Borussia: Kein Zittern, aber Tränen

Die Saison ist vorbei. Und der vorläufige Abschied machte den Fans im Borussia-Park viel Spaß. Vor allem mit Blick auf Köln.

Mönchengladbach. Die Fans sind sich einig: Es war eine Super-Saison. "Ich bin überrascht, dass der Trainer die Mannschaft so gut in den Griff gekriegt hat", sagt Jose Luis Arrojo.

"Endlich mal ’ne tolle Saison", sagt "Tillemann" strahlend. Der Wuppertaler (29) ist seit Jahren bei jedem Spiel und auch im Trainingslager dabei. "Borussia ist mein Lebenselexier."

Fabienne Pfeiffer und Olga Kiefer sind "so froh, dass wir nicht am letzten Tag noch zittern müssen". Die beiden jungen Frauen sind mit Black Ravens, einem Fanclub aus dem Lahn-Dill-Kreis im Stadion. Endlich mal kein Bangen um den Abstieg, bis zum letzten Tag.

Für die kommende Saison wünscht sich Roman Schreiber aus Luxemburg, der seit seiner Kindheit zur Borussia kommt, einen etwas besseren Tabellenplatz. "Und auf jeden Fall vor Köln. Und dass das Problem mit den Parkplätzen gelöst wird." Sebastian Erich aus Bonn ist Dauerkarteninhaber und sehr zufrieden. "Schöner Fußball. Bis auf das Hannover-Spiel. Da machen wir schnell einen Haken dran."

Michael Venn ist zufrieden. Er strahlt besonders, weil für seinen Geburtstag Glückwünsche aus dem Lautsprecher übers Stadionrund schallen. 45 Jahre verbinden ihn mit der Borussia. "Mich haben meine Eltern schon als Hosenscheißer mit ins Stadion genommen." Zuhause hätte niemand auf ihn aufpassen können, alle waren im Stadion. "Und hier, in Block 16, will ich auch sterben. Mit der Meisterschale im Arm."

Er ist zweiter Vorsitzender des Fanclubs Syndicate und Hüter einer Flagge, die er an einem Eisengitter befestigt hat. Das Spiel gegen Hannover empfand er als Frechheit. "Aber so ist das. Man erlebt Höhen und Tiefen und geht immer wieder hin."

So handhaben das auch Andi Schröder und seine Frau Brigitte. Sie kommen aus Wattwil in der Schweiz. Sie ist geborene Gladbacherin und lebt seit 15 Jahren in der Nähe von St. Gallen. "Wir haben uns beim Pokalfinale 1995 kennengelernt", sagt der Berufsschullehrer. "1300 Kilometer fahren wir bei jedem Heimspiel", sagt Brigitte. Sie haben extra eine kleine Wohnung in Gladbach.

Oben in der nordöstlichen Kurve des Stadions, ganz unter dem Dach, skandieren Fans "Zehn nackte Neger" und Block 16 antwortet "mitsamt Hosenträger". Das 1:1 fällt und mit ihm die Borussen-Fans in einen kollektiven Taumel. "Aber wir würden mehr jubeln, wenn die Nürnberger 1:0 gegen Köln gewinnen. Dann stünden wir in der Tabelle vor den Kölnern", sagt Petra. Als die Anzeigetafel den Treffer in Nürnberg anzeigt, stimmen auch die Fans aus dem Leverkusener Block mit in den Jubel ein.

Block 1900 beginnt eine Polonaise. Nach dem Spiel schwenkt Michael seine Fahne. Petras große Stunde naht. Oliver Neuville macht seine Abschiedsrunde, bekommt seinen Applaus. Petra ist den Tränen nahe. Wegen der Borussia ist sie mit ihrem Lebensgefährten nach Jahren auf Ibiza und im Sauerland nach Gladbach gezogen. Sie haben ihren Imbiss in der Altstadt Curry 27 genannt. "Ollis Nummer." Besucht hat er sie noch nie. "Ich hoffe, der macht das noch", sagt sie und wischt eine Träne aus dem Augenwinkel. Nun heißt es warten, bis am 22. August die Bundesliga wieder anfängt.

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