Der Bagger rollt im Borussia-Park: „Mehr Borussia fühlen und erleben“

Der Bundesligist aus Gladbach baut für 31 Millionen Euro ein Hotel und mehr. Geschäftsführer Stephan Schippers sieht den Fußballklub damit optimal aufgestellt.

Mönchengladbach. Es war kein guter Tag, dieser 19. November 2006. Die Borussia verlor in der Fußball-Bundesliga mit 0:1 gegen Hannover 96 und belegte nach dem 13. Spieltag Platz 14. Es war insgesamt keine gute Saison vor zehn Jahren für die Mönchengladbacher. Am Ende stand die Mannschaft mit mehr als zehn Punkten Rückstand auf das rettende Ufer abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Der zweite Abstieg nach 1999 war besiegelt.

Das sollte sich jeder noch einmal vor Augen führen, der beim aktuellen sportlichen Misserfolg mit fünf sieg- und torlosen Ligaspielen in Folge schon den drohenden Absturz in die Regionalliga vorhersagt. Dort kicken Klubs wie Energie Cottbus und Alemannia Aachen, die vor zehn Jahren noch vor Borussia Mönchengladbach platziert waren. Cottbus spielt nun gegen Budissa Bautzen, die Alemannia gegen die TSG Sprockhövel. Und Borussia gegen den FC Barcelona. In der Champions League.

Stephan Schippers, Geschäftsführer von Borussia Mönchengladbach

Morgen, genau zehn Jahre nach dem 0:1 gegen Hannover 96, steht das rheinische Derby gegen den 1. FC Köln an, und die Entwicklung bei der Borussia ist seit diesem 19. November 2006 atemberaubend. Sportlich, aber auch abseits des neu verlegten Rasens. Wirtschaftlich ging es dem Klub nie besser, die Borussia VfL 1900 Mönchengladbach GmbH ist eines der Top-Unternehmen im deutschen Fußball.

Wer bei der Eröffnung der neuen Spielstätte am 30. Juli 2004 gedacht hatte, so, das war’s mit Bauprojekten für die nächsten 25 Jahre, wurde in jüngster Zeit eines Besseren belehrt. Im Borussia-Park rollen wieder die Bagger an. Vor gut zwei Jahren spukten den Verantwortlichen die ersten Ideen durch den Kopf, am 8. Oktober 2016 lag die Baugenehmigung vor. Neu gebaut wird auf einer Fläche von rund 15 000 Quadratmetern ein siebenstöckiges Gebäude, in dem ein Hotel mit 131 Zimmern, eine Erlebniswelt, ein Fanshop und ein Reha- und Fitnesszentrum sowie die Verwaltung des Vereins Platz finden.

Das Investitionsvolumen für den Bau, der im August/September 2018 fertiggestellt sein soll, beträgt 31 Millionen Euro. Die Postbank stellt ein Darlehen über 20 Jahre Laufzeit über 21 Millionen Euro, zehn Millionen Euro beträgt der Eigenanteil des Vereins. „Die Besucher wollen noch mehr Borussia erleben, und wir wollen noch mehr Borussia bieten“, sagte Präsident Rolf Königs bei der Präsentation der Pläne, und Geschäftsführer Stephan Schippers ergänzte: „Der Neubau ist das i-Tüpfelchen auf den Strukturen des Borussia-Parks.“

Königs und Schippers sind zwei Männer der ersten Stunde der „neuen Borussia“, beide sind seit 1999 in verantwortlichen Positionen. Sie begannen ihre Arbeit in einem Moment, den Schippers einmal so beschrieben hat: „Die Mannschaft war abgestiegen, der Verein hatte kein Konzept und war überschuldet.“ 17 Jahre später stellt Schippers fest: „Die Eigenmittel liegen bereit, wir haben das Geld selbst erwirtschaftet.“ Als er 1999 zum Verein kam, betrug der Umsatz 22 Millionen Euro, für 2015 vermeldete der Geschäftsführer einen Rekordumsatz von 160,6 Millionen Euro.

Die aktuellen Neubaumaßnahmen sind unabhängig vom sportlichen Erfolg ein Muss, die Borussia prosperiert auch abseits des grünen Rasens. Finden derzeit jährlich rund 400 Veranstaltungen statt, soll diese Zahl verdoppelt werden. Firmen-Konferenzen, Konzerte, Hochzeiten, Vereinsversammlungen, alles ist denk- und durchführbar in den Räumlichkeiten an der Hennes-Weisweiler-Allee. Auch hier fließt gutes Geld, genau wie durch die geplante Erlebniswelt und den erweiterten Fanshop. „Gerade an Spieltagen ist der Ansturm im Fanshop enorm“, sagt Mediendirektor Markus Aretz, der das geplante Museum lieber nicht als ein solches bezeichnet. „Es wird viele interaktive Elemente geben“, klärt Aretz auf, es wird eine Verbindung aus der Historie und der Jetzt-Zeit geben. Das Motto verkündete Stephan Schippers: „Hier kann man Borussia fühlen und erleben.“ Einerseits, andererseits ist auch klar, dass der Verein mit diesen Maßnahmen Geld verdienen will.

Zukunftsmusik, die einen schönen Klang verspricht. Vor gerade einmal zehn Jahren, nach dem 0:1 gegen Hannover 96 am 19. November 2006, wäre ein solches Szenario für die Zukunft als pure Fantasterei abgetan worden.

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