Analyse Gladbach verteidigt Tabellenführung mit 3:1 gegen Bremen

Mönchengladbach · Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach hat seinen Anhängern ein weiteres Heimfest beschert.

  Stefan Lainer, Laszlo Benes, Torschuetze Matthias Ginter, Alassane Plea jubeln.

Stefan Lainer, Laszlo Benes, Torschuetze Matthias Ginter, Alassane Plea jubeln.

Foto: WITTERS/ThorstenWagner

Drei Tage nach dem Sieg in der Europa League gegen AS Rom (2:1) setzte sich die Fohlenelf am Sonntag im ausverkauften Borussia-Park gegen Werder Bremen mit 3:1 (2:0) durch. Bensebaini und Herrmann per Doppelpack trafen für die Hausherren, Bittencourt markierte für die Gäste in der Nachspielzeit noch den Ehrentreffer. Borussia verteidigte damit zum fünften Mal in Folge die Tabellenführung – so etwas hat es seit der letzten Meistersaison 1977 nicht mehr am Niederrhein gegeben. Nach dem elften Spieltag hat der VfL als Spitzenreiter nun vier Punkte Vorsprung auf die Verfolger.

Der Held des Spiels

Der heißt Yann Sommer. Gladbachs Schlussmann ist einmal mehr Garant dafür, dass die Fohlen weiterhin auf einer Euphorie-Welle surfen können. Der Schweizer Nationalspieler lieferte gegen Werder Bremen eine Leistung ab, die das Prädikat „Weltklasse!“ verdient hat. Sommer, seit Monaten in Top-Form, parierte mehrfach großartig. Zudem hielt er in einer entscheidenden Phase des Spiels einen Foulelfmeter von Bremens Klaassen. Statt nur noch 2:1 hieß es kurz darauf 3:0 für Gladbach. Sommer hat als Torhüter dem Gladbacher Spiel einen ganz wichtigen Impuls gegeben. Sportdirektor Max Eberl: „Wir haben mit Yann einen überragenden Torhüter.“

Der Spieler des Spiels

Der heißt Patrick Herrmann. Gladbachs Eigengewächs steht nach dem Schlusspfiff auf dem Zaun vor der Nordkurve, wird von tausenden Fans gefeiert. Herrmann erlebt Augenblicke der Glückseligkeit. Rückblende: Borussias Europapokalschlacht gegen AS Rom (2:1) hatte „Flaco“ verpasst, weil seine Frau Sandra vor der Geburt seines Sohnes Leonard stand. Am Freitag kam Herrmanns Sohn dann zur Welt. Zwei Tage später schießt Herrmann Gladbach schließlich per Doppelpack zum Heimsieg gegen Bremen. Solch ein hochemotionales Drehbuch muss erst einmal real werden.

Herrmann sagt: „Mehr als das, was in dieser Woche geschehen ist, geht kaum noch. Es hat ein wenig geschmerzt, beim Europapokalspiel gegen Rom nicht dabei sein zu können, ich konnte das Spiel wegen der bevorstehenden Geburt meines Sohnes ja nur am Fernseher verfolgen. Umso schöner, dass es gegen Bremen so super mit meinen beiden Toren geklappt hat. Nicht nur von mir war es ein super Spiel, sondern von der ganzen Mannschaft. Yann Sommer hat überragend gehalten. Ich freue mich sehr über diese drei Punkte. Jetzt fahre ich ins Krankenhaus und hole meine Frau und den Kleinen ab.“

Die Aufreger des Spiels

Zwei Mal kam der Videoassistent zum Einsatz. Schiedsrichter Tobias Stieler hatte einiges zu tun. So in der 27. Minute, als Bremens Osako vermeintlich auf 1:2 verkürzt hatte. Osakos Treffer zählte nicht. Stieler hatte mit Hilfe des Videoassistenten erkannt, dass zuvor Rashica Gladbachs Zakaria gefoult hatte. Korrekte Entscheidung also. In der zweiten Halbzeit, nach 50 Minuten, kam erneut der Videoassistent zum Einsatz. Stieler schaute genau hin, entschied nach TV-Studium auf Strafstoß für Bremen. Bensebaini war Osako auf den Fuß getreten, dieser dann zu Fall gekommen. Allerdings: Dies geschah im Getümmel – und Bensebaini hatte Osakos Fuß wahrscheinlich gar nicht sehen können, die ganze Bewegung des Gladbachers war in eine komplett andere Richtung ausgelegt. Absichtliches Foulspiel – das war selbst beim Studium der TV-Bilder schwer zu erkennen.

Die gelb-rote Karte des Spiels

Die holte sich Gladbachs Linksverteidiger Ramy Bensebaini ab. Der Algerier und Afrika-Meister sah zunächst eine gelbe Karte, über die sich diskutieren lässt. Als der 24-Jährige in der Schlussphase Bremens Bittencourt weggrätscht, gibt es hingegen keine Zweifel. Bensebaini erlebte eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Zunächst hatte er seine Tor-Premiere in der Bundesliga gefeiert, später wurde er vom Platz gestellt und ist für Borussias Auftritt nach der Länderspielpause bei Union Berlin gesperrt.

Die Statistik zum Spiel

Gladbach geht als Tabellenführer in die Länderspielpause, bleibt zum fünften Mal in Folge Spitzenreiter. Das hat es seit 42 Jahren nicht mehr gegeben. 25 Punkte nach elf Spieltagen - nur in der Meistersaison 1977 waren es auf dem Konto des VfL 1900 zu diesem Zeitpunkt umgerechnet mehr Zähler (27).

Die Trainer-Stimmen zum Spiel

Florian Kohfeldt (Werder Bremen):
„Wir sind an der Effektivität von Borussia gescheitert. Der Gegner hatte eine hohe Überzeugung in seinem Spiel. Zudem ist Borussia vielleicht die konterstärkste Mannschaft der Liga momentan. Trotzdem haben wir eine sehr gute Auswärtsleistung erbracht. Auch wenn es sich blöd anhört: Wir waren eigentlich über weitere Strecken des Spiels die bessere Mannschaft mit mehr Torchancen. Aus dem Nichts haben wir die Gegentore bekommen, die wir so nicht bekommen dürfen. Gleichzeitig haben wir vorne unsere Riesenchancen nicht genutzt, zudem wurde uns ein Tor aberkannt und wir haben noch einen Elfmeter verschossen. Am Ende stand es daher 3:1. Trotzdem bin ich stolz auf die Jungs, wie sie nach dem dritten Gegentreffer weiter ihr Spiel durchgezogen haben. Der Anschlusstreffer war eine kleine Belohnung am Ende.“

Marco Rose (Borussia Mönchengladbach):

„Es war ein schwieriges Spiel auf Augenhöhe. Die effektivere Mannschaft hat gewonnen. Es war eine sehr rassige Partie. Ich ziehe den Hut vor den Jungs, wie sie den Spiele-Block absolviert haben. Die Woche ist insgesamt großartig für uns gelaufen. Mit einem Auswärtssieg in Leverkusen, dann haben wir zwei Heimsiege eingefahren, im Europapokal gegen Rom und nun gegen Bremen. Jetzt können wir mal ein bisschen durchatmen. Und dann wissen wir, dass nach der Länderspielpause mit Union Berlin eine Aufgabe auf uns wartet, die nicht einfach wird.“

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