Blatter siegessicher: „Kann nicht verlieren“

Zürich (dpa) - Und er bewegt sich doch: Zwei Wochen vor der mit Spannung erwarteten Abstimmung über den FIFA-Thron präsentiert sich Amtsinhaber Joseph Blatter als Reformer. Für seine „Regierung“ will er eine Frauenquote, seinem Herausforderer bin Hammam räumt er keine Siegchancen ein.

Seine jüngste Wahlkampf-Tour führte Blatter nach Serbien, Palästina und Israel. Hier eine Grundsteinlegung, dort eine Eröffnungszeremonie, doch bei seinem Drei-Tages-Besuch in drei Ländern war der 75 Jahre alte Blatter am vergangenen Wochenende nicht nur als Wohltäter des Weltfußballs unterwegs.

Am 1. Juni steht die Abstimmung über den künftigen Präsidenten des Weltverbandes FIFA an - und Amtsinhaber Blatter präsentiert sich als gewiefter Stimmenfänger. „Ich kann die Wahl nicht verlieren“, sagte der seit 13 Jahren regierende Schweizer in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. „Ich habe Vertrauen in mich selbst, und ich vertraue auch den Verbänden, dass sie mich für weitere vier Jahre wählen werden“, betonte er. So paradox es klingen mag: Die jüngsten Korruptionsvorwürfe gegen hochrangige FIFA-Funktionäre scheinen dem Weltverbands-Boss nicht geschadet zu haben. Im Gegenteil.

Während Blatter mit einer nie dagewesenen Öffentlichkeitsoffensive das Angriffsspiel sucht, verharrt sein Herausforderer Mohamed bin Hammam in einer Verteidigungsstrategie. Anstatt zwei Wochen vor der „Schlacht um den FIFA-Thron“, wie es die Schweizer Boulevardzeitung „Blick“ martialisch formulierte, den Amtsinhaber ob des katastrophalen Images des Verbandes zu attackieren, verhält sich der Chef der Asiatischen Fußball-Konföderation erstaunlich ruhig.

Aus Europa, Afrika, Ozeanien und Südamerika kann Blatter bei dem Votum in zwei Wochen im Züricher Kongresshaus mit einer Mehrheit rechnen. Der wieder mit Korruptionsvorwürfen konfrontierte CONCACAF-Präsident Jack Warner hat sich für Nord- und Mittelamerika und die Karibik noch nicht offiziell geäußert - alles andere als eine Nibelungentreue zu Blatter wäre jedoch überraschend. Lediglich in Asien wird der Katarer bin Hammam mehr Stimmen erhalten als Blatter.

So kann sich der 75-jährige Amtsinhaber mit ein bisschen Selbstkritik, reichlich Reformwillen und ganz viel Pathos öffentlich als Mann der Zukunft präsentieren. Mit einer Frauenquote für das Exekutivkomitee, einer Aufwertung der Ethikkommission und einer offensiveren Außendarstellung will er die FIFA in seiner vierten und letzten Amtszeit reformieren. Das immer wieder im Zentrum von Korruptionsvorwürfen stehende Exekutivkomitee will er um eine Person vergrößern - und nicht fast verdoppeln wie bin Hammam.

„Bislang ist das ein Macho-Gebilde mit 24 Mitgliedern. Wir sollten eine Frauenquote fördern und auf 25 erhöhen“, kündigte Blatter an. Mögliche Kandidatin dieser revolutionären Neuerung könnte Lydia Nsekera sein, die Präsidentin des Fußballverbandes von Burundi.

Den Korruptionsvorwürfen gegen hochrangige Funktionäre seines Verbandes kündigte Blatter - wieder einmal - den Kampf an. „Ich verspreche Ihnen: Die Zero-Toleranz wird angewendet. Einfach ist das nicht, denn jede Anschuldigung muss bewiesen werden. Es reicht nicht, aufgrund vom Hören-Sagen einzugreifen“, betonte er und räumte eigene Fehler ein. Die FIFA habe „nicht immer geschickt kommuniziert. Zu viel Tore, Abseits, Elfmeter und zu wenig Wirtschaft, Politik, Menschen. Mea culpa“, sagte der Verbandsboss.

Die Kritik bin Hammams an einem Alleingang Blatters bei der 20-Millionen-Euro-Spende für Interpol wies er zurück. „Ich kann nicht jedes Mal das Exekutivkomitee einberufen. Ich bin ein Exekutiv-Präsident, der vom Exekutivkomitee und auch vom FIFA-Kongress den Auftrag erhalten hat, allen illegalen Machenschaften im Fußball einen Riegel vorzuschieben. Dann muss man mich aber auch machen lassen“, sagte Blatter.

Im Fall seiner Wiederwahl durch die 208 Mitgliedsverbände versprach Blatter neben dem bereits in der „FAZ“ angekündigten „Rat der Weisen“ weitere Schritte: „Wir müssen professioneller arbeiten. Die Ethikkommission muss einen anderen Stellenwert erhalten. Wir werden unsere Kommunikation verbessern. Und wenn der Kongress meint, dass wir unsere Statuten überprüfen sollten, dann bilden wir eine Kommission, die sich darum kümmert. Die kommt dann mit Vorschlägen, was zu ändern ist. Ansonsten wird in der FIFA weiterhin gekämpft für Disziplin, Fairplay und Respekt.“

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