Analyse Gladbach gegen Fortuna - Eine Achterbahnfahrt der Emotionen

Mönchengladbach · Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach hat binnen acht Tagen das zweite Derby gewinnen können. Die Elf vom Niederrhein setzte sich am Sonntag im Heim-Duell gegen Nachbar Fortuna Düsseldorf mit 2:1 (0:1) durch.

Gladbach gegen Fortuna - Eine Achterbahnfahrt der Emotionen
Foto: dpa/Marius Becker

Am Spieltag davor hatten die Gladbacher beim Erzrivalen und Aufsteiger 1. FC Köln (1:0) triumphiert. Eigentlich eine perfekte Rheinland-Woche für den VfL – wäre dazwischen nicht die Voll-Blamage vor eigenem Publikum zum Auftakt der Europa League gegen den krassen Außenseiter Wolfsberger AC (0:4) gewesen. Dass es in Gladbach im Anschluss nicht richtig unruhig geworden ist, das hat der Franzose Marcus Thuram nun verhindert. Er brachte die Mannschaft von Marco Rose gegen Düsseldorf per Joker-Doppelpack zurück in die Erfolgsspur. Adams hatte starke Gäste aus der Landeshauptstadt zunächst in Führung geköpft, doch am Ende ging den Fortunen im Borussia-Park die Puste aus. Folge: Im (saisonübergreifend) zwölften Anlauf gewinnt Gladbach mal wieder ein Heim-Pflichtspiel.

Der Moment des Spiels: Der ereignete sich nach dem Schlusspfiff. Waren am vergangenen Donnerstag während der Europapokal-Schmach gegen Wolfsberg noch tausende Borussia-Fans vorzeitig aus dem heimischen Stadion geflüchtet, harrte die Gladbach-Basis nun geschlossen bis zum Schlusspfiff aus. Mehr noch, sie klatschte und sang die Fohlen bis in die Nachspielzeit hinein zum Dreier gegen Düsseldorf. Borussia schrammt, mit den Fans im Rücken, an einer ersten Mini-Krise vorbei. Gemeinsam wird der Dreier im Anschluss ausgelassen gefeiert.

Der Spieler des Spiels: Der heißt Marcus Thuram. Gladbachs Frankreich-Stürmer nutzt die Schlussphase für einen fulminanten Auftritt, sorgt mit zwei Treffern binnen 15 Minuten für eine Wende im hartumkämpften Rheinland-Fight gegen Düsseldorf – und das als Einwechselspieler.

Der Aufreger des Spiels: Tor. Ja! Nein! Ja! Was für eine Achterbahnfahrt der Emotionen, die die Gladbacher samt ihrem Anhang in der Schlussphase des Duells gegen Düsseldorf erlebt haben. Wie auch die Fortuna-Treuen. Zunächst hatte Raffael vor der entscheidenden Szene den Ball an die Torlatte bugsiert, das Spielgerät prallte zurück, ein Gladbacher schoss erneut, doch Fortunas Schlussmann Steffen parierte stark, konnte die Kugel allerdings nur abklatschen, so dass Thuram bei der Flipper-Aktion zum Zuge kam – und schließlich zum 2:1 abstaubte. Schiedsrichter Dingert gab den Treffer aber zunächst nicht, hatte eine Abseitsstellung erkannt. Der Videoassistenten griff erneut in diese turbulente Partie ein – und Dingert korrigierte seine Entscheidung. Doch Tor. Der Borussia-Park bebte, Gladbach hatte die Partie gedreht.

Der Derby-Spielfilm:

Die Fortuna übernahm mit Anpfiff zunächst das Kommando. Borussia wirkte verunsichert nach der jüngsten Europapokal-Klatsche gegen Wolfsberg, leistete sich in der Defensive einige Aussetzer. So dass nach wenigen Minuten bereits die Kugel im Gladbacher Tor einschlug. Schiedsrichter Christian Dingert brauchte jedoch die Unterstützung des „Hawk-Eye“, der Torlinien-Technik, um sicher zu sein, dass Ginter Adams Kopfball zu spät geklärt hatte. Die Fohlen mussten sich nach dem 0:1 schütteln, kamen durch Embolo zur ersten Chance, doch Fortuna-Schlussmann Steffen wehrte dessen Schuss ab. Düsseldorf spielte weiter mutig, verpasste es jedoch, auf 2:0 zu erhöhen. Das rächte sich beinahe, als plötzlich Embolo alleine auf das Fortuna-Tor zustürmte, jedoch fast schon kläglich die hundertprozentige Einschussmöglichkeit im Duell gegen Steffen ungenutzt ließ. Gladbach kam zwar in der Folge etwas besser ins Spiel, allerdings fehlte im gegnerischen Strafraum die Durchschlagskraft. Zittern mussten die Gäste nur noch mal kurz vor der Pause, als Dingert per Videoassistent sich einen Zweikampf zwischen Adams und Embolo genau anschaute. Statt auf Elfer für Gladbach entschied der Unparteiische allerdings Abseits – und lag damit richtig.

Halbzeit zwei begann mit einem Paukenschlag: Zunächst wurde Neuhaus auf dem Weg zum möglichen Ausgleich in letzter Sekunde per Notbremse gestoppt, Fortunas Zimmermann war aber nicht letzter Mann, kein Platzverweis. Dann rauschte Jantschke bei einer Hereingabe mit Stürmer und Team-Kollege Embolo zusammen (Kopf gegen Knie), der Verteidiger musste benommen raus. Kurz darauf hatten die Borussen-Fans schon den Torschrei auf den Lippen, aber Herrmann scheiterte an Steffen. Die Fohlen blieben dran. Lainer auf Thuram, Schuss, 1:1. Der Borussia-Park wachte noch einmal auf. Borussia drückte, Raffael mit dem Lattenschuss, dann rettete Steffen, Thuram staubte ab, Doppelpack, 2:1, der Videoassistent bestätigte, Spiel gedreht. Thuram schreibt als Joker Derby-Geschichte.

Die Trainer-Stimmen zum Spiel: Friedhelm Funkel (Fortuna Düsseldorf):

„Es war eine aus unserer Sicht sehr ärgerliche und vermeidbare Niederlage. Wir haben das in der ersten Hälfte richtig gut gemacht. Was uns fehlt, ist dann ein zweites Tor nachzulegen. Gladbach ist besser ins Spiel gekommen und wir haben zu viele Fehler gemacht. Wir haben den Ball zu schnell verloren, das war einfach nicht gut. Bei den Gegentoren haben wir auch nicht sonderlich gut ausgesehen. Es ist schade, dass wir das Spiel aus der Hand gegeben haben nach den ersten so guten 45 Minuten. Da nutzt uns die gute Leistung nichts. Jetzt stehen wir mit leeren Händen da und das müssen wir nächste Woche besser machen.“

Marco Rose (Borussia Mönchengladbach):

„Nach Donnerstag ist dieser Erfolg für die Mannschaft, die Fans und den Verein sehr wichtig. In Summe ist er auch absolut verdient. Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen, dass sie am Ende die Moral und Mentalität gezeigt hat, die es in so einem Spiel braucht. In der ersten Halbzeit haben wir nachweislich zu wenig investiert mit und gegen den Ball. Im zweiten Durchgang haben wir es dann anders gemacht. Das ist ein unerlässlicher Faktor im Fußball, dass wir so reagiert haben. Obwohl wir auch in der ersten Halbzeit schon zwei oder drei sehr gefährliche Aktionen nach vorne gehabt haben.“

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