Gladbach besiegt Augsburg Stolz wie Oscar - Gladbachs Tag der Rekorde

Mönchengladbach · Der Sieg über den FC Augsburg war ein ganz besonderer und die Torschützen dafür wie bestellt. Das 2:0 gibt dem Traum von der Qualifikation zur Champions League weiter Nahrung.

 Der Mönchengladbacher Torschütze Oscar Wendt jubelt.

Der Mönchengladbacher Torschütze Oscar Wendt jubelt.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Auch Elise genoss das Bad in der Menge. Im rosa Mäntelchen und in jeder Hand ein kleines Gladbach-Fähnchen schwenkend, hüpfte die fünfjährige Tochter von Oscar Wendt vor der Nordkurve des Stadions im Mönchengladbacher Borussia-Park auf und ab. Neben dem Papa und in einer Reihe mit der ganzen Mannschaft von Borussia Mönchengladbach wurde das 2:0 über den FC Augsburg gefeiert. Die Frage in diesem Moment war nur, wer denn nun gerade stolzer ist. Töchterchen Elise auf der großen Bundesliga-Bühne oder Papa Oscar an diesem für ihn so historischen Nachmittag?

Es war tatsächlich der 33 Jahre alte Linksverteidiger. Wendt bestritt gegen den FC Augsburg sein 184. Bundesliga-Spiel für die "Fohlenelf" und ist damit nun Borussias Ausländer mit den meisten Einsätzen im deutschen Fußball-Oberhaus. Der Schwede setzte sich vor den Belgier Filip Daems (183), den Dänen Allan Simonsen (178) sowie Landsmann Patrik Andersson (174). "Natürlich ist das etwas Besonderes. Es macht mich stolz, dass ich für diesen Verein derart viele Spiele gemacht habe. Jeder weiß, dass ich mich zu 100 Prozent mit der Borussia identifiziere", sagte Wendt.

Stolz wie Oscar also - doch mit dem Rekord allein war es ja noch nicht mal getan. In einer Partie, die wegen der nur auf massive Abwehrarbeit ausgerichteten Gäste vom Lech zu einer höchst zähen Angelegenheit geriet, erlöste ausgerechnet Wendt mit seinem 1:0 in der 78. Minute Mannschaft und Fans. "So viele Spiele für Gladbach. Aber alles auch noch mit Tor und Sieg zu krönen - das ist geil", grinste Wendt. Seit dem 26. August 2017 hatte der Blondschopf aus Göteborg auf seinen 13. Treffer für die Borussia gewartet. Seinerzeit traf Wendt just gegen den FC Augsburg. Sachen gibt's...

Die Fohlenelf besiegt Augsburg
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Foto: dpa/Roland Weihrauch

Patrick Herrmann zieht mit Rainer Bonhof gleich

Damals reichte es nur zu einem 2:2, diesmal konnte der Angstgegner im 16. Duell zum vierten Male besiegt werden. Sicher stellte dies Patrick Herrmann, der den Ball in der dritten Minute der Nachspielzeit von der Strafraumgrenze aus trocken in den Winkel jagte. "Mein Opa hat immer gesagt, wenn du nicht weißt, wohin mit dem Ball, dann schieße ihn ins Tor", erklärte Herrmann lachend. Ausgerechnet Herrmann. Dass nach Oscar Wendt auch noch der 27-Jährige an diesem grauen und verregneten Nachmittag die Sonne scheinen ließ, hätte sich selbst der größte Autor von Kitsch-Romanen nicht ausdenken können.

Schließlich zog Herrmann durch seine Einwechslung in der 77. Minute mit einer Vereins-Legende gleich. Zum 232. Mal lief der Saarländer in einem Bundesliga-Spiel für Gladbach auf und damit ebenso viele Male wie Rainer Bonhof. "Ich habe ihn vor dem Anpfiff im Kabinengang getroffen und zu ihm lachend gesagt: "Heute kriege ich dich." Dass es dann tatsächlich passiert ist, ist traumhaft. Als ich 2008 zur Borussia kam, habe ich zu Rainer Bonhof aufgeschaut und gehofft, dass ich zumindest ein paar Mal in der Bundesliga auflaufen darf", sagte Herrmann.

Gladbachs Heim-Serie lässt den Vorsprung größer werden

Wendt und Herrmann also sorgten für den Sieg und so auch für den dritten Rekord an diesem Tag. Saisonübergreifend war das 2:0 der nun schon zwölfte Heimsieg in Folge, eine solche Serie gab es in Gladbachs Bundesliga-Historie bisher erst einmal. In der Saison 1983/84 gelang dies unter Jupp Heynckes. "Es ist toll, mit Jupp verglichen zu werden", sagte Borussias aktueller Trainer Dieter Hecking. Der 54-Jährige ist damit übrigens an beiden Rekord-Serien beteiligt. Vor 35 Jahren stand er in seiner ersten Profi-Saison als junger Spieler sechsmal auf dem Platz.

Was bei all diesen Rekorden und Kuriositäten fast untergegangen wäre, ist die Bedeutung des 2:0 in einem Geduldsspiel, dessen Unterhaltungswert so trist wie das Wetter war. Die "Fohlenelf" musste mächtig Steine klopfen, um die Augsburger Mauer zum Einsturz zu bringen. Der Lohn für diese Mühe: Der Vorsprung auf Platz fünf, welcher nicht zur Champions-League-Teilnahme berechtigt, ist auf acht Punkte angewachsen. "Jeder hat Lust auf die Champions League, dafür liegt jedoch noch viel Arbeit vor uns. Aber hin wollen wir schon", sagte Oscar Wendt. Tochter Elise würde schließlich gerne auch international hüpfen.

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