Enttäuschung nach Tore-Show im Borussia-Park

Mönchengladbach (dpa) - Abgekämpft, enttäuscht und völlig leer schlich Martin Stranzl nach einer denkwürdigen Europapokalpartie aus dem Kabinengang. Mit drei Treffern hätte der Österreicher Borussia Mönchengladbachs Held des Abends werden können.

Doch der Kapitän vergab einen Strafstoß, scheiterte einmal am Pfosten und musste mitansehen, wie sein Team nach einer glücklichen 3:2-Führung in der Nachspielzeit noch das 3:3 gegen Lazio Rom hinnehmen musste. „Das tut natürlich nicht gut, wenn man einen Elfmeter verschießt. Aber so ist Fußball. Zum Glück haben wir nicht viel Zeit zum Nachdenken“, sagte Stranzl.

Die spektakuläre Tore-Show gegen den zweimaligen italienischen Meister mit drei Elfmetern, zwei Pfostenschüssen und einem Platzverweis war für die Besucher im ausverkauften Borussia-Park tolle Unterhaltung. „Für die Zuschauer war es ein Highlight, für uns war es nicht so prickelnd“, meinte Torhüter Marc-Andre ter Stegen, der dreimal aus nächster Nähe von sträflich frei stehenden Gegenspielern überlistet wurde. „Das darf uns nicht passieren, schon gar nicht in der Nachspielzeit“, befand Mittelfeldspieler Thorben Marx.

Dabei hatten die Gladbacher nach Stranzls erstem verwandelten Elfmeter (17.) und dem 1:2-Rückstand durch die Treffer von Sergio Floccari und Libor Kozak (57./64.) alle Trümpfe in der Hand, als Lazios Andre Dias vom Platz gestellt wurde. Erst vergab Stranzl den zweiten Strafstoß, dann verwandelte Marx den dritten, ehe Juan Arango mit einem seiner spektakulären Freistöße zwei Minuten vor Schluss die 3:2-Führung erzielte. Zuvor hatte der Venezolaner Pech, als er mit einem Freistoß am Pfosten scheiterte. Dann traf erneut Kozak in der vierten Minute der Nachspielzeit.

Schon am vergangenen Samstag hatten die Gladbacher beim 3:3 gegen Bayer Leverkusen ein verrücktes Spiel gezeigt und in der Schlussphase den Punkt gerettet. „Da hatten wir ein positives 3:3, heute ein negatives“, befand U 21-Nationalspieler Tony Jantschke, der erstmals seit langer Zeit wieder im defensiven Mittelfeld statt auf der rechten Abwehrseite auflief.

„Da haben wir heute ein Wellental der Gefühle erlebt. Die Mannschaft hat große Moral gezeigt. Aber da hilft jetzt kein Lamentieren“, meinte Sportdirektor Max Eberl. „Wir werden uns damit nicht groß beschäftigen, denn wir müssen schnell die Köpfe frei bekommen.“ Ohnehin ist die Regeneration in den Vordergrund gerückt, da zwischen dem Abpfiff am Donnerstagabend und dem Spiel beim Hamburger SV am Samstag nur knapp 40 Stunden liegen.

Für das am kommenden Donnerstag in Rom anstehende Rückspiel um den Einzug ins Achtelfinale machen sich die Gladbacher Mut. Bei allen vier Europapokal-Auftritten in Kiew, Limassol, Marseille und Istanbul blieb die Mannschaft unbesiegt. „Wir wollen in der Europa League bleiben. Wir haben schon beim 2:1-Sieg in Kiew gezeigt, dass wir mithalten können“, sagte Jantschke. Auch Trainer Lucien Favre hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. „Wir müssen in Rom gewinnen. Das wird kein Spaziergang. Aber ein 1:0 oder 2:1 ist möglich“, meinte Gladbachs Coach, der am Spieltag zwei Jahre Amtszeit bei Borussia feierte.

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