Favre außer Rand und Band

Gladbachs Trainer feiert den Charakter seiner Spieler nach dem 2:1 in Leverkusen.

Leverkusen. „Wir denken jetzt an das Pokalspiel am Mittwoch gegen Bayern München“, sagte Max Eberl, Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, auf die Frage, ob sein Verein nun Gedanken an die Champions League verliere. Bei elf Punkten Vorsprung auf Rang fünf nach dem starken 2:1 bei Bayer Leverkusen ist den Gladbachern der Einzug in die Königsklasse des europäischen Fußballs schließlich kaum noch zu nehmen. Doch vom Credo, von Spiel zu Spiel zu denken, will die Mannschaft von Trainer Lucien Favre einfach nicht abrücken. Zu gut sind die Borussen vom Niederrhein mit dieser Vorgehensweise gefahren.

Nicht verwunderlich, dass auch der Trainer der Frage nach dem internationalen Geschäft ausweicht. „Wir haben jetzt 51 Punkte und wollen nächste Woche gegen Hoffenheim weiter punkten. Wir wollen weiter Spiel für Spiel nehmen“, sagte Favre. Marco Reus bekräftigte: „Wir reden nicht von der Champions League.“

Reus hatte in der 7. Minute nach einem Katastrophen-Fehler von Leverkusens Abwehrspieler Daniel Schwaab das 1:0 erzielt und den späten 2:1-Siegtreffer von Igor de Camargo (88.) perfekt vorbereitet. Favre rannte wie besessen von der Trainerbank bis an die Eckfahne, herzte jeden Spieler und ballte die Faust. Nach drei Spielen ohne Sieg und ungewohnter Harmlosigkeit vor dem gegnerischen Tor hatte sich ein enormer Druck aufgebaut, wie der Schweizer gestand. „Die Spieler haben nach dem 1:1 Charakter und Persönlichkeit gezeigt. Das ist manchmal wichtiger, als taktische Vorgaben umzusetzen. Deshalb habe ich pure Freude empfunden“, sagte Favre. Ungewohnte Töne für jemanden, der als Taktik-besessen gilt und als jemand, der seine Gefühlswelt selten der Öffentlichkeit preisgibt. Dass Igor de Camargo den Siegtreffer erzielte, ist eine dieser fabelhaften Geschichten, die die Gladbacher in dieser Saison schreiben.

Der Brasilianer mit belgischem Pass hatte vor zehn Monaten im ersten Relegationsspiel gegen den VfL Bochum den entscheidenden Treffer erzielt. Sein Tor in München am ersten Spieltag dieser Saison war der Startschuss in eine sehr erfolgreiche Saison. Nach langer Verletzungspause kam er jedoch nur schwer wieder in Tritt. Favre verbannte de Camargo auf die Ersatzbank.

„Ich sehe mich nicht als Joker“, sagt der Stürmer selbstbewusst. Profitiert hatten er und seine Mitspieler von der Tatsache, dass Leverkusen unbedingt das 2:1 erzielen wollte. „Für den Kopf war der Sieg enorm wichtig“, sagte Favre.

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