Fehlschüsse für die Ewigkeit

1984 schoss Matthäus, 2012 Dante den Ball gen Himmel. Der eine wechselte zu den Bayern. Und der andere?

Mönchengladbach. Ausgerechnet Dante. Der Brasilianer, der seit Wochen mit dem FC Bayern München in Verbindung gebracht wird und ein Geheimnis über seine Zukunft macht, avancierte beim Herzschlag-Finale im Borussia-Park zur tragischen Figur. Er schoss den Elfmeter über das Tor und leitete damit das Ausscheiden von Borussia Mönchengladbach im Halbfinale des DFB-Pokals gegen den Rekordmeister ein. Als auch Havard Nordtveit verschoss, war das Aus perfekt.

Gladbachs Abwehrchef Dante hätte sich verstecken, hätte schweigen können zu den Spekulationen und der entscheidenden Szene. Doch der 28-Jährige ist keiner, der sich drückt. „Ich hatte früh gesehen, dass Manuel Neuer sich nach links bewegt. Daher wollte ich den Ball in die andere Ecke schießen. Leider war der Schuss zu hoch“, schilderte Dante weit nach Mitternacht die tragischen Sekunden. Das Lachen, das der Brasilianer eigentlich immer auf den Lippen trägt, war verflogen. „Heute fällt es schwer zu lachen. Wir sind alle sehr enttäuscht, haben geträumt vom Finale in Berlin. Fußballer zu sein, ist ein schwieriger Beruf. Froh und enttäuscht zu sein, liegen dicht beieinander“, sagte der Verteidiger.

Bayern-Boss Uli Hoeneß kommentierte die Szene süffisant: „Ich denke, es war nicht sehr klug, Dante schießen zu lassen. Er stand unter einem besonderen Druck.“ Nicht nur Hoeneß erinnerte die Szene an Lothar Matthäus: Im Pokalfinale 1984 in Frankfurt hatte der damals 23-Jährige in seinem letzten Spiel vor dem Wechsel nach München im Elfmeterschießen den ersten Strafstoß über das Tor gejagt. „Ich habe sofort an Matthäus gedacht“, sagte Hoeneß, der im EM-Finale 1976 selbst einen Elfmeter über das Tor geschossen hatte. Dante wollte vom Druck nichts wissen: „Ich war sehr ruhig vor dem Elfmeter, war überzeugt, ihn zu machen. Ich bin ein Mann mit sehr starkem Kopf.“

Bei Fragen zu seiner Zukunft wich er erneut aus. „Es wird seit langem spekuliert. Ich habe keine Zeit, mich damit zu beschäftigen. Ich konzentriere mich auf die Borussia, werde alles geben, um das Bestmögliche rauszuholen.“ Die einen halten einen Wechsel für festgeschriebene 4,7 Millionen Euro längst für fix, die Gladbacher aber nicht. „Ich denke nicht, dass das klappt. Ich glaube, er bleibt“, sagte Trainer Favre.

Mit der Gladbacher Leistung dürfte das Erreichen der Champions League nur noch Formsache sein. Auch wenn Uli Hoeneß sagte, es wäre „lächerlich gewesen, wenn wir verloren hätten“ — sie können stolz sein in Gladbach. 120 Minuten hatten sie die Tormaschine der vergangenen Wochen defensiv weitgehend im Griff. Herausragend agierten die Außenverteidiger Tony Jantschke gegen Ribéry und Filip Daems gegen Robben. Und doch: Die Abschiedsparty für Marco Reus, Roman Neustädter und möglicherweise auch Dante in Berlin fällt aus.

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