Borussia Mönchengladbach Raffael biegt auf die Zielgerade ein

Mönchengladbach · Gladbachs Angreifer Raffael hat nur noch bis Juni Vertrag, eine Verlängerung dürfte unwahrscheinlich sein. Der Brasilianer ist völlig entspannt, seine Zeit in Europa hat einige Facetten.

 In bisher 198 Spielen erzielte der Publikumsliebling aus Fortaleza 71 Treffer.

In bisher 198 Spielen erzielte der Publikumsliebling aus Fortaleza 71 Treffer.

Foto: dpa/Peter Steffen

Auch am Montag waren die Bedingungen wieder optimal für Borussia Mönchengladbach. Bei sonnigem Wetter sowie angenehm milden 15 Grad hielt Coach Marco Rose im Trainingslager des Fußball-Bundesligisten im spanischen Jerez de la Frontera zwei taktische Einheiten ab, am Dienstag ab 15 Uhr (live bei DAZN) steht dann ein Test gegen den niederländischen Erstligisten Heracles Almelo auf dem Programm. Mit dabei sind auch Tobias Strobl und Fabian Johnson sowie natürlich Raffael. Der Brasilianer bestreitet somit nun bereits zum siebten Male eine Winter-Vorbereitung als Angestellter der "Fohlenelf".

Es wird wohl aller Voraussicht nach seine letzte. Raffaels Vertrag läuft im Juni aus, im März wird er 35 Jahre alt. „Allein aus reiner Dankbarkeit und Verbundenheit geben wir keinem Spieler einen neuen Vertrag. Dies muss sportlich für alle Beteiligten schon Sinn machen. Unsere Kaderplätze sind begrenzt, wir haben einen guten Kader und wollen ihn nicht zu groß werden lassen.

Entscheidung in der Rückrunde

Daher muss jeder dieser Plätze sinnvoll belegt sein. In der Rückrunde werden wir uns mit Raffael zusammensetzen. Wir werden uns in Ruhe Gedanken machen und eine Entscheidung treffen", erklärte Sportdirektor Max Eberl in Jerez.

Anders als Strobl und Johnson, die angeblich beim vom früheren Gladbacher Trainer Dieter Hecking betreuten Hamburger SV auf dem Zettel stehen sollen und die bereits im Januar wechseln könnten, wird Raffael die anstehende Rückrunde definitiv bei der Borussia verbringen. Zwar steht er bei Marco Rose in der Stürmer-Hierarchie hinter Plea, Thuram, Embolo, Herrmann und Stindl nur an sechster Stelle. Das Vertrauen des Trainers aber genießt der "Maestro" gleichwohl. Mit seiner Erfahrung kann er in einzelnen Situationen den Ball auf engstem Raum behaupten oder technisch feine Pässe lancieren.

Schweizer Meister, eine vermutete Entführung und die Skandal-Relegation mit Hertha BSC

Im Sommer 2013 hatte die Borussia fünf Millionen Euro an Dynamo Kiew überwiesen und den von den Ukrainern an Schalke 04 verliehenen Angreifer nach Mönchengladbach gelotst. Raffael war Wunschspieler von Lucien Favre. Auch dank Raffael nämlich hatte dieser mit dem FC Zürich 2006 sowie 2007 die schweizer Meisterschaft geholt. Damals blieb Raffael übrigens vor einem Spiel mal für zehn Tage verschwunden. Der FCZ glaubte an eine Entführung und erstattete Vermisstenanzeige. Später stellte sich heraus, dass er von Spieler-Agenten aus Brasilien abgeschottet wurde, um seinen Marktwert in die Höhe zu treiben.

Mehr als 4,3 Millionen Euro zahlte Hertha BSC Berlin im Januar 2008 jedoch nicht, um Raffael zum zweiten Male mit Lucien Favre zusammenarbeiten zu lassen. Raffael blieb auch nach dessen Entlassung 2009 an der Spree und feierte dort 2011 den Aufstieg in die Bundesliga. Nur ein Jahr später jedoch reichte auch ein Treffer von Raffael nicht, um in der Skandal-Relegation gegen Fortuna Düsseldorf den direkten Wiederabstieg zu verhindern. Über Kiew und Schalke landete Raffael schließlich erneut bei Favre. In Gadbach wurde er heimisch. In bisher 198 Spielen erzielte der Publikumsliebling aus Fortaleza 71 Treffer.

Wieviele noch dazu kommen, ist unbestimmt. Die 200 Spiele im Trikot der "Fohlen" aber dürfte er vollmachen, mit seiner Rolle als Edel-Reservist geht er völlig entspannt um. Schließlich war die Situation bei der jüngsten Vertragsverlängerung im vergangenen März exakt so besprochen worden. „Das ist alles okay für mich. Die Jungs in der Offensive machen es klasse und es freut mich, dass es bislang so hervorragend gelaufen ist. Wenn ich dennoch gebraucht werde, bin ich bereit", sagte Raffael jüngst. Und wer weiß, vielleicht bleibt er Gladbach ja in anderer Funktion erhalten. Gute Technik-Trainer für den Nachwuchs sind rar...

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