DFB-Team Ein Gladbacher wird auch für die Nationalmannschaft immer wertvoller

München · Nicht nur Joachim Löw hat auf den Gladbacher Allrounder Jonas Hofmann gesetzt, sondern auch Hansi Flick hält an ihm fest. Deshalb will die eigene Zukunft gut überlegt sein.

 Der Profi des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach freut sich über sein Tor gegen England.

Der Profi des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach freut sich über sein Tor gegen England.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Jonas Hofmann konnte ja nichts dafür, dass ihn Bundestrainer Hansi Flick gemeinsam mit Jamal Musiala vom Feld holte. Die Fußballfans in der vollbesetzten Münchner Arena wurden damit nach 65 Spielminuten beim Klassiker Deutschland gegen England (1:1) in einen Zwiespalt gestürzt: Eigentlich hatten beide ja ausufernden Applaus verdient, der Torschütze Hofmann, 29, und der Trickser Musiala, 19, doch irgendwie war klar, dass der für den FC Bayern spielende, zehn Jahre jüngere Edeltechniker Musiala mit der facettenreichen deutsch-englischen Vita noch einige Dezibel mehr an Zuneigung zu hören bekam.

Was nicht hieß, dass es hinterher nicht noch viel Lob für Hofmann gab, der aktuell noch bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag steht. Wer erst als Einwechselspieler gegen Italien (1:1) den Ausgleich einleitet, dann gleich gegen England mit seinem dritten Länderspieltor im zwölften Einsatz nachlegt, der hat vieles richtig gemacht. „Ich habe den Ball super getroffen. Er hat ein bisschen geflattert, das war schwierig für den Torhüter“, beschied Hofmann, der damit wohl Jordan Pickford von einer Schuld freisprechen wollte, obwohl der englische Keeper mindestens so eigenartig wie die Kugel flog.

Dass der Allrounder überhaupt in diese Abschlusssituation kam, war nicht nur dem erhellenden Zuspiel von Joshua Kimmich zu verdanken, sondern auch seiner Position. Nicht rechts hinten, sondern rechts vorne war einer zu finden, der genau weiß, dass Vielseitigkeit im modernen Fußball ein Qualitätssiegel ist. Und so hat Hofmann gelernt, sich besser nicht zu positionieren, wenn er mal wieder gefragt wird, wo ihn der Bundestrainer am besten aufstellen soll. „Er schätzt es, mich hinten und vorne rechts einsetzen zu können. Dazu noch zentral wie es in Gladbach meine Rolle ist“, erklärte er und ergänzte: „Wenn er die Flexibilität hat, dann passt er es dem Gegner, dem Spiel und der Situation an.“

Der in Heidelberg geborene Flick hält viel von dem in Heidelberg geborenen Hofmann, und das hat tatsächlich rein gar nichts mit dieser zufälligen Brücke zu tun. Schon Joachim Löw hatte in Hofmann eine Allzweckwaffe gesehen und ihn vor der EM zum Rechtsverteidiger umgeschult, dann aber wegen einer Knieverletzung nicht einsetzen können. Flick führte diese Idee mit Amtsantritt fort, weil er gerade gegen schwächere Gegner gerne mit Außenverteidigern spielt, die nach vorne Impulse setzen. Dass er gegen England den nach hinten grundsoliden Lukas Klostermann aufstellte, könnte für die WM in Katar ein Fingerzeig sein – und auf eine Art Arbeitsteilung hindeuten. Das Gute ist, dass Hofmann überhaupt froh ist, bei der DFB-Auswahl dabei sein zu dürfen. „Mir gefällt es nach wie vor, ich fuchse mich da immer mehr rein“, sagte er vergangenen Woche zu seiner Rolle bei einer Pressekonferenz in Herzogenaurach, wo er sich als „polyvalenter Spieler“ beschrieb, dem es vergleichsweise leicht falle, „zu switchen“. Solche flexible Typen sind in jedem WM-Kader willkommen.

Reiflich muss nun überlegt werden, wo er seine Zukunft sieht. Am Niederrhein, wo sein Vertrag noch bis 2023 läuft und mit Daniel Farke nun endlich ein neuer Trainer gefunden ist? Mit Gladbachs Sportdirektor Roland Virkus hat sich Hofmann zuletzt ausgetauscht. Über seine eigene Zukunft aber entscheide er nicht am Telefon, sagte er, sondern er möchte seinem Gegenüber bei solchen Gesprächen in die Augen sehen. Seine Gedanken würden in mehrere Richtungen gehen. Dass er in der WM-Saison auf Vereinsebene keine weitere internationale Erfahrung sammeln kann, spiele in die Entscheidung „mit rein“, auch wenn sich Jonas Hofmann vor den Länderspielen noch nicht so anhörte, als müsse er zwingend den Verein wechseln. Vermutlich hängt alles davon ab, wer sich diesen Sommer noch für den deutschen Nationalspieler interessiert, der bei seiner Auswechslung gegen England den zweitgrößten Applaus bekam.

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