Gladbach konstant am Rande des Abgrunds

Das 1:4 in Frankfurt deutet nicht nur Trainer Hans Meyer als fatales Zeichen im Existenzkampf.

Frankfurt. Erst gab es Pfiffe und Buhrufe gegen Friedhelm Funkel, dann rasten die Fans in der Eintracht-Kurve vor Begeisterung. Nach dem 4:1-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach haben die Hessen, die vor 50 Jahren zum ersten und einzigen Mal Deutscher Meister wurden, den Klassenerhalt fast geschafft. "Vorsichtig, ein paar Punkte fehlen noch. Es gibt keinen Grund abzuheben", sagt Vorstandvorsitzender Heribert Bruchhagen, der allen Unkenrufen zum Trotz durch seine Besonnenheit dazu beigetragen hat, dass Cheftrainer Friedhelm Funkel auch das fünfte Jahre seines Wirkens am Riederwald schadlos überstanden hat.

Während Bruchhagen und Funkel Planungssicherheit haben und die neue Spielzeit in der WM-Arena in Angriff nehmen können, sind die Verantwortlichen im Borussia-Park nahezu zur Untätigkeit verurteilt. Erste Liga? Zweite Liga? Gladbach tritt auf der Stelle - verteidigt seit dem fulminanten 4:2-Sieg beim 1. FC Köln am 14. März beharrlich Platz 16 (Relegation) und tut nach nur einem mickrigen Pünktchen - zwölf wären möglich gewesen - derzeit alles, um für eine düstere Stimmung zu sorgen.

Ausgerechnet in der entscheidenden Phase der Saison schwächeln die Gladbacher und befinden sich permanent in einem Zustand innerer Spannung und Sorge um den Verbleib im Oberhaus. So ging dann auch Cheftrainer Hans Meyer nach der neunten Auswärtsniederlage hart mit seiner Mannschaft ins Gericht. "Das war zu wenig. Wir haben keine Sicherheit im Spiel gehabt, zu wenig Kreativität, zu wenig Entschlossenheit gezeigt und nichts getan, um unser Selbstbewusstsein zu stärken." Insbesondere habe er die letzte Leidenschaft vermisst: "In der jetzigen Situation musst du erst recht bis ans Limit gehen. Diese Leistung erschwert unseren Kampf gegen den Abstieg, und jetzt haben wir Bielefeld vor der Nase."

Das Gladbacher Spiel in Frankfurt war mit einer Vielzahl von Fehlern behaftet, die es der heimischen Mannschaft leicht machte, ihre Trümpfe auszuspielen. Die Eintracht konterte erfolgreich im eigenen Stadion, profitierte zudem von der Naivität der Gladbacher bei Standards und der behäbigen Innenverteidigung (Dante/Brouwers). "Wir haben einfach alt ausgesehen bei den Frankfurter Toren", klagte Marko Marin, einer der wenigen Lichtblicke im tristen Fußball-Einerlei.

In seiner früheren Heimat beschwor der Dribbelkünstler als Einziger immer wieder Gefahr im Eintracht-Strafraum herauf. Marin, der einst mit der Eintracht-C-Jugend Hessenmeister wurde, hätte den Gast sogar in Führung bringen müssen. Doch Torwart Markus Pröll parierte glänzend (15.). Im weiteren Verlauf der mittelmäßigen Begegnung holte Marin zwei (berechtigte) Elfmeter heraus: Michael Bradley scheiterte an Pröll, Daems verwandelte. Zu wenig, um etwas fürs Punktekonto zu tun und auf der Zielgeraden Mut zu schöpfen.

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