Derby-Schock Drei Fehler, die Borussia Mönchengladbach (mindestens) abstellen muss

Mönchengladbach · Was läuft schief bei den Gladbachern? Trainer Dieter Hecking lässt Raum für Spekulationen. Doch einige Fehler hat die Derby-Pleite in Düsseldorf offenbart - eine Analyse.

 Auch Matthias Ginter will sich kurz nach dem Spiel lieber verstecken.

Auch Matthias Ginter will sich kurz nach dem Spiel lieber verstecken.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Lars Stindl wollte jetzt nicht mehr über Taktik und individuelle Fehler sprechen. Kurz hatte sich Gladbachs Kapitän in der Kabine gesammelt, dann kam er zielstrebig auf die Journalisten zu und blockte sogleich alle Sezierungsfragen an ein Spiel ab, das viele im Tross von Mönchengladbach nachhaltig verwirrt hatte. „Wenn man so in ein Spiel geht, dann wird es schwer, in der Liga überhaupt was zu holen. Wir müssen uns hier nicht über Pläne, Systeme und Ideen unterhalten, wir müssen die Grunddinge auf den Platz bringen. Wir müssen auf einige Dinge genau schauen, das waren nicht nur Kleinigkeiten. Wir müssen den Trott rauskriegen, um noch ein paar Punkte zu holen“, sagte der Kapitän.

Stindl bot eine blutleere Vorstellung

Sich selbst durfte Stindl allerdings auch gemeint haben: Das Gladbacher Team bot in Gänze eine in dieser Form selten erlebte blutleere Vorstellung: keine Körperstraffung, keine Dynamik, die Art der Darstellung gegen die hoch motivierten Düsseldorfer wirkte in der ersten Halbzeit sogar schlichtweg arrogant, was durch katastrophale Fehler in Rekordzeit in einer Art bestraft wurde. Beim 0:1 stolperte Matthias Ginter am Ball vorbei, beim 0:2 spielte Jonas Hofmann im Aufbau den Ball in die Füße der bestens präparierten Düsseldorfer Konterspieler, beim dritten Treffer waren gleich ganz viele beteiligt: Dass Nico Elvedi in der Mitte sogleich umfiel, als Rouven Hennings den Ball annahm und abschloss, war nur der negative Höhepunkt. Nach 16 Minuten führte Düsseldorf 3:0.

„Ich kann die erste Halbzeit nicht erklären. Das war Tiefschlaf, viel zu langsam, viele einfache Ballverluste, wir haben Düsseldorf in die Karten gespielt. Und wir haben sie sogar in der Box in Ruhe abschließen lassen“, sagte ein sichtbar geschockter Trainer Dieter Hecking nach dem Spiel. „Das habe ich so noch nicht erlebt. Ich bin heute richtig enttäuscht.“

Düsseldorf und Gladbach im Niederrhein-Derby - Die besten Fotos
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Foto: dpa/Federico Gambarini

Hecking lässt Raum für Spekulationen um Hazard

Hecking öffnete in seiner ehrlichen Art einige Flanken, die viel Raum für Spekulationen lassen: Die Auswechslung des in der Rückrunde torlosen und völlig indisponierten Thorgan Hazard nach nur 40 Minuten begründete er mit einem Vorgang, „der mich sehr geärgert hat, der aber nichts für die Öffentlichkeit ist. Deshalb war die Auswechslung zwingend erforderlich“. Und auch sich selbst nahm Hecking in die Kritik. Dass er Tage vor dem Spiel die Einordnung des Treffens mit Düsseldorf als Derby verweigerte und das „echte Derby“ ein Spiel gegen den heutigen Zweitligisten 1.FC Köln bezeichnete, schien dann doch zum klassischen Eigentor mutiert zu sein.

„Da müssen wir uns auch selbst hinterfragen. Ich muss den Stellenwert dieses Spiels anerkennen, wenn ich sehe, wie die Düsseldorfer hier reingegangen sind. Wir müssen auch unsere Art des Umgangs mit den Jungs hinterfragen. Ein Spiel wie heute kann man nicht akzeptieren“, sagte Hecking. Und gab so jenen Nahrung, die immer noch Zweifel an der Arbeit des erfahrenen Coaches mit einer Mannschaft, die in der Rückrunde kaum mehr wieder zu erkennen ist, hegen.

Diese Fehler muss Gladbach abstellen

Immerhin in Düsseldorf wurden drei Fehler im Nachhinein ersichtlich: Der zu langsame Oscar Wendt auf der linken Abwehrseite war gegen den schnellen Drei-Tore-Vorbereiter Benito Raman völlig überfordert. Im Mittelfeld wäre gegen physisch starke und schnelle Düsseldorfer vermutlich der physisch starke Denis Zakaria statt Florian Neuhaus die bessere Wahl gewesen. Und: Lars Stindl scheint im Sturmzentrum ob seiner Ballfertigkeit und Fähigkeiten im finalen Passspiel verschenkt, stattdessen scheint Torjäger Plea auf der linken Seite nicht richtig zuhause zu sein. Zudem scheint das Gladbacher Spiel über die Außen in der Offensive entschlüsselt. „Unser Spiel funktioniert nicht mehr so“, schlug der indisponierte Nationalspieler Matthias Ginter Alarm, den der frustrierte Christoph Kramer als Nichtberücksichtigter im Gesicht trug. Viele Baustellen in Gladbach, die Max Eberl am Samstag nachhaltig die Laune verdarben: „Ich hab den Kappes auf.“

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