Bayern-Krise kein Problem Bierhoff: Mit gutem Geist zum WM-Ticket

Frankfurt/Main (dpa) - Oliver Bierhoff nutzte gleich die gemeinsame Anreise aus München, um bei Kapitän Thomas Müller und Mats Hummels den Gemütszustand des Bayern-Sextetts zu erforschen.

Bayern-Krise kein Problem: Bierhoff: Mit gutem Geist zum WM-Ticket
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Bei der Ankunft im Teamhotel der Fußball-Nationalmannschaft in Frankfurt konnte der DFB-Teammanager am Dienstag dann beruhigt feststellen: Die Krise beim deutschen Rekordmeister soll keinen Einfluss auf den angestrebten perfekten Abschluss in der WM-Qualifikation in Nordirland und gegen Aserbaidschan haben. „Die Spieler sind entspannt. Sie haben genug solche Situationen miterlebt, sie wissen auch, dass sie durch ihre Leistung das ändern müssen. Die kommen hier mit einem anderen Geist hin“, sagte Bierhoff - ebenfalls sehr entspannt und guten Mutes.

Vor der Partie in Belfast am Donnerstag (20.45 Uhr/RTL) muss Bundestrainer Joachim Löw also anscheinend nicht viel moralische Aufbauhilfe für die Bayern-Fraktion um Rückkehrer Jérôme Boateng leisten. „Wir wollen, dass sich alle wohlfühlen. Ich glaube, es ist schön, aus dem Trott des Vereinslebens rauszukommen, wo es nicht immer leicht ist für viele Spieler“, bemerkte Bierhoff. „Wir wollen souverän die Qualifikation beenden und zwei Siege nach Hause fahren.“

Auch Löw ist bereit für den letzten Schritt zum WM-Ticket. In modischen Turnschuhen im dunklen Tarn-Look sprang der von Fieber und Schnupfen genesene Bundestrainer schwungvoll aus dem Kleinbus des DFB-Fahrdienstes und verschwand in der Villa Kennedy. Im mittlerweile üblichen Schnellverfahren will Löw den nach dem Ausfall von Leipzigs Timo Werner auf 22 Spieler reduzierten Kader fit machen für die Aufgabe im stimmungsvollen Windsor Park von Belfast.

Keine 24 Stunden nach der Zusammenkunft am Main und nach nur einer Trainingseinheit fliegt die DFB-Auswahl am Mittwoch im Charterjet nach Nordirland. „Unser Zeitfenster ist sehr kurz“, gestand Co-Trainer Thomas Schneider. Und in Belfast sind kurzfristige taktische Experimente im Abschlusstraining nicht mehr möglich, da der Gegner Einblick ins Stadion hat.

In Belfast reicht dem Weltmeister-Team schon ein Unentschieden, um das direkte Ticket für das Turnier 2018 in Russland zu sichern. Bei der Mission Titelverteidigung könnte nach derzeitigem Stand schon ein frühes Gruppenduell mit Spanien oder Italien blühen. Im Gegensatz zur DFB-Auswahl sind die Ex-Champions bei der WM-Auslosung am 1. Dezember möglicherweise nämlich nicht im Topf der besten Teams gesetzt.

Nach aktuell bislang acht Siegen in acht Spielen in der optimal verlaufenen Quali-Runde fordert Löw aber erst einmal zum Abschluss eine Fortsetzung der Erfolgsserie. „Wir haben bislang eine sehr starke Qualifikation gespielt, dabei soll es auch bleiben. An unserem Ziel, zehn Siege einzufahren, halten wir fest“, sagte Löw. Eine makellose Qualifikation war Löw zuletzt vor der EM 2012 gelungen.

Etwas überraschend hat er gleich sechs Innenverteidiger in seinen Kader berufen - inklusive Boateng, der nach diversen Verletzungen erstmals seit einem Jahr wieder dabei ist. Gegen die traditionell sehr defensiv ausgerichteten Briten dürfte die Dreierkette mit einem zentralen Abwehr-Trio aber kaum das präferierte System sein. Die Erinnerungen an das 1:0 bei der EM im Sommer 2016 und das 2:0 im Quali-Hinspiel vor einem Jahr lehren: Mit schnellem Spiel über die Flügel muss der Nordiren-Riegel geknackt werden.

Joshua Kimmich sowie Marvin Plattenhardt als Ersatz für den verletzten Jonas Hector sollen auf den Außenbahnen also weit vorne agieren. Löw gibt möglicherweise zudem dem flinken Außenstürmer Leroy Sané eine Comebackchance. Nach dem Ausfall von Leipzigs Werner wegen Problemen mit Kiefer und Halswirbelsäule dürfte Lars Stindl in der Spitze zum Zug kommen, um gemeinsam mit Müller und Julian Draxler in die Defensivkette der kantigen Abwehrhühnen zu stoßen. „Ich glaube, dass es ein unangenehmes Spiel wird, ähnlich wie das Hinspiel. Sie können gut verteidigen, und deswegen werden wir eine gute Leistung brauchen“, sagte Draxler vor dem Training am Dienstag in Frankfurt.

Löw kennt jedenfalls die Herausforderung im Windsor Park: „Dort wird eine besondere Atmosphäre herrschen, die Nordiren werden ihre Mannschaft bedingungslos und über 90 Minuten lautstark anfeuern. Was uns neben dieser Kulisse sportlich erwartet, ergibt sich allein schon aus der Tatsache, dass Nordirland außer im Hinspiel gegen uns ohne Gegentor in der Qualifikation geblieben ist.“

Löw muss im Quali-Endspurt ohne verletzte oder angeschlagene Stammkräfte wie Manuel Neuer, Mesut Özil, Sami Khedira, Jonas Hector oder auch Mario Gomez und Benedikt Höwedes auskommen. Für Bierhoff ist die hohe Ausfallrate keine Ausnahmesituation: „Die Monate Oktober, November sind immer schwer für uns. Jetzt sind wir dankbar, dass wir durch den Confed Cup auch gute Alternativen haben“, sagte der Manager. „Wir haben genug Spieler, die die Qualität haben.“

Die voraussichtliche Aufstellung:

ter Stegen - Kimmich, Rüdiger, Hummels, Plattenhardt - Rudy, Kroos - Sané, Müller, Draxler - Stindl

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