Borussia grandios – 6:3

16 Jahre muss Gladbach auf einen Sieg gegen Leverkusen warten. Das Ende dieser Serie wird zur Gala.

Leverkusen. Patrick Herrmann war gerade den Windeln entwachsen, und Marco Reus tummelte sich im Kindergarten, als die Fans von Borussia Mönchengladbach den letzten Sieg bei Bayer Leverkusen mit einem Tor von Heiko Herrlich bejubeln durften. 16 Jahre und 26 weitere Spiele mühten sich die Gladbacher vergebens um einen Erfolg. Am Sonntag allerdings zerpflückte die Borussia Leverkusens Defensive mit allen Finessen des Gladbacher Konter-Fußballs der 70er Jahre.

Am Ende kurioser 90 Minuten triumphierten die Gladbacher in einem turbulenten Spiel mit 6:3 (3:1) und dank einer beinahe 100-prozentigen Chancenverwertung. Dem 19 Jahre alten Patrick Herrmann gelang sein erster Bundesliga-Doppelpack.

"Das ist unglaublich, dass ich zwei Tore mache. Wir haben heute gezeigt, was in der Mannschaft steckt", sagte der Mittelfeldspieler, der am Montag zum Kader der U21-Nationalmannschaft für die Länderspiele in Tschechien am Sonntag und gegen Irland am Donnerstag nächster Woche stößt.

Marco Reus vollendete ein famoses Solo mit dem sechsten Tor und freute sich diebisch: "Wir haben ein wunderschönes Spiel gemacht und fantastische Tore erzielt." Roel Brouwers, Juan Arango und Mohammadou Idrisssou setzten weiter Nadelstiche in den löchrigen Defensiv-Verbund der Leverkusener, jene Mannschaft, die in der vergangenen Saison 25 Spiele in Folge ungeschlagen blieb.

Deren Trainer Jupp Heynckes mühte sich nach dem Debakel sichtlich um Fassung. "Wir haben Gladbach zur Party eingeladen. Dass die Borussia kontern kann, weiß man", sagte der einstige Gladbacher Torjäger der 70er Jahre. Sein Kollege Michael Frontzeck, der vor 23 Jahren unter Heynckes bei der Borussia in der Bundesliga debütierte, hob seine Mannschaft aufs Schild: "Sie hat ein fantastisches Spiel gemacht. Das ist ein außergewöhnlicher Tag für uns. Seit ewigen Zeiten haben wir auf diesen Erfolg gewartet. Wir haben fast perfekt nach vorne gespielt."

Entgegen kam den Gladbachern im Torrausch auch die haarsträubende Fehlerquote einzelner Leverkusener wie Arturo Vidal, der mit einem Ballverlust gegen Idrissou die Blamage einleitete. Stefan Reinartz fand in der Innenverteidung gar nicht statt, und selbst Nationaltorhüter Torhüter René Adler ließ zwei Bälle nach vorne abklatschen. Brouwers und Idrissou bedankten sich mit Toren.

Gegen Arangos geniales Freistoßtor war Adler hingegen machtlos und unkte nach dem Debakel: "Lieber verliere ich einmal richtig bitter. Aber so, wie wir uns präsentiert haben, darf man nicht auftreten. Jetzt sind wir wieder auf dem Boden der Tatsachen."

Leverkusens Kapitän und Abwehr-Chef Sami Hyypiä mühte sich um Fassung: "Das war eine große Lehrstunde für uns und für mich eine neue Erfahrung. So etwas möchte ich nie wieder erleben." Ende Oktober treffen sich beide Teams wieder - im Pokal im BorussiaPark.

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