Ballack attackiert Löw heftig - „Scheinheiligkeit“

Düsseldorf (dpa) - Michael Ballack scheidet im Streit und mit harten Vorwürfen gegen Joachim Löw aus der Nationalmannschaft.

Mit einer massiven Attacke auf den Bundestrainer und einem klaren Nein zu einem Abschiedsspiel reagierte der 34-Jährige auf sein von Löw verkündetes Aus im Team des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Das Tischtuch zwischen dem „Capitano“ und seinem Coach ist endgültig zerschnitten.

„Wenn jetzt so getan wird, als sei man mit mir und meiner Rolle als Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft jederzeit offen und ehrlich umgegangen, ist das an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten“, ließ Ballack im Auftrag seines in New York weilenden Beraters Michael Becker über eine Hamburger Anwaltskanzlei am Freitag verbreiten.

Er scheint tief verletzt. Der langjährige Führungsspieler, der nach einem Familienurlaub am 19. Juni beim Trainingsauftakt seines Vereins Bayer Leverkusen erwartet wird, sieht keine Veranlassung mehr dafür, eine Offerte des DFB und dessen Präsidenten Theo Zwanziger anzunehmen.

Ballack bezeichnete es als „Farce“, dass „ein längst vereinbartes Freundschaftsspiel jetzt als Abschied“ deklariert werde. Seine Konsequenz ist eindeutig: Deutschland muss am 10. August in Stuttgart gegen Rekordweltmeister Brasilien auf ihn verzichten: „Ich weiß, dass ich meinen Fans dieses Spiel eigentlich schuldig bin, aber ich kann dieses "Angebot" nicht annehmen.“

DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach nannte es „schade, dass Michael jetzt so reagiert hat. Seit Ende März stand der Bundestrainer ständig mit ihm in Kontakt und hat in aller Offenheit mit Michael über seine sportliche Situation geredet, weil er das verdient hat.“ Alle, besonders Löw, hätten das Angebot eines Abschiedsspiels „total ehrlich gemeint“.

Schon Ende März soll Löw dem Profi von Bayer Leverkusen verkündet haben, auf ihn zu verzichten. Ein angeblich vereinbartes Gespräch über die Modalitäten der Veröffentlichung kam nach DFB-Darstellung aufgrund des Verhaltens von Ballack nicht mehr zustande. Der Mittelfeldspieler hatte die WM 2010 wegen einer Fußverletzung verpasst. Seitdem bestritt er kein Länderspiel mehr.

DFB-Chef Zwanziger hatte bereits seine Zweifel erkennen lassen, als er nach der am Donnerstag verkündeten Löw-Entscheidung meinte, man wolle Ballack „gerne einen würdigen Abschiedsrahmen geben. Aber dazu gehören immer zwei.“

Franz Beckenbauer hatte in der „Bild“ Ballack noch den Rat gegeben, die Offerte Löw/DFB zu akzeptieren: „Irgendwann kommt halt für jeden die Zeit abzutreten. Michael Ballack hat auf jeden Fall einen würdigen Abschied verdient. Ich kann ihm nur empfehlen, das Angebot anzunehmen und sich gegen Brasilien mit einem tollen Spiel zu verabschieden.“

Doch daraus wird wohl nichts. „Form und Inhalt der Nachricht überraschen und enttäuschen mich zugleich, weil sie die vom Bundestrainer mir gegenüber gemachten Aussagen in keinster Weise widerspiegeln“, ließ Ballack wissen und tat damit kund, dass er den Weg zurück zu seinem 99. Länderspiel nicht zu gehen bereit ist.

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