Favres neue Erfolgsstory mit Mönchengladbach

Mönchengladbach (dpa) - Lucien Favre wird längst mit Lob überhäuft, richtig daran gewöhnt hat er sich noch nicht. „Der Favre kann es, das ist überhaupt keine Frage“, adelte jüngst Franz Beckenbauer den Trainer von Borussia Mönchengladbach.

„Er ist überragend. Ein ganz großer Trainer“, schwärmte Favres Abwehrchef Dante. Und die Gladbach-Fans vergleichen den bescheiden auftretenden Schweizer schon mit dem legendären Meister-Coach Hennes Weisweiler. „Das ist doch schön. Es ist besser, als wenn es anders wäre“, meinte Favre bescheiden.

Binnen weniger Monate hat der 54-Jährige den Abstiegskandidaten aus dem Vorjahr zu einem nationalen Spitzenclub und Anwärter auf die Champions League geformt. Am 14. Februar 2011 übernahm er den taumelnden Fußball-Bundesligisten - seither ging es mit Borussia Mönchengladbach steil nach oben. 63 Zähler holte der 54-Jährige in 33 Punktspielen mit den „Fohlen“. In dieser Saison legte der Tabellen-Dritte den besten Ligastart seit 1976 hin und steht im Pokal-Halbfinale.

Mönchengladbach hat unter Favre derzeit nicht nur die beste Abwehr Europas, sondern begeistert auch durch schnellen Offensivfußball. Für diese Spielweise gibt es von allen Seiten Lob. Das Erfolgsrezept des Trainers: „Ich habe intelligente Spieler. Das ist sehr wichtig. Sie haben vom ersten Tag an verstanden haben, was ich von ihnen wollte.“

Der zweifache Familienvater gilt als zurückhaltend und sehr detailverliebt. Schon in seiner Schweizer Heimat kürten sie den einstigen kreativen Mittelfeldspieler viermal zum Trainer des Jahres (1999, 2001, 2006 und 2007). Er gewann mit Servette Genf (2001) und dem FC Zürich (2005) den Pokal, wurde mit Zürich 2005 und 2006 Meister. „Wo Favre war, hatte er Erfolg. Man muss ihn nur seine Ideen umsetzen lassen“, sagt Bundestrainer Joachim Löw.

Diese Zeit möchten ihm die Borussia-Verantwortlichen gerne geben. „Er will langfristig etwas aufbauen - das wollen wir auch“, sagte Sportdirektor Max Eberl. Die Verhandlungen über eine Verlängerung des 2013 endenden Kontraktes laufen bereits. „Wir sind in guten Gesprächen“, bestätigte Eberl der „Sport-Bild“.

Doch noch zögert Favre, er kennt die Schnelllebigkeit des Geschäfts. Bei seinem ersten Engagement in Deutschland avancierte er vom gefeierten Helden zum Buhmann. Hertha BSC führte er auf Platz vier und musste doch Wochen später nach sechs Pleiten in Serie seinen Hut nehmen. Die Abgänge der Leistungsträger Andrej Woronin, Marko Pantelic und Josip Simunic konnte das Team nicht kompensieren.

Mönchengladbach könnte ein ähnliches Szenario drohen. Stürmer-Star Marco Reus geht im Sommer zu Borussia Dortmund und Roman Neustädter zum FC Schalke 04. „Was das für die mittelfristige Perspektive des Vereins bedeutet, wird die Zukunft zeigen“, sagt Favre vorsichtig. Öffentlich bezieht er sowieso keine Stellung zu seiner Zukunft. „Ich denke nur daran, wie wir das nächste Spiel gewinnen können“, lautet seine Standard-Antwort auf entsprechende Fragen.

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