Der Aufreger des Spiels: Er redet und redet. Und mit jedem gesprochenen Satz könnten neutrale Beobachter den Eindruck gewinnen, dass Bayern Münchens Verteidiger Niklas Süle an einer Wahrnehmungs-Störung erkrankt sein dürfte. Denn das ein Profi selbst bei Ansicht eindeutiger TV-Bilder Stein und Bein behauptet, dass er niemals ein strafbares Handspiel begangen habe, darf aufgrund der Wortwahl Süles durchaus verwundern. Halten wir daher an dieser Stelle ruhigen Gewissens fest: Bayerns Nationalspieler hat mit einem ungeschickten Handspiel in der 37. Spielminute im eigenen Strafraum eine klare Tor-Chance von Borussias Offensivspieler Thorgan Hazard vereitelt. Die Entscheidung von Schiedsrichter Manuel Gräfe ist korrekt gewesen. Auch wenn Süle es vollkommen anders wahrgenommen haben mag. Der Regelverstoß ist letztendlich jedoch zu eindeutig gewesen.
Chronik des Spiels: Die Fohlen zu Beginn des Klassikers gegen die Bayern erst einmal einen Schock zu verdauen, als nach wenigen Minuten Mittelfeldakteur Christoph Kramer bereits verletzt vom Platz getragen wird. Borussia stellt um, spielt dennoch munter auf. Stindl schickt Raffael, der ist frei, schießt den Ball jedoch deutlich neben das Tor. Bayern antwortet, Tolissos Kopfball rauscht knapp über das Tor. Dann jubelt plötzlich der Borussia-Park. Hazard im Duell mit Süle, der Bayern-Verteidiger klärt mit der Hand, Strafstoß. Den verwandelt Hazard zum 1:0. Sein Trainer Dieter Hecking mag derweil bei der Ausführung nicht hinsehen, jubelt dennoch, als der Ball schließlich im Tor zappelt. Nun sind die Bayern am Zug, artistische Einlage von Lewandowski, der den Ball per Hacke an den Pfosten lenkt. Gegenzug, die Münchner sind defensiv ungeordnet, Stindl zieht durch, passt auf Ginter, der den Ball völlig frei zum 2:0 über die Linie drückt. Halbzeit. In der Borussia nach Kramer auch Jantschke (Schädelprellung) ersetzen muss. Die Bayern kommen nun elanvoller ins Spiel, ziehen ein Powerplay auf, haben 72 Prozent Ballbesitz, können aber durch Vidals Distanzschuss, bei dem VfL-Schlussmann Sommer nicht gut aussieht, nur noch auf 1:2 verkürzen. Auf der anderen Seite hat Drmic noch die Möglichkeit, alles klar zu machen, schießt jedoch vorbei. Kurz darauf ist die Partie beendet, Gladbach bringt den Heimerfolg schließlich über die Zeit, die Bayern sind geschlagen und die Fohlen-Fans im Freudentaumel.
Dieter Hecking (Trainer Borussia Mönchengladbach): „Wir hatten uns vor dem Spiel vorgenommen, leidenschaftlich zu spielen. Wir haben die Räume sehr eng gemacht, dadurch konnten die Bayern ihr Spiel nicht richtig aufziehen, es kam kein Spielfluss auf. Zudem hatten wir auch das nötige Glück auf unserer Seite, sind mit zwei Treffern in Führung gegangen. Trotzdem wussten wir, dass die Sache noch nicht durch ist. Ich hätte mir gewünscht, dass wir in der zweiten Halbzeit durch längere Ballbesitzphasen für mehr Entlastung gesorgt hätten. Das ist uns nicht so gut gelungen. Das lag aber auch daran, dass die Bayern sehr viel investiert haben. Wir waren aber leidenschaftlich, haben nochmal alles rausgeholt und uns in jeden Ball geschmissen. Der Sieg fühlt sich unheimlich gut an.“
Jupp Heynckes (Trainer Bayern München): „Wir haben das Spiel verloren, weil wir in der ersten Halbzeit zu wenig investiert, zu langsam gespielt und den Rhythmus nicht gefunden haben. Die Gladbacher haben sich sehr gut formieren können und sehr klug gespielt. Wir haben uns die Niederlage selbst zuzuschreiben. Der zweite Gegentreffer war ein Tor aus dem Nichts. Das Abwehrverhalten beginnt bei den Offensivspielern, es war eine Kette von Fehlern, die uns unterlaufen sind. In der zweiten Halbzeit haben wir nur noch auf ein Tor gespielt. Borussia hatte nur noch in der Nachspielzeit eine Konterchance, hat ansonsten aber in der Abwehr sehr clever gestanden.“