Borussia Mönchengladbach Borussia und der Transfersommer - Max Eberl übt sich in Geduld

Mönchengladbach. Max Eberl ist als Macher keiner, der in der Öffentlichkeit ausführlich über seine Strategien bei Transferverhandlungen plaudert. Der Sportdirektor von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach präferiert es vielmehr, im Verborgenen zu agieren.

 Gladbachs Sportdirektor Max Eberl. Archivbild.

Gladbachs Sportdirektor Max Eberl. Archivbild.

Foto: dpa

Namen, Ablösesummen, Gehaltsforderungen — solche Informationsbojen setzt Eberl äußerst selten auf den großen Medienozeanen aus. In diesem Kontext ist der 44-Jährige lediglich bei einem Detail in den vergangenen Jahren als verlässlicher Medienpartner in Erscheinung getreten - mit seinem Schaffenscredo, spätestens bis zum Start des Sommertrainingslagers seiner Fohlen dem jeweiligen Cheftrainer möglichst den kompletten Profikader zur Verfügung zu stellen. Diese Periode dürfte Eberl allerdings von seinem Früher-Vogel-Prinzip Abstand nehmen. Ihr einwöchiges Vorbereitungscamp auf die neue Spielzeit starten die Borussen am 22. Juli am Tegernsee.

Mit großer Wahrscheinlichkeit hat Eberl dann noch nicht alle Transfers abgeschlossen. Zu speziell ist dieser Transfersommer. Allein die nahende Weltmeisterschaft in Russland (14.6.-15.07.) macht frühe, finale Personalplanungen bei Klubs wie Gladbach nahezu unmöglich. Sieben VfL-Profis (Ginter, Hazard, Vestergaard, Zakaria, Sommer, Elvedi, Drmic) stehen im WM-Schaufenster. Zwar besitzt nach WZ-Informationen keiner dieser Akteure aktuell eine Ausstiegsklausel. Doch sollte beispielsweise ein Hazard oder Zakaria in Russland mit besonderen Leistungen in Erscheinung treten, dürften die unmoralischen Ablöseangebote der ganz großen Klubs aus England, Spanien oder Italien nicht auf sich warten lassen.

Womögliche Offerten jenseits der 30- oder gar 40-Millionen-Euro-Marke dürften für den VfL nicht nur kaum auszuschlagen sein, sie würden Eberl, nach einem ersten Trennungsschmerz, wiederum Knall auf Fall auch ganz andere Möglichkeiten und Perspektiven eröffnen, den eigenen Kader qualitativ hochwertig zu tunen. Eberl erklärt Borussias Ausgangslage vor der WM so: „Wer bei der WM zum Star wird, der ist für uns dahingehend uninteressant, dass er nicht zu finanzieren ist. Wenn, müssen wir diesen Spieler schon vorher erkannt und geholt haben. Andersherum kann es für unsere Spieler einen Markt geben. Wenn einer von unseren Jungs gegen Brasilien spielt und drei Tore schießt — dann prasselt auf uns einiges ein. Aber dann bin ich in der Situation der Stärke.“ Bedeutet: Borussia diktiert im Fall der Fälle bei Hazard, Zakaria, Ginter & Co die Ablösemodalitäten.

Neben der WM beeinflusst noch ein anderer großer Aspekt das Transfergebaren Eberls. Während in Deutschland und Spanien diesen Sommer das Wechselfenster erst am 31. August schließt, ist bei den superreichen Premier-League-Klubs in England schon am 9. August Schluss, in Italien neun Tage später. Was zur Folge hat, dass Manager wie Eberl noch agieren können, während Vereine wie Juventus, Mailand, Chelsea, Manchester City oder auch Leicester ihre Kriegskassen bereits geplündert haben und bis zum Winter keine weiteren Transfermillionen ungeniert verballern dürfen. Was den Markt für einen gewissen Restzeitraum deutlich berechenbarer machen wird. Und sich so für Macher wie Eberl plötzlich so etwas wie ein Wettbewerbsvorteil auftun könnte. Dann nämlich, wenn bis zum 31. August gerade in den aufgeblähten Premier-League-Kadern ehrgeizige Profis erkennen, dass ihre Chancen auf üppige Einsatzzeiten letztendlich recht gering sind und Last-Minute-Abgänge in Betracht ziehen.

Zusammengefasst: Dass Borussia mit Neuhaus (Düsseldorf) und Bennetts (Tottenham) derzeit lediglich zwei Zugänge vorweisen kann, ist nicht der Tatsache geschuldet, dass Manager Eberl die guten Ideen und seinen Vorgesetzten nach zwei verpassten Europapokal-Teilnahmen in Folge die Transferschecks ausgegangen sind. Diesen Sommer setzten sie in Gladbach auf Geduld — um die größtmöglichen Chancen zu haben, den Kader vor allem auf den Wunschpositionen Sturm und linker Verteidiger zu verstärken. Plea (Nizza) und Gregoritsch (Augsburg) gelten als die top Offensiv-Kandidaten, sollte Borussia großes Geld nach der WM in die Hand nehmen können. Ein Niclas Füllkrug dürfte für die von Hannover-Boss Kind öffentlich ungeschickt lancierten und als recht überzogen wirkenden 15 Millionen Euro aus dem Rennen sein. Bernardo (Leipzig), Horn (Köln) und Dalbert (Inter Mailand) sind die Gerüchte-Kandidaten, welche für die linke Defensive gehandelt werden. Zum Vorbereitungsstart am 1. Juli oder im Tegernsee-Trainingslager wird wohl noch keiner dieser Namen im Borussen-Kader auftauchen. Weil Manager Eberl sich aus guten Gründen noch einige Wochen in Geduld üben dürfte.

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