Borussia Mönchengladbach wartet auf de Camargo

Der aus Lüttich gekommene Brasilianer soll das Offensivspiel beleben. Wegen einer Knöchelverletzung wird er bis zum Saisonstart aber nicht fit.

<h3>Der unvergesslichste Moment der vergangenen Saison

Dafür sorgte Karim Haggui. Der Hannoveraner kürte das Eigentor-Festival der Gäste am 16.Spieltag beim 5:3-Erfolg der Gladbacher im Borussia-Park mit gleich zwei Selbsttoren: das 1:0 und den 5:3-Endstand der Gladbacher markierte der Tunesier, der Ivorer Constant Djakpa hatte zwischenzeitlich das 3:1 für die Gladbacher erzielt. Hannover erzielt sechs Tore im Borussia-Park, fährt aber ohne Punkt nach Hause. Die Revanche folgte im Rückspiel - 6:1 für Hannover. Das 1:0 erzielte - natürlich Karim Haggui. Gladbachs größte Saison-Blamage.

"Ich danke vor allen denen, die gerade gepfiffen haben", sagte Trainer Michael Frontzeck kurz nach seinem Dienstantritt auf der Jahreshauptversammlung. "Denn es ist ein Ansporn für mich, es gerade meinen Kritikern zu zeigen." Der Mann hat Wort gehalten - Mission erfüllt.

Für Gladbacher Verhältnisse - zuletzt acht Trainer in sieben Jahren - hat Michael Frontzeck einen Rentenvertrag bei der Borussia. Gerade erst haben beide Seiten die Zusammenarbeit bis 2013 verlängert. So viel Vertrauen genießen in der Liga lediglich noch Felix Magath auf Schalke und Thomas Tuchel beim selbsternannten Karnevalsverein in Mainz.

Karim Matmour erhitzt in schöner Regelmäßigkeit die Gemüter der Borussen-Fans, weil er das Etikett des Chancen-Todes nicht abstreifen kann. In 59 Spielen beschreiben nur vier Tore das Dilemma des Algeriers. Jetzt plötzlich trifft er das Tor: 1:0 gegen Liverpool und beim 2:1 im Testspiel gegen Venlo. Reift da noch spät einer mit Torinstinkt heran? Dabei soll sich Matmour gar nicht mehr so wohl bei der Borussia fühlen, kokettiert mit einem Wechsel.

Michael Frontzeck steht nicht in dem Ruf, Namen unter dieser Rubrik im Notizbuch stehen zu haben. Thorben Marx indes war zumindest sein Wunschspieler aus Bielefelder Tagen, den er 2009 nach Gladbach holte. Damit ist er aber noch nicht sein Lieblingsspieler, sondern nur der, den er brauchte, um im defensiven Mittelfeld die notwendige Stabilität im Team herzustellen.

"Dass Marco Reus und Roel Brouwers in der vergangenen Saison mit je acht Treffern die ganze Stürmergilde hinter sich gelassen haben, ist schon fast sensationell. Das gibt es nicht ein zweites Mal", sagt Herbert Laumen (66). Der auch durch den legendären Pfostenbruch 1971 berühmt gewordene Ex-Profi, der bei Heimspielen die Veteranen im Borussia-Park betreut, hat für Gladbach 97 Bundesliga-Tore erzielt. Nur Jupp Heynckes war treffsicherer (195Tore). "Mit dem Abstieg wird die Borussia diesmal nichts zu tun haben. Es geht weiter nach oben", prophezeit Laumen, Mitglied des Ehrenrates.

Für Jugendliche ist eher der personalisierte Klingelton fürs Handy, Erwachsene können sich an der Fohlenmilch, einem Likör, erfreuen.

Alles wartet auf Igor de Camargo. Eine Knöchelverletzung in der Vorbereitung verhindert ein Mitwirken des Brasilianer zum Saisonstart gegen Nürnberg. Mit der Verpflichtung von de Camargo kann Trainer Frontzeck sein 4-4-2-System punktuell auf ein 4-2-3-1 umstellen - mit de Camargo als hängende Spitze zwischen Arango und Marco Reus.

Gladbach muss auswärts besser punkten. Zehn Punkte waren es in der vergangenen Spielzeit. Platz 18 aller Bundesligaklubs, schlechter war keiner. Das bietet die Chance auf Besserung. Gelingt dies, können die Borussen-Fans bei ähnlich solider Heimbilanz (29 Punkte) eine von Abstiegssorgen befreite Spielzeit genießen - endlich mal.

Ein einstelliger Tabellenplatz wäre das Optimum. Der letztjährige Tabellenzwölfte müsste dann Hoffenheim, Frankfurt und Mainz überholen. Das wäre schon ein Kraftakt, höhere Weihen verbieten sich angesichts der Konkurrenten - aus Wolfsburg, Hamburg, Stuttgart oder Dortmund.

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