Derbyzeit: Jünter gegen Hennes

Das Nachbarschafts-Duell Borussia Mönchengladbach gegen den 1.FC Köln elektrisiert die Stadt.

Mönchengladbach. Im Westen gibt es zwei Städte, in denen Bundesliga-Fußball gespielt wird. Sie liegen nur 47 Kilometer auseinander. Die einen haben den Rhein, die anderen den Gladbach. Die einen haben eine Ziege namens Hennes, die anderen ein Fohlen, das Jünter heißt. In der einen Stadt pilgern alle zu einer sehr großen Kirche, in der anderen ist die Hauptattraktion ... naja, Borussia eben.

Am Samstag steigt das Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach. Großstadt gegen Bauerndorf würden die Kölner sagen, Traditionsverein gegen Karnevalsclub die Gladbacher. Einigen kann man sich auf Jünter gegen Hennes.

Seit Wochen schon gibt es bei den Fans beider Lager kein anderes Gesprächsthema mehr als das Bundesliga-Duell der beiden Rivalen.

"Wir hätten 50000 Karten für das Spiel verkaufen können, aber uns stehen als Gastverein ja nur zehn Prozent der Tickets zu", sagt Borussias Fanbeauftragter Thomas Jaspers. In das Stadion der Kölner passen etwa 50000 Zuschauer, 5000 Karten wurden in Gladbach verkauft. "Ich denke aber, dass es bis zu 7000 Borussen in Köln sein werden", sagt Jaspers. Viele Gladbacher hätten sich in Köln selbst mit Karten eingedeckt.

Die meisten, die vom Niederrhein den Weg in die Domstadt antreten, kommen in friedlicher Absicht. Aber die Vergangenheit hat auch gezeigt, dass es einige wenige gibt, die ein Fußball-Derby mit Krieg verwechseln. Beim Hinspiel im Oktober in Mönchengladbach gab es entglaste Busse, Sachschäden, aber auch elf Festnahmen und Verletzte. Die Kölner Polizei hat das Spiel als so genanntes "Problemspiel" eingestuft. Die Kölner Beamten haben sechs bekannten Gladbacher Hooligans auf dem Postweg mitgeteilt, dass sie am Samstag die Rheinmetropole nicht betreten dürfen. Im Stadion gibt es nur alkoholfreies Bier.

Beide Vereine rufen auf ihren Internet-Seiten zum Gewaltverzicht auf. "Es wird aber keine besonderen Maßnahmen geben. Wir kennen unsere Pappenheimer, setzen auf unsere Erfahrung und wollen Ruhe reinbringen", sagt der Kölner Polizeisprecher Georg Kraushaar.

Allen Beteiligten ist noch die Fahnenklau-Affäre aus dem vergangenen Jahr ein Begriff. Vermeindliche Kölner Fans hatten die Zaunfahne der Ultras Mönchengladbach gestohlen. Die Ultras lösten sich daraufhin auf.

Als dann im Oktober beim Hinspiel eben diese Fahne auf der Kölner Südtribüne zerrissen wurde, zündeten einige im Borussia-Block wutentbrannt Rauchbomben und bengalische Fackeln.

Dass die Rivalität zwischen den beiden Klubs nicht nur an den Spieltagen lebendig ist und bisweilen seltsame Blüten trägt beweist der Fall der Kölner-Kultband De Höhner. Die hatten sich bei einem Karnevalsauftritt in Mönchengladbach mit Borussia-Schals geschmückt. Zurück in Köln schlug ihnen eine Welle der Entrüstung entgegen. Einige FC-Fans forderten gar Stadionverbot für die Kölschen Originale.

Dass es völlig ohne Stadionverbote abläuft hofft Fanbetreuer Jaspers: "Es ist sehr ruhig im Vorfeld. Ich hoffe, das ist kein schlechtes Zeichen."

Ein Zeichen setzen wollen die VfL-Fans mit der Aktion "Back in Black" (Zurück in Schwarz). Alle Borussen sollen dunkel gekleidet erscheinen, auf dass es ein schwarzer Tag für Köln werde - hoffentlich nur fußballerisch.

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