Frauenfußball: Schritt für Schritt in die 1. Liga

Mit dem US-Trainer Kyle Berger will die Borussia die WM- Euphorie nutzen.

Mönchengladbach. Kyle Berger ist alles andere als ein Dampfplauderer, kein Vertreter der Kategorie "Platz da, jetzt komm ich!"

Der 33 Jahre alte US-Amerikaner, dessen North-Carolina-Akzent nicht zu überhören ist, darf zu der neuen Generation von Fußballtrainern gezählt werden. Zu den Typen, die partout etwas Positives ausstrahlen, die lieber "Wir" als "Ich" sagen und mehr als drei Fragen in Folge höflich beantworten können.

Seit dem 1. Oktober steht Berger bei Borussia Mönchengladbach auf der Gehaltliste. Sein Auftrag: Auf der neu geschaffenen Position des Koordinators für Frauen- und Mädchenfußball dafür zu sorgen, dass der Verein für Leibesübungen in absehbarer Zeit auch eine weibliche Bundesligamannschaft stellt.

Schließlich ist der Borussia-Park eine der Spielstätten bei der Frauen-Fußball-WM 2011. Und hinter vorgehaltener Hand hat Borussen-Präsident Rolf Königs bereits angedeutet, wie gut dem Verein auch ein Bundesliga-Team zu Gesicht stehen würde und man die WM-Euphorie nutzen müsse.

Weshalb der Borussen-Boss offenbar bereit ist, die entsprechenden Gelder in das Projekt Frauenfußball zu investieren. Nicht umsonst ist die Borussia souveräner Tabellenführer in der Verbandsliga.

"Wir wollen nicht mit aller Macht nach oben, sondern Schritt für Schritt. Wichtig ist, dass wir unsere guten Strukturen weiter ausbauen, die Mädchen vernünftig ausbilden. Auch menschlich", sagt Berger. Bis Dezember 2010 läuft sein Vertrag. Genügend Zeit also, um Königs, Eberl & Co. von seiner Philosophie zu überzeugen.

"Erfolg muss nicht nur heißen, dass wir immer gewinnen und Meister sind. Wichtig ist auch, dass sich die Spielerinnen weiterentwickeln", sagt Berger, der durch seine Arbeit beim SV Straelen das Interesse der Borussia geweckt hatte.

Über den Vorsitzenden Hermann Tecklenburg kam der Kontakt zum damaligen Borussen-Trainer Jos Luhukay zu Stande. "Unter ihm habe ich sechs Wochen hospitiert, bis Max Eberl mich fragte, ob ich den Job bei Borussia übernehmen möchte. Da habe ich sofort ‚Ja’ gesagt", so Berger weiter.

Der ehemalige Profi-Kicker ist somit unter anderem für die Weiterbildung der Trainer oder für die Verpflichtung von Spielerinnen verantwortlich. Zudem trainiert er auch die U-17, die in der Niederrheinliga spielt.

"Morgens bin ich in der Regel in meinem Büro im Borussia-Park. Nachmittags fahre ich zum ,Haus Lütz’ und beobachte das Training der Mannschaften", gibt Berger einen Eindruck von seinem Tagesablauf.

Die Borussia habe den Frauenfußball mit der Verpflichtung von Berger auf professionellere Beine gestellt, sagt Pressesprecher Markus Aretz und ergänzt: "Wir haben gemerkt, dass sich auf diesem Gebiet viel tut. So ist der Anteil der weiblichen Zuschauer gestiegen. Und der Zulauf beim Mädchenfußball wird immer größer."

Eine Entwicklung, die auch andere Bundesliga-Vereine wie der FC Bayern, Leverkusen oder Hoffenheim längst bemerkt haben. In Hoffenheim investiert Milliardär Dietmar Hopp nicht nur in die Mannschaft von Ralf Rangnick, sondern auch in den Mädchen- und Frauenfußball. Den koordiniert dort Ralf Zwanziger, Sohn des DFB-Präsidenten Theo Zwanzigers. "Mich freut besonders, dass man auch in den Bundesliga-Klubs wertzuschätzen beginnt, was Frauen am Ball können", sagt Vater Zwanziger.

Nach Angaben Borussias sind derzeit 112 Frauen und Mädchen in sechs Teams bei den "Fohlen" aktiv. Was die Zahl der Spielerinnen betrifft, können da nur noch der FSC und der SV Mönchengladbach mithalten. Noch, wohlgemerkt.

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