Bundesliga-Premiere der Borussia gegen Union Berlin Gladbachs Reise in die Vergangenheit

Mönchengladbach · Fünf Borussen erlebten 2001 an der alten Försterei einen bitteren Abend. Trainer Rose erinnert sich derweil an seine DDR-Zeit.

 Gladbachs Trainer Marco Rose war damals 13 Jahre alt und erinnert sich noch genau an die Zeit. Allerdings war er Fan von Werder Bremen.

Gladbachs Trainer Marco Rose war damals 13 Jahre alt und erinnert sich noch genau an die Zeit. Allerdings war er Fan von Werder Bremen.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Bundesliga-Premiere für Borussia Mönchengladbach. Erstmals geht es gegen den 1. FC Union Berlin. Halt! Nicht ganz. Einmal sind sich die beiden Vereine dann doch schon begegnet, allerdings möchte im Lager der „Fohlen“ daran keiner erinnert werden.

„Ach, lassen Sie uns über etwas anderes sprechen“, sagte Uwe Kamps lachend. Der Torwart-Trainer ist einer von fünf bei der Borussia tätigen Personen, die an jenem 6. Februar 2001 einen bitteren Abend erleben mussten. Unter Trainer Hans Meyer scheiterten Uwe Kamps, Max Eberl, Steffen Korell sowie Arie van Lent beim damaligen Drittligisten Union im Halbfinale des DFB-Pokals.

Dabei sah es an diesem trüb-kalten Februar-Dienstag bis zur 80. Minute gut aus. Das 0:1 durch Djurkovic (27.) hatte Arie van Lent mit zwei Treffern binnen sieben Minuten (61./67.) gedreht. Das Finale war durch den Nebel in der Wuhlheide bereits erkennbar.

Doch die „Eisernen“ schafften durch Menze den Ausgleich und kämpften sich bis ins Elfmeterschießen. Dort scheiterte dann zunächst ausgerechnet Borussias aktueller U23-Trainer Arie van Lent, sofort nach ihm vergab auch Max Eberl. Warum der als Manager bei Transfers treffsichere Eberl mit seiner überschaubaren Torjäger-Vita antrat, bleibt Meyers Geheimnis.

Der Mauerfall überdeckte
ein peinliches Pokal-Aus

„Mit dieser Geschichte müssen wir leben. Aber sie ist inzwischen auch verdammt lang her. Jetzt freuen wir uns einfach auf ein tolles Bundesliga-Spiel in einem deutlich moderneren Stadion“, sagte Uwe Kamps. Dass es überhaupt Begegnungen dieser Vereine auf Pflichtspiel-Ebene gibt, ist natürlich dem 9. November 1989 zu verdanken. An jenem historischen Donnerstag warnte Borussias Trainer Wolf Werner vor fünf Journalisten vor der zu erwartenden Atmosphäre im am nächsten Tag stattfindenden Pokalspiel bei Kickers Offenbach. Nur kurz darauf vernahmen in Ost-Berlin deutlich mehr Medien-Vertreter die legendären Worte von SED-Sprecher Günter Schabowski, der die Möglichkeit der freien DDR-Ausreise verkündete  – „sofort“ und „unverzüglich“.

Der Mauerfall – er ließ Borussias peinliches Achtelfinal-Aus am Tag darauf zur Rand-Notiz werden. Mirza Kapetanovic erzielte in der Verlängerung am Bieberer Berg in der 99. Minute das entscheidende 1:0 für Drittligist Kickers Offenbach, in der DDR aber jubelten tausende Fans von Borussia Mönchengladbach dennoch. Ihr Weg war frei, um ganz legal zu Spielen an den Bökelberg zu fahren. Inzwischen gibt es zwischen Ostsee und Erzgebirge 33 eingetragene Fan-Klubs der „Fohlenelf“.

Etliche ihrer Mitglieder werden am Samstag ins Stadion an der alten Försterei pilgern, die jüngeren sicher ohne Gedanken an die Geschehnisse von vor 30 Jahren. Die allerdings hat Marco Rose noch vor Augen. Schließlich ist Gladbachs Trainer ein Leipziger und erinnert sich.

„Ich weiß zwar nicht mehr, wo genau ich am Abend des 9. November gewesen bin. Sicher daheim, ich war ja erst 13. Ich kann mich aber noch ganz genau an die Montags-Demonstrationen erinnern. Sie haben uns alle unheimlich bewegt, meine Mutter hat sogar aktiv an ihnen teilgenommen. Ich habe mir das Treiben hin und wieder vom Rand aus angeschaut und dabei festgestellt, welche Wucht diese Demos mit ihren rund 100 000 Teilnehmern entfaltet haben.“

Rose selbst war seinerzeit Fan von Werder Bremen. „Die haben damals im Europapokal geniale Spiele gemacht, in denen sie immer wieder große Rückstände aufgeholt haben“, sagt Rose.

Borussia hatte auch im Osten
eine hohe Anziehungskraft

Dennoch fiel ihm auch die Anziehungskraft von Borussia Mönchengladbach damals im Osten auf. „Die Erfolge der 70er-Jahre hatten die Menschen einfach gefesselt“, sagt Marco Rose. Bei Union Berlin wird sich die „Fohlenelf“ daher trotz des kleinen Stadions an der alten Försterei großer Unterstützung sicher sein können. Vielleicht reicht sie ja, um – anders als im Jahr 2001 – als Sieger nach Gladbach heimzukehren.

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