Borussia gegen Hertha Debakel gegen Hertha - Gladbachs überforderte Wackel-Abwehr

Berlin · „Es war eine verdiente Niederlage. Wir haben zu viele Fehler gemacht, die Hertha gnadenlos bestrafte“. So sieht Trainer Hecking das Spiel. Eine Betrachtung der Niederlage im Olympiastadion.

  Herthas Ondrej Duda (l) und Marko Grujic (r) gegen Mönchengladbachs Tony Jantschke (M).

Herthas Ondrej Duda (l) und Marko Grujic (r) gegen Mönchengladbachs Tony Jantschke (M).

Foto: dpa/Soeren Stache

Das Olympiastadion in Berlin ist bei Heimspielen der Hertha nur selten eine tosende Fußballstätte, in der die Begeisterung überschwappt. Doch nach dem beeindruckenden 4:2(2:1)-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach klatschten die Anhänger der Berliner enthusiastisch Beifall und berauschten sich noch minutenlang an dem Offensivfeuerwerk ihrer Mannschaft. Auch Hertha-Trainer Pal Dardai genoss die euphorische Stimmung in vollen Zügen und stellte mit leuchtenden Augen fest: „Einfach fantastisch. Das habe ich lange nicht mehr erlebt. Es macht aber auch richtig Spaß, mit den Jungs zu arbeiten.“

Neben ihm auf dem Podium des Presseraums tief in den Katakomben der Arena musste der Gladbacher Coach ganz andere Töne anschlagen. Hecking redete nicht lange um den heißen Brei herum. „Es war eine verdiente Niederlage. Wir haben zu viele Fehler gemacht, die Hertha gnadenlos bestrafte“, sagte er zerknirscht.

Auch weit unten in der Mixed-Zone spiegelte sich in den Gesichtern der Gladbacher die Realität eines Spiels wider, das die Gastgeber als starkes Kollektiv über weite Strecken bestimmten. Hertha BSC, das mit nun zehn Punkten aus vier Spielen den besten Start in der Vereinsgeschichte feiert, hatte nicht nur die feineren Künstler auf dem Platz, sondern auch die kühleren Strategen. Obendrein beschwor Vedad Ibisevic als Doppel-Torschütze immer wieder Gefahr herauf.

Gladbach gegen Hertha - die Fotos zum Spiel
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Foto: dpa/Soeren Stache

In seinem Tatendrang konnte ihn weder Nationalspieler Matthias Ginter noch Tony Jantschke entscheidend stören. „Irgendwie war der Wurm drin. Vielleicht fehlte auch ein wenig das Feuer“, konstatierte Ginter ernüchtert, „und ständig segelten die Bälle von außen in den Strafraum.“ Auch Thorgan Hazard machte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: „Wir haben es der Hertha zu leicht gemacht.“

Die Gladbacher sind nach ihrer ersten Saisonniederlage jäh auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden. Zwar erzielten sie unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw nach einem an Johnson verübten Foulelfmeter durch Hazard das erste Tor des Tages, aber innerhalb von fünf Minuten war der Vorsprung verspielt. Ibisevic (31.) und Lazaro (34.) sorgten mit schönen Kopfballtoren für die Pausenführung. Nach dem Wechsel trafen für das Dardai-Team noch einmal Ibisevic (63.) und Duda (73.). Dazwischen lag das 2:3 durch Alassane Plea, dem Königstransfer der niederrheinischen Borussia in dieser Saison.

An dem Franzosen, der, allein vor Keeper Jarstein, allerdings noch ein weiteres Tor hätte erzielen können, ja müssen, lag es freilich nicht, dass die zweikampfschwachen Fohlen diesmal vor massive Probleme gestellt wurden. Insbesondere über die linke, die Schokoladenseite der Berliner, drohte immer wieder Gefahr, weil Nico Elvedi gegen pfeilschnellen und trickreichen Hertha-Zugang Javairo Dilrosun (20, kam von Manchester City) auf verlorenem Posten stand.

Trotz der vier Tore, die Yann Sommer kassierte, gehörte der Goalie aus der Schweiz noch zu den besseren Gladbachern. Das sagt einiges über das zu lasche Verhalten im Defensiv-Verbund aus, in dem Tobias Strobl sich vor der Viererkette nicht als gewohnt ruhender Pol erwies und dem hohen Tempo nicht immer gewachsen war.

Denis Zakaria war stattdessen ein belebendes Element. Ebenso der nach der Pause für den angeschlagenen Jantschke eingewechselte Patrick Herrmann. Nach dessen gefühlvoller Flanke schraubte sich Plea elegant in die Luft und weckte mit seinem zweiten Bundesligatreffer neue Lebensgeister bei den Borussen. Doch nur für kurze Zeit. Herrmanns passable Leistung wurde durch ein übles Foul an dem Herthaner Marko Grujic merklich getrübt. „Das tut mir unheimlich leid. Es war keine böse Absicht. Ich habe mich mehrmals bei ihm entschuldigt.“ Herrmanns fieser Tritt in der 71. Minute blieb nicht ohne Folgen: Der Berliner Mittelfeldspieler erlitt einen Kapsel- und Bänderriss im Sprunggelenk.

Am Sonntag entschuldigte sich auch der Klub ausdrücklich und schickte Genesungswünsche in die Hauptstadt. Herrmann, der mit einer Gelben Karte glimpflich davonkam, darf dadurch auf einen Platz in der Start-Elf am Mittwoch im Borussia-Park gegen Eintracht Frankfurt hoffen. Ob Dieter Hecking allerdings überhaupt personelle Änderungen im Sinn hat, wird sich zeigen. Für Kapitän Lars Stindl kommt ein Comeback nach fünfmonatiger Verletzungspause (Syndesmose-Abriss) zu früh. Michael Lang, vom FC Basel gekommen, ist fit und darf indes auf sein Debüt im Gladbach-Dress hoffen. Auf jeden Fall bedarf es gegen den Pokalsieger einer erheblichen Steigerung der Fohlen-Elf, damit auch der Borussia-Park übermorgen brodelt.

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