Borussia Mönchengladbach Gladbach verzweifelt in der Fremde

Rekordzahlen präsentiert die Borussia am Montag auf der Jahreshauptversammlung. Sportlich aber verspielt das Team derzeit die Basis dafür.

André Schubert findet auswärts derzeit mit Gladbach sein Glück nicht.

André Schubert findet auswärts derzeit mit Gladbach sein Glück nicht.

Foto: Julian Stratenschulte

Mönchengladbach. Wirtschaftlich schwebt Gladbach auf Wolke sieben. Königsklasse heißt das Zauberwort. Durch die erstmalige Teilnahme an der Champions-League im vergangenen Jahr hat Borussia Mönchengladbach rund 30 Millionen Euro zusätzlich erwirtschaftet. Mit dieser opulenten Extra-Einnahme auf internationaler Fußballbühne wird Geschäftsführer Stephan Schippers den Mitgliedern am Montagabend auf der Jahreshauptversammlung einen neuen Umsatzrekord präsentieren. Mehr als 130 Millionen Euro stehen unterm Strich der jüngsten Ergebnisrechnung. „Die Teilnahme an der Champions-League war sportlich und wirtschaftlich ein Meilenstein für Borussia Mönchengladbach“, sagt Schippers im Vorfeld des großen Treffens im Borussia-Park.

Sogar die Teilnahme an der Europa League steht auf dem Spiel

Die Mitgliederversammlung dürfte seit diesem Wochenende allerdings merklich getrübt sein: Denn die „Königsklasse 2016“ hängt am seidenen Faden. Die Gladbacher laufen nach der enttäuschenden 0:2-Niederlage beim Liga-Schlusslicht Hannover 96 sogar Gefahr, auf der Zielgeraden der Saison sogar ganz aus den Europapokalplätzen zu fallen und selbst die Europa League zu verpassen.

Entsprechend enttäuscht reagierte Sportdirektor Max Eberl auf die erschreckend schwache Darbietung der Fohlen-Elf in der niedersächsischen Landeshauptstadt. „Es ist sehr ärgerlich, dass wir dieses Spiel verloren haben. Aber wie schon in Ingolstadt ist diese Niederlage verdient — so ehrlich müssen wir sein“, resümierte Eberl, „die Mannschaft hat in Hannover leider vieles vermissen lassen. Auch Moral und Leidenschaft. Ich bin sehr, sehr enttäuscht.“

Trainer Andre Schubert wirkte ob der emotionslosen Darbietung seiner Elf, die unter anderem sechs Kilometer weniger an Laufleistung absolvierte als ihr Gegner, konsterniert: „Uns hat die Bissigkeit gefehlt. Das war einfach zu wenig“, sagte der 44-jährige Fußballlehrer nach der zehnten Auswärts-Niederlage in dieser Saison. Mönchengladbachs Auswärtsschwäche ist tatsächlich eklatant. Seit dem 4:1-Sieg bei Hertha BSC Ende Oktober vergangenen Jahres gab es in den folgenden neun Spielen sieben Niederlagen und lediglich zwei Remis. Im heimischen Borussia-Park gewann das Team von Andre Schubert hingegen zuletzt fünfmal hintereinander — bei einem Torverhältnis von 18:1.

Dass Schuberts Mannschaft ausgerechnet jetzt, wo es drauf ankommt, an Schwung einbüßt, seltsam lethargisch auftritt und auswärts weiter konstant leer ausgeht, ist befremdlich. Einzige Hoffnung auf Besserung: Nach zwei Pleiten in der Fremde ruft nun wieder der heimische Borussia-Park im Spiel gegen 1899 Hoffenheim. Und Leitwolf Granit Xhaka kehrt nach seiner Gelbsperre wieder zurück. Bis zum letzten Spieltag in Darmstadt (14. Mai) sollte sich der Schweizer keine Eskapaden mehr erlauben. Bis jetzt ist es Schubert immer gelungen, sein Team vor vertrauter Kulisse auf Kurs zu bringen. Seine Heim-Bilanz ist eindrucksvoll. Nach Lucien Favres fatalem Start (fünf Niederlagen am Stück) ging es unter Schubert furios weiter (von Platz 18 auf Rang vier nach der Hinrunde), ehe in der Rückrunde ein ständiges Auf und Ab den Liga-Alltag im Borussia-Park bestimmte. „Das sind Spätfolgen einer Saison, die äußerst strapaziös ist und uns auch durch etliche Verletzungen mächtig zugesetzt hat“, sagt Schubert. Seine junge Mannschaft schwächelt zweifellos im denkbar ungünstigsten Moment. Eberl drückt jetzt vehement aufs Gaspedal. „Wir sollten tunlichst vermeiden, am Ende einer komplizierten Saison alles zu verspielen“, sagte er. Und: „Ich möchte die Saison so beenden, wie es ihr angemessen wäre.“ Was ein klares Signal in Richtung Team und auch Trainer André Schubert (Vertrag bis 2017) ist.

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