„Azzurri“ feiern Auferstehung: „Bella Italia!“

Rom (dpa) - Für Italiens neuen Fußball-Nationaltrainer Cesare Prandelli war es „das beste Spiel“ unter seiner Ägide, die Zeitungen in der Heimat feierten die Wiederauferstehung der „Squadra Azzura“ nach dem WM-Desaster in Südafrika.

„Che bella Italia!“, frohlockte der „Corriere dello Sport“ nach dem 1:1 gegen die hoch favorisierten Deutschen in Dortmund. In der Neuauflage des WM-Halbfinals von 2006 schlug sich das radikal verjüngte Team des viermaligen Weltmeisters weit besser als erwartet.

„Wir haben uns fast überall verbessert“, sagte Prandelli in Dortmund. Der Nachfolger von Marcello Lippi schien selbst überrascht, dass seinem nicht eingespielten Team die befürchtete „Klatsche“ erspart blieb. „Die Nationalelf ist auf dem richtigen Weg“, lobte die „Gazzetta dello Sport“ das neue Team. Nur Kapitän Gianluigi Buffon und Mittelfeldspieler Daniele De Rossi sind darin von der Berliner Weltmeister-Mannschaft übrig geblieben.

Aber auch ohne Routiniers brachen die „Azzurri“ entgegen aller Prognosen nach Miroslav Kloses frühem Führungstor in der 16. Minute nicht zusammen - dank Prandelli. „Nachdem wir in der ersten Halbzeit unter Druck waren, hat er uns wichtige Ratschläge gegeben“, betonte Kapitän Buffon den Anteil des Trainers am Erfolg.

„Italien ist wieder da“, stellte „Tuttosport“ fest, und die „Gazzetta“ merkte an: „Dieses Unentschieden ist für Prandelli wie ein Sieg.“ Neben dem Coach feierte die größte Sporttageszeitung vor allem Italiens 23-jährigen Torschützen Giuseppe „Pepito“ Rossi: „Er hat Italiens Fußball-Ehre wieder hergestellt!“

Prandelli zollte dem nach der Pause eingewechselten Stürmer des FC Villareal zwar das verdiente Sonderlob, stellte ansonsten aber die Teamleistung heraus. Ganz „Signore“ erwähnte Prandelli mit keinem Wort, dass Schiedsrichter Eric Braamhaar den „Azzurri“ zwei Elfmeter verweigert hatte. Erst dem genialen Antreiber Antonio Cassano, den Per Mertesacker unsanft stoppte, und dann Mattia Cassani, bei dessen Schuss wohl die Hand von Dennis Aogo im Spiel war.

Sein oft grimmiger Vorgänger Lippi hätte sich einen Seitenhieb gegen den Referee wohl nicht verkneifen können. Prandelli nahm es gelassen und präsentierte sich in Dortmund so, wie er es auch von seinen Spielern erwartet: Herzlich, offen und nicht abgehoben. Der schlanke Commissario Tecnico mit den braunen Augen, den dunklen Haaren und seiner Vorliebe für feinen Zwirn wirkte in Dortmund fast wie ein Halbbruder von Joachim Löw.

Während der den etwas leichtfertig verspielten ersten Sieg nach 16 Jahren gegen Italien zu erklären hatte, musste Prandelli die Euphorie bremsen. „Wir haben noch viel zu arbeiten. Noch sind wir längst nicht auf dem Niveau einer seit drei Jahren zusammenspielenden und hervorragend organisierten Top-Mannschaft wie Deutschland“, betonte Prandelli und verabschiedete sich wie ein echter „Signore“ aus Dortmund - lächelnd und mit einem Kompliment an die Gastgeber.

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