Aufwühlende Ouvertüre

Spektakuläre Aufholjagd in Bochum und ein 3:3, das für Borussia bitter ist.

Mönchengladbach. Es kommt nicht oft vor, dass Max Eberl nach Worten ringen muss. Doch nach dem 3:3-Remis der Gladbacher am gestrigen Sonntag beim VfL Bochum musste Borussias Sportdirektor erst einmal durchatmen, "alles sacken lassen", wie er später im WZ-Gespräch betonte.

"Ich kann mich nicht erinnern, schon mal so etwas erlebt zu haben", sagte Eberl im Anschluss an ein überaus packendes Westderby, in dem die "Fohlen" in ihrem 700. Bundesliga-Auswärtsspiel das Kunststück fertigbrachten, eine 3:0-Pausenführung zu verschenken. Am Ende mussten Arango, Bobadilla & Co sogar noch über ein glückliches Remis froh sein.

"Für die Fußballfans war das ein Fest, für uns Verantwortliche eine Berg- und Talfahrt, bei der mein Puls Tango getanzt hat", fasste Eberl das nervenaufreibende Geschehen zusammen. Dabei hatte die Elf vom Niederrhein vor 29 766 Zuschauern zunächst eine exzellente Vorstellung in Halbzeit eins abgeliefert. Gladbach zauberte, Bochum zauderte. Und staunte immer wieder - die Führung durch Arango (19.), Colautti (26.) und Brouwers (40.) war auch in dieser Höhe hochverdient. Kurz nach der Pause hätte dann Matmour alles klar machen müssen, als er völlig allein auf Bochums Torhüter Heerwagen zulief, jedoch die Chance zum 4:0 (48.) jämmerlich vergab. "Ein Knackpunkt", stellte Borussen-Trainer Michael Frontzeck später in seiner Analyse fest.

So folgte statt Gladbacher Glückseligkeit eine der furiosesten Aufholjagden der Bundesliga-Geschichte: Binnen 13 Minuten drehte Bochum einen scheinbar hoffnungslosen Rückstand. Azaouagh mit zwei sehenswerten Distanzschüssen in den Winkel innerhalb von 48 Sekunden (51., 52.) sowie Sestak (63.) sorgten für den vielumjubelten Ausgleich der Bochumer. Nicht nur die rund 10000 mitgereisten Borussen-Fans standen ab diesem Zeitpunkt unter einer Art Schockzustand - auch Frontzecks Profis taumelten zeitweise wie angeschlagene Boxer über den Platz.

Selbst eine Niederlage schien nach der roten Karte für Dante (60./Notbremse) noch möglich, doch Torhüter Christofer Heimeroth rettete mit mehreren Glanzparaden zumindest den einen Punkt. Kurz vor dem Abpfiff dann der letzte Paukenschlag in einem wahren Fußball-Krimi: Borussias Bester, Juan Arango drosch den Ball aufs Bochumer Tor, Verteidiger Pfertzel geht mit der Hand zum Ball, so dass Torhüter Heerwagen den Schuss des Venezolaners noch entschärfen konnte - doch der Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Michael Kempter blieb aus. "Ein klares Handspiel, das hätte der Schiri sehen müssen", grantelte Frontzeck.

"Doch im Nachhinein müssen wir froh sein, dass wir überhaupt einen Punkt mitnehmen. Mit diesen Punkt bin ich aber nicht zufrieden", legte der 45-Jährige nach.

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