger, meinte Schubert. Routinier Roel Brouwers, der im Vorjahr in Pflichtspielen noch 19 Mal als Innenverteidiger startete, spielt überhaupt keine Rolle mehr. Kompliziert wird es dadurch, dass Christensen, der zu einer festen Größe gereift ist, wie Stranzl rechts in der Innenverteidigung spielt. Ein Versuch im Testspiel gegen Bochum (2:5) mit Stranzl rechts und Christensen links offenbarte einige Abstimmungsprobleme.

Schubert verteidigte seine Nominierung der Nachwuchskräfte - immerhin spielt in Mo Dahoud auch ein 20-Jähriger im zentralen defensiven Mittelfeld. „Wir sind auch verantwortlich für die Entwicklung der jungen Spieler. Sie sollen Erfahrung sammeln“, meinte der Coach.

Das ist die grundsätzliche Ausrichtung des Clubs. Doch in erster Linie zählen natürlich die Ergebnisse. Das weiß auch Max Eberl. „Wenn man die Räume wie am Samstag zu groß werden lässt und sich solche Fehler erlaubt, wird man in der Bundesliga nicht dauerhaft oben dabei sein können. Wir müssen die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive finden“, fordert der Sportdirektor vor der nächsten Partie in Mainz am Freitag. Dann vielleicht wieder mit Stranzl.

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