0:0 bei Kurz-Debüt nutzt Hoffenheim wenig

Sinsheim (dpa) - Kein Hurra, aber sie leben noch! Die Fußballprofis der TSG 1899 Hoffenheim haben ihrem neuen Trainer Marco Kurz eine engagierte, jedoch glanzlose und wenig ertragreiche Premiere beschert.

Beim 0:0 des Tabellen-16. gegen Borussia Mönchengladbach stimmte nach vogelwilden Wochen wenigstens die Ordnung auf dem Platz wieder. „Die Truppe ist entschlossen genug, den Abstiegskampf durchzustehen. Wir haben genügend Spieler, die Eier haben, die wirklich auch dastehen und Gas geben“, erklärte Tobias Weis im schönsten Fußball-Macho-Deutsch.

Der einsatzfreudige Mittelfeldspieler vergab in der Schlussphase ebenso wie der eingewechselte Angreifer Joselu eine dicke Chance zum Sieg. So konnten die Kraichgauer den Abstand zum rettenden Ufer nicht verkürzen. „Es bringt nichts, auf die Tabelle zu schauen. Am Ende wird abgerechnet, und dann wird man sehen, was dieser Punkt wert ist“, sagte Manager Andreas Müller nach dem enttäuschenden Rückrunden-Start und lobte seine sichtlich verbesserte Mannschaft: „Unterm Strich war das ein Schritt in die richtige Richtung.“

Nach zuvor sechs Niederlagen in Serie gab es für die Schießbude der Bundesliga vor 26 500 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena wenigstens kein Gegentor - und das war vor allem der akribischen Vorbereitung des einstigen Defensivspielers Kurz zu verdanken. „Wir hätten natürlich alle gerne drei Punkte gehabt, aber in unserer Situation ist das etwas vermessen“, sagte der neue Chefcoach nach seinem Comeback zehn Monate nach der Beurlaubung beim 1. FC Kaiserslautern. „Was gut war, war die Einstellung, war das Abwehrverhalten und war der Siegeswillen. Wo wir uns steigern müssen, ist in unserem eigenen Positionsspiel. Aber ich bin zufrieden.“

Den Gladbachern - im achten Pflichtspiel hintereinander ungeschlagen - fiel in der Offensive trotz des niederländischen 12-Millionen-Euro-Rekordeinkaufs Luuk de Jong, der nach dreimonatiger Verletzungspause wieder in der Startelf stand, wenig ein. Kapitän Roel Brouwers mit einem Kopfball in der 70. Minute hatte praktisch die einzige dicke Tormöglichkeit. „Wir waren manchmal ein wenig zögerlich. Aber ein Punkt auswärts ist nicht schlecht“, meinte Trainer Lucien Favre. So musste Ex-Nationaltorwart Tim Wiese nach seiner Rückkehr zwischen die Pfosten und seiner Entmachtung als Kapitän nur ein paar harmlose Bälle fangen.

Der neue TSG-Spielführer Andreas Beck nahm „viele positive Dinge mit nach Hause“ und die Erkenntnis: „Eine Niederlage wäre fast schon tödlich gewesen.“ Im Angriff, wo Eren Derdiyok als Sturmspitze wieder einmal enttäuschte, sind die Hoffenheimer einfach zu schwach besetzt. Und im Mittelfeld fällt Routinier Sejad Salihovic mehrere Wochen aus. Der Bosnier musste nach einer guten halben Stunde vom Platz - Riss des Außenmeniskus im rechten Knie. Er wird am Dienstag in Straubing operiert, wie sein Club mitteilte.

„Es wird sehr dünn mit dem Personal“, räumte Müller schon vor dieser Diagnose ein. Kein Wunder, dass der Manager bis zum Transferschluss am 31. Januar noch tätig werden will. Der einzige Wintereinkauf, der peruanische Rechtsaußen Luis Advincula, saß nicht einmal auf der Bank. Müller will jetzt „alles ausloten, was machbar ist“.

Sowohl Müller als auch Kurz klagten: „Angesichts unserer sportlich prekären Situation ist es schwer, eine wirkliche Verstärkung an Land zu ziehen.“ Hoffenheim ist keine Topadresse im deutschen Fußball mehr, und wenn die Mannschaft nicht bald eine Siegesserie hinlegt und sich am Ende vielleicht über die Relegation rettet, dann ist sie nächste Saison nicht einmal mehr erstklassig.

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