Blatters „Befreiungsschlag“ für sich und FIFA

Berlin (dpa) - Joseph Blatter hat seine Rückzugsankündigung nun als „Befreiungsschlag“ für die FIFA und sich selbst bezeichnet.

Blatters „Befreiungsschlag“ für sich und FIFA
Foto: dpa

Er sei auch kein Kandidat bei den Neuwahlen, „sondern der gewählte Präsident“ des Fußball-Weltverbandes, betonte der 79 Jahre alte Schweizer in einem Interview der Zeitung „Walliser Bote“, das am Samstag veröffentlicht wurde.

Mit den Neuwahlen auf einem außerordentlichen Kongress rechnet er nicht mehr in diesem Jahr. „Kaum, zumal zwischen dem 10. und 20. Dezember in Japan noch die Club-WM gespielt wird“, erklärte Blatter. „Ein realistischer Termin für den Kongress ist Anfang 2016“, meinte er. Bislang galt der 16. Dezember als mögliches Datum für die Wahlen. Diese sind notwendig, nachdem Blatter am 2. Juni seinen Rückzug angekündigt hatte.

Abermals betonte der 79-Jährige in dem Interview: „Es war meinerseits kein Rücktritt.“ Er habe sein Mandat als FIFA-Präsident zur Verfügung gestellt. Diese Formulierung hatte Blatter auch bei seiner Erklärung damals in Zürich gewählt. „Was an dem Tag passiert ist, war für den Fußball ein Erdbeben“, sagte Blatter rückblickend.

Mit seinem angekündigten Rückzug hatte Blatter auf den Korruptionsskandal um die FIFA reagiert. Unter anderem wurden im Zuge dessen 14 ranghohe Fußball-Funktionäre festgenommen. Ermittlungen werden in der Schweiz und in den USA geführt. „Es war die einzige Möglichkeit, den Druck, auch denjenigen durch die Sponsoren, von der FIFA und meinen Angestellten zu nehmen. Damit die FIFA und meine Person aus der Schusslinie genommen werden.“

Im Mittelpunkt der Schweizer Untersuchungen stehen die von Beginn an umstrittenen Vergaben der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar. Blatter merkte in dem Interview an: „Rückblickend werfen diese Vergaben tatsächlich Fragen auf.“ Deshalb seien sie auch Gegenstand juristischer Untersuchungen. Blatter wies in dem Zusammenhang noch daraufhin: „Von den damaligen Mitgliedern des Exekutivkomitees, die abgestimmt haben, sind heute nur noch deren neun dabei.“

Nachdem von Blatter nach seiner Ankündigung kaum etwas zu vernehmen gewesen war, hatte er sich in dieser Woche auch schon bei einer Veranstaltung zum künftigen FIFA-Museum bereits wieder in bester Verfassung präsentiert. „Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ich bin weder reif für das Museum noch fürs Wachsfigurenkabinett!“ Nur wer die Vergangenheit kenne, könne die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten, hatte er gesagt.

Und auch der Schweizer Boulevardzeitung „Blick“ hatte er noch einmal bestätigt: „Ich bin nicht zurückgetreten, sondern stelle mein Mandat an einem außerordentlichen Kongress zur Verfügung.“ Blatter war wenige Tage vor seiner Ankündigung, sein Mandat zur Verfügung zu stellen, in seine fünfte Amtszeit an der Spitze der FIFA gewählt worden.

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