Gladbach: Alles auf den Prüfstand

Neun Sieglos-Spiele, viermal eine Führung verspielt — die Gründe für die Krise beim Fußball-Bundesligisten.

Hängende Köpfe und schlechte Laune bei Borussia Mönchengladbach. Die Fohlen konnten seit neun Bundesliga-Spielen keinen Sieg mehr einfahren.

Hängende Köpfe und schlechte Laune bei Borussia Mönchengladbach. Die Fohlen konnten seit neun Bundesliga-Spielen keinen Sieg mehr einfahren.

Foto: Roland Weihrauch

Mönchengladbach. Es war ein Bild, getränkt von Trostlosigkeit. Ob mit beiden Handflächen in die Hüften gestemmt wie Branimir Hrgota, verloren am Schnürsenkel des Schuhs nestelnd wie Peniel Mlapa, oder sich schlicht der Schwerkraft beugend mit hängendem Oberkörper wie Juan Arango.

Die Bildsprache dieses 1:2 von Borussia Mönchengladbach gegen den FC Augsburg deutet schon Sekunden nach dem Abpfiff an, was nun folgen muss.

Alles und alle kommen auf den Prüfstand. Nach neun Sieglos-Spielen, mit nur drei Punkten in sieben Rückrundenspielen, muss Gladbach zum Tüv. Gefragt sind Trainer Lucien Favre und Sportdirektor Max Eberl als Krisenmanager.

„Wir haben Angst, Spiele fertig zu spielen“, lautet Eberls griffige Botschaft. Viermal führten die Gladbacher zuletzt. Satt möglicher zwölf Punkte bleiben drei, gegen Augsburg reichte Raffaels Torschuss aus 20 Metern zum 1:0 (5.) nicht mal für einen Zähler. Eberls Schlussfolgerung:

Wieder eine Pleite: Gladbach verliert 1:2 gegen Augsburg
75 Bilder

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„Wir machen alles nach Schema F, denken zu langsam, kommen nicht in die Zweikämpfe.“ Erstaunlich, dass bei präziser Fehleranalyse und Schlussfolgerung keine Besserung erkennbar ist. Die Mannschaft ist auf der Suche nach verloren gegangener Selbstsicherheit.

„Wir sind so auf das Gewinnen fixiert und vergessen, realistisch zu spielen“, sagte Favre. Das setzt dann die Erfolglos-Spirale in Gang — die Spieler fangen an zu denken, verlieren Vertrauen in ihr Spiel, begehen taktische und technische Fehler. Wie vor dem 1:2, als Jantschke den Zweikampf gegen Moravek verliert. Sekunden später liegt der Ball im Gladbacher Tor. Danach ging nichts mehr. Aus. Vorbei.

Zudem bewies Favre kein glückliches Händchen im Personalpuzzle. Jantschke war auf der Sechs für die gesperrten Granit Xhaka und Christoph Kramer fehlbesetzt. Stamm-Sechser Thorben Marx saß auf der Bank. Alvaro Dominguez, für Jantschke in die Innenverteidigung gerückt, ließ sich beim 1:1 von Hamit Altintop düpieren. Ein Personalwechsel mit nachhaltiger Wirkung.

Vertrauen ist eines der Signalworte in Favres Arbeit mit der Mannschaft. Wer aber nur elf Plätze in einer Mannschaft zu vergeben hat und handelt wie Favre, bei dem spielt auch Misstrauen mit. Und so entpuppt sich die vermeintliche Kaderbreite der Gladbacher als Mär. Weil niemand aus der zweiten Garde je in einen Spielrhythmus gekommen ist. Dafür wechselt Favre zu wenig.

33 Punkte in der Hinrunde waren vor allem das Ergebnis einer überzeugenden Offensive. Denn mit Toren gewinnt man Spiele. Das Duo Raffael und Max Kruse funktionierte großartig, Arango und Herrmann lieferten die Bälle. Aus diesem Quartett ist ein Trio seit Wochen außer Form — Kruse in erschreckendem Maße, Arango agiert in zunehmend kläglichem Zustand, Herrmann fehlt ein ligatauglicher Abschluss. Raffael alleine kann all diese Defizite nicht auffangen.

Die Eigentoreinlage von Marc-André ter Stegen in Braunschweig wirkt nach. Als die beginnende Unsicherheit in der Mannschaft gegen Augsburg Platz griff und sich Rückpasse auf ter Stegen häuften, quittierten die Fans der Nordkurve dies mit Raunen. Das behagte dem 21-Jährigen gar nicht — und er bedachte die Fankurve mit der Scheibenwischer-Geste. Das trübt die Stimmung nachhaltig.

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