Christoph Kramer verlängert bei Bayer bis 2019

Gladbachs-Fußballstar kehrt zu Leverkusen zurück, verlängert dort gleich bis 2019 — und kasteit sich jetzt selbst.

Christoph Kramer verlängert bei Bayer bis 2019
Foto: dpa

Düsseldorf. Am Sonntagabend war es leicht unruhig im Kurhaus von Baden-Baden. Weil die Fußball-Nationalmannschaft, geehrt als „Mannschaft des Jahres“, nur vereinzelt anwesend war. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Trainer Joachim Löw standen parat — und Christoph Kramer, als einziger der WM-Helden.

Natürlich Kramer, werden wieder einige sagen, weil der junge Mann in der Zeit nach seiner ersten WM in der Öffentlichkeit ordentlich auf den Putz gehauen hat. Nichts mehr ausließ. Keinen roten Teppich, kein Mikrofon, kein Interview. Sagte heute dieses und morgen jenes. Stichwort Menschenhandel, als es um (seine) Verträge im Profifußball ging, und dann doch wieder eher nicht Menschenhandel. Heute Mönchengladbach, morgen Real Madrid, übermorgen dann doch eher Leverkusen.

Man hätte ihm in diesen Monaten einen Medienberater gewünscht, aber niemand schien Kramer, den Senkrechtstarter, den Instinktmenschen bändigen zu können. Jetzt soll das Vergangenheit sein. Gestern haben Kramer, der für Borussia Mönchengladbach spielt, und sein erster Vertragspartner Bayer 04 Leverkusen, der den 23-Jährigen zuerst an den VfL Bochum und dann an Gladbach verliehen hatte, Klarheit geschaffen: Kramer kehrt im Sommer 2015 vertragsgemäß zu Bayer 04 Leverkusen zurück, verlängerte seinen ohnehin bis 2017 laufenden Kontrakt dort vorzeitig bis zum 30. Juni 2019. Kein Zögern mehr. Das Gesamtpaket passe einfach.

„Ich kenne Bayer 04 seit meiner Jugend, es war immer mein Traum, es dort in den Profikader zu schaffen“, begründete der gebürtige Solinger seine Entscheidung. Das klingt reichlich glattgebügelt, weil Kramer bis zuletzt seine Zukunft offen sah. Aber noch mehr Schaden schienen weder Bayer 04 noch der Spieler anrichten zu wollen. Bayer-Geschäftsführer Michael Schade traf dann auch die aus Vereinssicht einzig richtige Erklärung: Dass das Konzept der Leverkusener, „voll aufgegangen“ sei, „junge und talentierte Spieler bei anderen Clubs auf hohem Niveau weiterzuentwickeln. Jetzt kehrt er als Nationalspieler und Weltmeister zu uns nach Leverkusen zurück — besser hätte es für Spieler und Verein nicht laufen können.“

Aber einfacher hätte es laufen können, das muss man hinzufügen. Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler sieht Kramer in der Nachfolge von Simon Rolfes auf einer „strategisch sehr wichtigen Position im Mittelfeld“. Dort wird der Weltmeister dann wohl an der Seite von Lars Bender ein passables Duo bilden — auch die Alternative Stefan Reinartz verlässt Bayer 04 am Ende der Saison.

In Mönchengladbach ist man auf den Abgang seines Leistungsträgers längst vorbereitet. „Es gab leider keine Chance, ihn dauerhaft an uns zu binden“, sagte Borussias Sportdirektor Max Eberl. Kramer will im verbleibenden halben Jahr „alles tun, damit der Club auch in der nächsten Saison wieder international spielt“. Alle Lager waren so bedient, am Ende legte Kramer dann noch mit bemerkenswerten Sätzen via Internet-Plattform „Instagram“ nach: Zu viel sei auf ihn eingeprasselt, zu unerfahren sei er gewesen. „So wie es rüberkam habe ich selbst ein schlechtes Gewissen“, schrieb Kramer und fügte an, er könne die Nachrichten „selbst nicht mehr sehen“. Und: „Im jugendlichen Leichtsinn lässt man sich nach so einer unfassbar rasanten Zeit, wenn man jeden Tag etwas Neues über sich liest, zu dem ein oder anderen dahingesagten nicht ernstgemeinten Spruch ohne zu überlegen hinreißen. Ich werde meine Lehren aus der Medienlandschaft und der Selbstdarstellung ziehen.“ Ein Rundumsorglos-Paket also ist geschnürt. Jetzt kann Weihnachten kommen.

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