Borussia Mönchengladbach Das 4-4-2 mit Raute - Vorzüge und Gefahren

Rottach-Egern · Werder Bremen ist positives wie negatives Beispiel zugleich. Jürgen Klopp hebt die Bedeutung zweier Positionen hervor.

Borussia Mönchengladbach: Das 4-4-2 mit Raute - Vorzüge und Gefahren
Foto: dpa/Matthias Balk

Viel ist in den vergangenen Tagen darüber gesprochen worden, dass Borussia Mönchengladbach in dieser Saison mit einem neuen System seine Spielweise revolutionieren will. Von einem 4-4-2 mit Raute anstelle des von Dieter Hecking meist praktizierten 4-3-3 ist dann in dieser Hinsicht die Rede. Doch was ist das 4-4-2 mit Raute eigentlich? Was ist in ihm anders als im 4-3-3? Worin liegt der Vorteil, wo lauert die Gefahr? Und hat Trainer Marco Rose das passende Personal dafür?

DAS SYSTEM

Das 4-4-2 mit Raute unterscheidet sich vom 4-3-3 lediglich im Angriffsdrittel. Vor einer Vierer-Abwehrkette stehen weiterhin ein defensiver ("Sechser") sowie zwei zentrale ("Achter") Mittelfeldspieler. Anders als im 4-3-3 mit zwei Außenstürmern und einer zentralen Spitze befindet sich im 4-4-2 mit Raute ein offensiver Mittelfeldspieler ("Zehner") hinter zwei zentralen Stürmern.

DER VORTEIL

Durch die enorme Ballung von sechs Spielern im Zentrum wird der Gegner bei seinem Ballbesitz zu einer kurzen Spieleröffnung gezwungen. Diese ermöglicht der eigenen Mannschaft ein frühes Anlaufen ("Pressing"), was im Falle des angestrebten zügigen Ballgewinns ein schnelleres Umschalten auf Angriff sowie einen kürzeren Weg zum gegnerischen Tor verschafft. Im Mittelfeld stehen die Spieler sehr kompakt und sie verschieben sich stets in Richtung des Balles, zudem ist der offensive Druck auf die beiden Innenverteidiger des Gegners sehr hoch. "Mit zwei Stürmern kannst du die so richtig stressen", sagt Stefan Lainer.

DIE GEFAHR

Der 26-jährige Österreicher ist bei Borussia Mönchengladbach rechter Verteidiger und damit einer der zwei Spieler, auf die mit die meiste Arbeit zukommt. Weil es anders als im 4-2-3-1, im flachen 4-2-2-2 oder im 4-3-3 im 4-4-2 mit Raute keine Außenstürmer gibt, müssen die beiden Außenverteidiger nicht nur ihre defensive Arbeit erledigen, sondern zudem auch noch offensiv bis zur gegnerischen Grundlinie vorpreschen können. Das erfordert eine enorme Laufarbeit. Besitzen die Außenverteidiger die dafür notwendige Disziplin oder physische Verfassung nicht, dann ist die eigene Mannschaft über außen extrem verletzbar.

DER VORREITER

Wer das 4-4-2 mit Raute nun wirklich erfunden hat, lässt sich nicht seriös zurückverfolgen. Ersten großen Bekanntheitsgrad aber erreichte es, als Trainer Thomas Schaaf damit Werder Bremen zu Meisterschaft, Pokalsieg und Champions-League-Teilnahmen führte. Schaaf profitierte dabei von den herausragenden Qualitäten seiner "Zehner" Johan Micoud, Diego sowie Mesut Özil.

Durch die offensive Ausrichtung ist das System jedoch äußerst anfällig für Konter und als Schaaf ab 2010 sein Mittelfeld nicht mehr hochwertig besetzt bekam, mutierte Werder mehr und mehr zur Schießbude der Bundesliga.

MARCO ROSES PERSONAL

Bei Borussia Mönchengladbach kann das 4-4-2 mit Raute durchaus erfolgreich sein. Das Mittelfeld ist mit den "Staubsaugern" Kramer und Strobl gut besetzt, davor tummeln sich laufstarke sowie technisch versierte Akteure wie Zakaria, Hofmann oder Neuhaus. Die beiden letztgenannten haben auch das Zeug zum "Zehner", für das der im Herbst zurückkehrende Stindl sogar noch ein Stück weit prädestinierter scheint. Rechtsverteidiger Lainer kennt das System, weil er es unter Rose in Salzburg gespielt hat und Wendt ist erfahren genug, um es schnell zu adaptieren. Dennoch lauert bei diesen beiden die Gefahr. Lainer kennt die Bundesliga noch nicht, Wendt ist schon 33. Mit den Außenverteidigern aber steht und fällt der Erfolg dieses Systems. Ihnen wird sehr viel Laufarbeit abverlangt, wenn sich die Vorzüge vollständig entfalten sollen. Ohne sie gelingt es nicht, ausreichend Druck über die Flügel aufzubauen, wodurch das Spiel statisch und vorhersehbar werden würde. Nicht umsonst hat Jürgen Klopp beim FC Liverpool immer seine Außenverteidiger Trent Alexander-Arnold und Andy Robertson als Erfolgsgaranten des "Pressings" bezeichnet.

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