Unbequem: Aber Wollitz längst Mister Energie

Cottbus (dpa) - Der Mann ist unbequem, lebt Fußball und ist längst Mister Energie. Claus-Dieter Wollitz ist das neue Gesicht des Lausitzer Vereins, den einst Eduard Geyer auf Deutschlands Fußball-Landkarte gehievt hatte.

Vor elf Jahren war der harte „Ede“ der Vater des Erstliga-Wunders von Cottbus - seit mehr als 20 Monaten gibt in „Pele“ Wollitz ein ganz anderer Trainer-Typ den Ton an. „Der Fußball, der in Cottbus gespielt wurde, hatte für mich so wenig Entwicklungspotenzial“, sagte Wollitz und weiß natürlich, dass ihm solche Aussagen nicht nur Freunde machen da ganz im Osten der Republik. Doch so ist der einstige Profi: Der 45-Jährige geht den direkten Weg, verstellt oder verbiegt sich nicht.

Und so hörte sich auch seine Einschätzung zu einer imponierenden Pokalsaison schon vor dem Halbfinal-Hit beim Zweitliga-Kontrahenten MSV Duisburg anders an, als viele sie erwarteten. Nicht etwa die Siege über drei Erstligisten und das Erreichen der letzten Vier sei sein größter Coup in eineinhalb Jahren als Chefcoach des FC Energie. „Viel höher ist zu bewerten, wie wir hier den Umbruch hinbekommen haben“, betonte Wollitz. Umbruch - das heißt für ihn: weg vom Image des ungeliebten „Fight Clubs“ mit einer Vielzahl osteuropäischer Profis hin zu einem modernen Fußballclub mit lernwilligen, jungen, hungrigen und meist deutschen Profis.

Mit der Zeit eines „Ede“ Geyer will Wollitz die Anforderungen des heutigen Profifußballs nicht vergleichen. „Mir geht es um die Art, wie dort Fußball gespielt wurde“, wiederholte der Energie-Macher jüngst in einem Interview mit dem Internetanbieter SPOX. „Und die war für mich unattraktiv, wenn auch zeitweise recht erfolgreich.“ Wollitz will Offensive, Spielintelligenz, Spektakel - und mit viel Methodik zurück in die erste Liga. „Eine Entwicklung einzuleiten, ist eine wichtige Aufgabe als Fußball-Lehrer.“

Eingeleitet ist diese neue Entwicklung längst. Dauerredner Wollitz kennt dabei nur selten Kompromisse. Der einstige Manager Steffen Heidrich musste mit anderen Vorstellungen ganz schnell das Feld räumen, dessen Nachfolger Michael Feichtenbeiner kannten höchstens Liga-Insider - auch er ist längst weg. Der Macher ist Wollitz, das müssen auch die Fans des FC Energie akzeptieren. Wenn nicht, klagt der Trainer schon mal rigoros fehlende Wertschätzung ein.

Lange hatte sich der Veränderer schwergetan, ob er seine Mission im kleinen Cottbus fortsetzen und seinen Vertrag verlängern soll. Die Imageveränderung beim FC Energie sei noch längst nicht etabliert, vielleicht würde das sogar fünf, sechs Jahre brauchen, prophezeite der Trainer. Vor allem „für meine Spieler“ entschied sich Wollitz schließlich doch zum Weitermachen, vorläufig bis 2013. „Ich versuche, die Mannschaft zu verbessern“, unterstrich Wollitz. „Aber ich versuche auch, mich zu verbessern. Ich rege mich in gewissen Momenten zu schnell auf. Ich muss da ruhiger werden.“ Dass er auch diese Veränderung schafft, scheint indes eher unwahrscheinlich.

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