Der Punkt freut niemanden

Die Gladbacher verlieren gegen Hoffenheim in der 89. Minute zwei ganz wichtige Punkte im Abstiegskampf.

Mönchengladbach. Aus tumben Talkshows ist der "Beep"-Ton inzwischen nicht mehr wegzudenken. In den Bundesliga-Stadien ist jedoch noch niemand auf die Idee gekommen, gleich jeden verbalen Angriff auf den guten Geschmack per "Beep" zu zensieren.

Auch nicht im Kabinengang des Borussia-Parks, wo die Gladbacher Profis Paul Stalteri und Rob Friend unmittelbar nach dem unglücklichen 1:1 (1:0) gegen Hoffenheim ihren ganzen Frust hinausposaunten. Die beiden Kanadier kommentierten lauthals mit einem zigfachen "f..." den Last-Minute-Ausgleich des Spitzenreiters durch Wellington (89.).

"Das ist wie ein Schlag ins Gesicht. Wir hätten den Sieg verdient gehabt, deshalb ist das für mich eine gefühlte Niederlage", sagte Stalteri später.

Auch Borussias Cheftrainer Hans Meyer war die Enttäuschung nach einem packenden und mitreißenden Spiel sichtlich anzumerken: "Wenn man 1:1 gegen den Tabellenführer spielt, fährt man eigentlich nach Hause und macht ein Fläschchen auf", sagte der 66-Jährige. "Aber nicht in unserer Situation. Das Tor eine Minute vor Schluss ist sehr, sehr bitter."

Wie bitter, habe man bei einem Blick in die Kabine sehen können. Dort hocken die meisten Borussen noch rund 30 Minuten nach dem Abpfiff zusammengekauert auf ihren Sitzen. "Niemand hat etwas gesagt. Wir sind alle riesig enttäuscht", beschrieb Kapitän Filip Daems die bedrückende Stimmung.

Auch die Tatsache, dass das Liga-Schlusslicht zumindest 75 Minuten lang der wohl derzeit besten deutschen Fußballmannschaft auf Augenhöhe entgegengetreten war, erfreute niemanden im Borussen-Lager so richtig. "Unsere Situation ist nun noch mieser und bescheidener als vorher. Und sie war vorher schon sehr schlecht", stellte Meyer mit der ihm eigenen Art fest.

Dennoch: Gelingt es der Borussia, eine Leistung wie gegen Hoffenheim auch in den kommenden Wochen abzurufen, ist die Mission "Klassenerhalt" noch nicht gescheitert.

"Wir dürfen jetzt die Köpfe nicht hängen lassen und müssen eine Serie starten", sagte Alexander Baumjohann, der den VfL mit einem 20-Meter-Schuss (44.) in Führung gebracht hatte.

Der künftige Spieler des FC Bayern München wurde bei seiner Auswechslung in der 82. Minute vom Gladbacher Publikum gefeiert - mehr als nur Anerkennung für einen erneut starken Auftritt.

"Die Bayern-Schwein-Rufe zuletzt waren natürlich nicht sehr schön für mich. Deshalb hat das richtig gut getan", gestand der 22-Jährige. Gut getan hat auch den Fans der Auftritt von Torhüter Logan Bailly, der mit mehreren Paraden der Kategorie "Extraklasse" erstmals überzeugen konnte. "Wir wollen diese Leistung auch in Bremen zeigen. Dann ist da auch was für uns drin", so der Zwei-Millionen-Neuzugang.

Marin seltsam lethargisch

Kommentar von Jochen Schmitz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort